Schon seit 2019 hat die Peterzeller Straße, eine der meistbefahrenen Verkehrsachsen auf dem Villinger Außenring, ein Nadelöhr. Denn Ende 2018 war festgestellt worden, dass die Stahlträger der 1957 über die Brigach gespannten Brücke bei der Einmündung der Sebastian-Kneipp-Straße stark rostzerfressen sind.

Grund: Beim Bau der Brücke haben die Verantwortlichen auf eine bituminöse Abdeckung der Brücke unter der Fahrbahn verzichtet. So konnte das Streusalz aus dem Winterdienst sein zerstörerisches Werk im Brückenbauwerk verrichten.

Die Stadt hat die Durchfahrt der Brücke zunächst von 45 auf 7,5 Tonnen beschränkt, später sogar auf 3,5 Tonnen. Außerdem wurde die Fahrbahn verengt und Tempo 30 angeordnet. Seither ist die Peterzeller Straße für den Schwerlastverkehr nicht mehr nutzbar.

Das Ärgernis sollte nur von befristeter Dauer sein. Die Stadtverwaltung plante einen Brückenneubau in den Jahren 2023/24. Doch mit dieser Planung geriet das Technische Rathaus völlig ins Schleudern.

Das könnte Sie auch interessieren

Nach dem der Technische Ausschuss 2019 den Planungsbeschluss getroffen hatte und schließlich am 12. Juli diesen Jahres die EU-weite Ausschreibung und die Suche eines Generalplaners empfohlen hatte, kassierte der Gemeinderat am 20. Juli diese Empfehlung in nichtöffentlicher Sitzung wieder ein. Oberbürgermeister Jürgen Roth ließ die Beratung kurzfristig von der öffentlichen Tagesordnung verschwinden.

Unmut über vermeintliche Mehrkosten

Was war passiert? Im Gemeinderat machte sich großer Unmut breit, dass die 2019 bezifferten Kosten von rund drei Millionen auf inzwischen sechs Millionen Euro für den Brückenneubau angewachsen sein sollen. Für Ärger sorgten auch die hohen Kosten für Ingenieurleistungen. Den technischen Ämtern von Baubürgermeister Detlev Bührer wurde fahrlässiger Umgang mit den Steuergeldern vorgehalten.

Die Stadträte verlangten eine Aufhebung der Ausschreibung und die Prüfung, ob die Brücke anstelle eines Neubaus nicht auch kostengünstiger saniert werden kann.

Doch am vergangenen Dienstag in der Sitzung des Technischen Ausschusses, da war alles wieder ganz anders. Das Gremium entschied sich einhellig dafür, nun doch einen Neubau zu realisieren.

Fehlerhafte Kostenkalkulation

Die bemerkenswerten Stimmungsschwankungen in den Gremien, so wurde in der Sitzung ausgeführt, seien vor allem durch fehlerhafte Kostenkalkulationen und unzureichenden Informationen entstanden. Erst bei einem Ortstermin auf der Brücke Anfang September, so berichteten mehrere Fraktionssprecher, sei man umfassend informiert worden.

Vor Ort wurde allen Entscheidungsträgern klar, dass eine Sanierung der Brücke nicht in Frage kommt. Angesichts steigender Hochwasseranforderungen an Brückenbauwerke in Zeiten des Klimawandels wäre die Gefahr zu groß, dass eine sanierte Brücke bis in zehn bis 20 Jahren ein weiteres Mal saniert oder ganz neu gebaut werden müsste. Das Risiko will keiner eingehen.

Brutto mit netto verwechselt?

Zum anderen erklärt die Verwaltung jetzt, dass bei der vorgelegten Kostenkalkulation von 2019 offenbar brutto mit netto (mit und ohne Mehrwertsteuer) verwechselt worden sei. Baubürgermeister Detlev Bührer bezifferte die Kostenschätzung für einen Neubau aktuell auf rund 3,7 Millionen Euro.

Nach diesen Klärungen empfahl das Gremium einstimmig, die bisherige Ausschreibung der Brückenplanung aufzuheben, um verschiedene zusätzliche Variantenplanungen zu ermöglichen.

Der Wehrmutstropfen dieses aufwändigen Klärungsprozesses: Der für 2023 geplante Baustart ist jetzt zeitlich nicht mehr drin. Die erneute Vorbereitung und Durchführung eines europaweiten Vergabeverfahrens brauche Zeit, so die Verwaltung, ebenso die Beantragung von Fördermitteln.

Die Brücke wird damit frühestens 2025 fertig sein. Im selben Jahr ist aber auch die Erneuerung der Kirnacher Straße geplant. Beide Straßen will die Stadt aber nicht zeitgleich mit Baumaßnahmen blockieren. Sonst würde der Verkehr auf dem Außenring kollabieren.

Blick in die Kirnacher Straße in Villingen. Sie soll nun bereits 2023 komplett saniert werden.
Blick in die Kirnacher Straße in Villingen. Sie soll nun bereits 2023 komplett saniert werden. | Bild: Block, Andreas

Daher soll nun die Sanierung der Kirnacher Straße auf 2023 vorgezogen werden. Anschließend ist der Brückenbau in der Peterzeller Straße in 2024 und 2025 vorgesehen. Die Sanierung und der Umbau der Richthofenstraße soll wie geplant 2026 erfolgen. Der Technische Ausschuss empfahl diese Vorgehensweise einstimmig als Beschluss für den Gemeinderat.

Das könnte Sie auch interessieren