Die schwarzen Balken des ausgebrannten Dachstuhls ragen in den Himmel. Ein leichter Brandgeruch liegt immer noch in der Luft. Die Fenster sind zersplittert, die Glasscherben knacken unter den Schuhen. Die Eingänge sind zugesperrt, Graffitis auf Mauern und Innenwände gesprüht. Was geschieht nun mit der alten Villinger Jugendherberge, dieser traurigen Brandruine?
Gerodet ist die Fläche schon, jetzt sind Bäume und Sträucher weg. Nun können die asbesthaltigen Teile ausgebaut werden, dann sollen die Abrissbagger rollen. Wann sie das tun, ist aber noch nicht klar.

Die Stadt will die Fläche schnell für eine Wohnbebauung zur Verfügung stellen. Das wird in einer Sitzung des Technischen Ausschusses deutlich. Die Stadträte debattieren Mitte November über eine Liste mit Flächen, die die Stadtverwaltung schnell bereitstellen kann. Darunter: die St. Georgener Straße mit dem Flurstück 1080.
Doch noch neue Jugendherberge?
Das knapp 14.000 Quadratmeter große Grundstück wird derzeit auf Wohnverträglichkeit geprüft. Immerhin verläuft die Bundesstraße 33 in der Nähe. Selbst ein Standort für eine neue Jugendherberge ist noch gekennzeichnet.
Ob das eine realistische Option ist? Offensichtlich immer noch, denn die Stadtverwaltung antwortet auf eine Anfrage: „Weiter konkretisierende Überlegungen beziehungsweise Planungen für das Flurstück 1080 gibt es aktuell keine.“
Für den bevorstehenden Abbruch werden derzeit die Ausschreibungsunterlagen erstellt, berichtet Verwaltungssprecherin Madlen Falke. Asbesthaltige Bauteile würden im Zuge des Abbrisses fachmännisch ausgebaut und entsorgt.

Der komplette Abbruch werde in Zusammenarbeit mit der Versicherung abgewickelt und abgerechnet – das heißt, dass hierzu noch keine genau Kosteneinschätzung vorliegt. Vor dem Brand ist die Stadtverwaltung allerdings von 240.000 Euro ausgegangen.
In der Nacht zum 30. August musste bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Feuerwehr anrücken. Der Dachstuhl stand in Vollbrand, über dem Gebäude baute sich eine 25 Meter hohe Feuerwand auf.
Betreten selbst für Polizei zu gefährlich

Seitdem ist das Haus eine Brandruine. Der Verdacht der Brandstiftung bleibe bestehen, da keine brandauslösenden Installationen, zum Beispiel Elektrik in den Innenräumen, angeschlossen seien, berichtet Polizeisprecher Dieter Popp. Wo genau das Feuer entstand, konnte nicht festgestellt werden, da das Gebäude nicht „gefahrlos betreten“ werden kann. Täter wurden bislang nicht ermittelt.
Die Jugendherberge steht bereits seit dem Frühjahr 2017 leer, nachdem das Deutsche Jugendherbergswerk den Betrieb einstellte. Der Grund war eine Nutzungsuntersagung durch die Behörden nach einer Brandverhütungsschau. Das Gelände fiel dann an die Stadt zurück.
Seitdem war das Gebäude eine Zeit lang von der Bundespolizei als Übungsort genutzt worden, auch Jugendliche sollen im Sommer den Bereich öfters besucht haben. Er wurde als „Lost Place“, als ein verlassener Ort bekannt. Das Areal ist aktuell nicht mehr durch einen Bauzaun gesichert.