Über die Klagen der Stadtverwaltung und der örtlichen Schulen über zu wenig Corona-Schnelltests für die Schüler in Villingen-Schwenningen (der SÜDKURIER berichtete), kann sich Martin Weidinger nur wundern. In seinem Lager liegen tausende Schnelltests vorrätig. „Ich biete der Stadt seit vier Wochen solche Schnelltests an“, schildert der Vertriebsmann aus Villingen. „Wir könnten der Stadt sofort 15 000 Tests auf den Tisch legen.“ Doch auf seine Offerten habe die Stadt bisher nicht reagiert.

Weidinger arbeitet für die Firma Novaday Nord, ein kleines Unternehmen, das im Villinger Technologiepark am Krebsgraben zu Hause ist und im Kerngeschäft eigentlich Außen- und Büroleuchten verkauft. Über seine China-Kontakte bekam der Betrieb in Corona-Zeiten vor einigen Monaten aber auch direkten Zugang zu einem deutschen Importeur, der medizinische Masken sowie Corona-Schnelltests einführt, unter anderem vom chinesischen Hersteller Lyher.

Martin Weidinger handelt mit medizinischen Schutzmasken und Corona-Schnelltests.
Martin Weidinger handelt mit medizinischen Schutzmasken und Corona-Schnelltests. | Bild: Hans-Juergen Goetz

In den vergangenen drei Wochen habe er von diesen Antigen-Schnelltests, die zum Selbertesten auch für Laien geeignet sind, rund 60 000 Stück verkauft, berichtet er dem SÜDKURIER. Zu seinen Kunden zählen Kommunen wie Unterkirnach, Meßstetten und Balingen, aber auch zahlreiche Firmen aus Villingen-Schwenningen und der Region, örtliche Apotheken, die Duale Hochschule in Schwenningen und zahlreiche Privatpersonen. Sein Plus: Weidinger bekommt regelmäßig wöchentlich per Luftfracht größere Mengen aus China geliefert.

Corona Schnelltests bei Martin Weidinger.
Corona Schnelltests bei Martin Weidinger. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Weidinger schilderte weiter, er habe die Tests auch dem Landratsamt und dem zuständigen Schulamt angeboten. Dort sei ihm beschieden worden, man habe genügend Tests. Bei der Nachfrage an den Schulen wiederum, so berichtet Weidinger, habe er erfahren, dass dies nur für die Schnelltests der Lehrer der Fall war. Für die Schüler hatten die Schulen bis Mittwoch noch überhaupt keine Lieferungen erhalten.

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Dem Geschäftsmann ist „nicht nachvollziehbar“, warum er als örtlicher Lieferant ignoriert werde, während Schnelltests an den Schulen offenbar Mangelware seien.

Für die Stadt eine Preisfrage

Die Stadtverwaltung weist die Kritik dagegen zurück. Die Firma Novaday sei vor Ostern ebenfalls von der Stadt aufgefordert worden, ein Angebot abzugeben, berichtete Rathaussprecherin Oxana Brunner. Allerdings sei dieses Angebot im Vergleich zu anderen Mitbewerbern nicht das beste, sprich das günstigste gewesen. Die Stadt sei aber verpflichtet, mehrere Vergleichsangebote einzuholen, um mit den Steuergeldern der Bürger wirtschaftlich umzugehen.

Neue Schnelltests angekommen

Das Rennen habe in diesem Falle ein anderes Unternehmen gemacht. Gestern seien nun 10 000 der bestellten 15 000 Schnelltest dieses Lieferanten bei der Stadt eingegangen, berichtete Brunner. Diese sollen nun an die Schulen ausgeliefert werden.

Bei diesen herrschte gestern allerdings Ernüchterung, nach dem sich herausstellt hatte, dass die 8800 vom Land beschafften Schnelltests, die am Mittwoch an die Schulen ausgeliefert wurden, nicht der erwartete Vorrat für eine Woche, sondern für zwei Wochen war. Einige Schulleiter äußerte daher intern ihre Auffassung, dass es mit diesem Schnelltestmangel kaum noch Sinn macht, die Hälfte der Schüler, wie geplant, nächste Woche in den Präsenzunterricht zu holen. Bleiben damit die Schulen zu und die Schüler wie vor den Osterferien zu Hause im Fernunterricht? Diese Befürchtung könnte sich durch die aktuelle Belieferung der 10 000 Tests nun erledigt haben.

Bleiben die Schulen zu?

Allerdings steht die vom Land geplante Öffnung der Schulen ohnehin auf tönernen Füßen. Denn die Infektionslage im Land wie auch im Landkreis Schwarzwald-Baar spitzt sich täglich zu. Der Inzidenzwert steigt täglich um zehn Prozentpunkte und hat am Mittwoch den Wert 150 im Landkreis überschritten. Ab dem Wert von 200 droht eventuell die „Notbremse“ der Bundesregierung, zumindest aber eine vom Land verfügte Schließung von Schulen und Kindergärten. „Wir fragen uns, ob wir nächste Woche die Schulen für Präsenzunterricht überhaupt öffnen sollen“, sagt Rektor Alexander Hermann von Bickebergschule. Gespannt blicken die Schulleiter jetzt Richtung Kultusministerium Stuttgart, wo sich die Verantwortlichen aktuell intensiv mit der Infektionslage befassen.

Was die Firma Novaday angeht, hat sich die Stadtverwaltung übrigens am Donnerstag mit dem Unternehmen in Verbindung gesetzt, sich über die Preise und über die Liefermöglichkeiten erkundigt. Offenbar ist auch der Stadt an zuverlässigen und regelmäßigen Liefermöglichkeiten gelegen.