Manchmal darf man sich schon die Frage stellen, was würde ich tun, wenn eine faschistische Diktatur in Deutschland die Macht übernehmen will? Dieser Gedanke mag abstrus klingen, doch in der viel gescholtenen Weimarer Republik standen Menschen genau vor dieser Frage, als ein bis dato unbekannter, gescheiterter Kunstmaler mit Hilfe einiger Steigbügelhalter das Dritte Reich ausrufen konnte. Dass es damals jedoch Menschen gab, die sich mit dem Widerstand beschäftigten, die sich nicht fatalistisch in ihrem Sessel zurücklehnten und den Dingen ihren Lauf ließen, mit diesem Umstand beschäftigt sich die Wanderausstellung „Was konnten sie tun?“, die jetzt im Franziskanermuseum eröffnet wurde.
Tod wegen Flugblättern oder Klebezetteln
Hans und Sophie Scholl, Graf zu Staufenberg – das sind Namen, die im Zusammenhang mit dem Widerstand zur Nazidiktatur geläufig sein dürften. Aber wer hat schon jemals von Elise Hampel gehört, die mit Flugblättern dazu aufrief, den Kriegsdienst zu verweigern und dafür 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde, gehört? Oder von Liane Berkowitz, die mit gerade 19 Jahren von den Nazis wegen der Verteilung einiger Klebezettel ermordet worden war? Es sind nur zwei von insgesamt 25 Menschen, deren Geschichten in der Ausstellung im Franziskanermuseum erzählt werden.
Diese Bilder gehen unter die Haut
Die Bilder der Männer und Frauen – meist junge Menschen, ihre Lebensgeschichte und ihre unterschiedlichen Formen des Widerstandes gegen das Unrechtsregime im Dritten Reich gehen unter die Haut. Denn es sind eindringliche Zeitzeugnisse, die zeigen, dass man auch als „einfacher“ Bürger immer die Gelegenheit hat, Stellung zu beziehen. Allerdings hatte dies, was nicht verschwiegen werden soll, für 23 der gezeigten Personen tödliche Konsequenzen.
Ewald Huths letzter Brief
Um die Wirkung zu unterstreichen sind in Glasvitrinen persönliche Gegenstände wie die Aktentasche von Josef Heid, dem Sozialdemokraten aus Schwenningen, oder ein letzter Brief des Villinger Organisten Ewald Huth ausgestellt.
Schwierig für Schulklassen
Auf die Frage, ob auch Schulklassen zu der Ausstellung eingeladen seien, antwortet Museumsleiterin Anita Auer mit Blick auf die Einschränkungen vorsichtig: „Es wäre schön, wenn junge Menschen ebenfalls kommen würden, aber hinsichtlich der Situation um Corona ist es schwierig, hier mit großen Gruppen hindurch zu gehen. Auch bei uns im Museum gelten die Hygienevorschriften.“
Führungen an den Sonntagen
Es ist dem Engagement von Friedrich Engelke, Wolfgang Heitner sowie anderen Mitgliedern des Vereins Pro Stolpersteine Villingen-Schwenningen zu verdanken, dass diese Ausstellung aus Berlin ihren Weg auch in die Doppelstadt gefunden hat. Und Engelke und Heitner sind es auch, die an den kommenden Sonntagen jeweils um 15 Uhr eine kostenfreie Führung durch die Ausstellung anbieten werden.