Hartmut Ketterer

In aller Munde ist derzeit der Wolf. Dabei sollte dem vom Aussterben bedrohten Auerhuhn mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, finden Bernhard Scherer aus St. Georgen, Mitglied im Naturschutzbund (Nabu) Schwarzwald-Baar, und der Hammereisenbacher Förster Michael Willmann. Als eindeutige Beweise dafür, dass etwas unternommen werden muss, führen sie die Bestandszahlen an. So wurden im gesamten Schwarzwald im Jahr 2016 noch 206 Auerhahnpaare gesichtet. 2017 registrierte man 182 Auerhahnpaare und für dieses Jahr seien es bis jetzt 167.

Grundlage dieser Bestände ist, so wird errechnet, dass es immer so viele Auerhühner gibt, wie Auerhähne gesichtet werden. Die Bestände seien also eindeutig auf dem Rückzug. Es würden deshalb Pflegemaßnahmen im Wald unternommen, damit das Auerhuhn geeignetere Lebensräume vorfinde.

Sonnendurchflutete Freiflächen

Bernhard Scherer beschäftigt sich schon seit rund 45 Jahren ehrenamtlich mit Auerhühnern. Michael Willmann liegt es ebenfalls am Herzen, das Aussterben dieses schwarzwaldtypischen Vogels zu verhindern. Willmann hat, unterstützt von Scherer, in den letzten drei Jahren jährlich zehn Hektar Waldflächen bearbeitet. Dabei wird Kleinholz entfernt, und es werden Stauden gefällt. So entstehen sonnendurchflutete Freiflächen, die das Auerhuhn dringend brauche. Da das Auerhuhn kein guter Flieger ist, hält es sich vorwiegend am Boden auf. Das zeigt sich auch, wenn der scheue Vogel gestört wird. Er fliegt nicht davon, sondern verkriecht sich lieber im Unterholz. Dichte Wälder meidet das Auerhuhn.

Vor einer Auerhuhn-Freifläche unterhält sich die Landtagsabgeordnete Martina Braun (von links) mit Nabu-Mitglied Bernhard Scherer und ...
Vor einer Auerhuhn-Freifläche unterhält sich die Landtagsabgeordnete Martina Braun (von links) mit Nabu-Mitglied Bernhard Scherer und Förster Michael Willmann. | Bild: Hartmut Ketterer

In den Freiflächen findet das Auerhuhn auch seine Nahrung. Das sind in den Sommermonaten Heidelbeerblätter und Beeren und im Winter Nadeln und Knospen von Kiefern, Fichten, Tannen und Buchen. Mit im Boot haben Scherer und Willmann bei ihren Bemühungen auch Martina Braun. Die Landtagsabgeordnete informierte sich zu diesem Zweck bei Veranstaltungen und Exkursionen, um zu erfahren, was auf politischer Ebene begleitend zu tun wäre, um die Auerhuhnbestände zu stabilisieren, oder mit welchen Maßnahmen sogar für Nachwuchs gesorgt werden könnte. Aktuell traf sich Braun mit Scherer und Willmann bei einer Begehung im Hammereisenbacher Staatswald, um zu sehen, was bisher gemacht wurde.

Programm „Lücken für Küken“

Hierbei informierte Braun über die momentane Auerhuhn-Freiflächenkampagne, „Lücken für Küken“. Dies zielt darauf ab, dass der Waldboden von hohem Bewuchs befreit und Sonneneinstrahlung ermöglicht wird. Küken erleichtert das die Nahrungssuche, und sie profitieren von den erwärmten Stellen.

Geld für Waldbesitzer

Hilfe gibt es mittlerweile auch von staatlicher Seite. Die forstliche Versuchsanstalt Freiburg (FVA), eine Einrichtung des Landes Baden-Württemberg, hat ein neues Förderprogramm ausgeschrieben. Da können Privatwaldbesitzer finanzielle Unterstützung bekommen, wenn sie für das Auerhuhn geeignete Flächen schaffen. Bei Interesse können sich die Waldbesitzer mit Förster Michael Willmann in Verbindung setzen.

Ganzes Jahr Schonzeit

In Deutschland steht das Auerhuhn bundesweit als vom Aussterben bedrohte Vogelart auf der Roten Liste und unterliegt einer ganzjährigen Schonzeit. Im Nationalpark Schwarzwald hat sich ein relativ stabiler größerer Bestand erhalten, wogegen die Gesamtpopulation im Schwarzwald jedoch weiterhin rückläufig ist. Fuchs, Baummarder, Habicht und Schwarzwild sind die natürlichen Feinde des Auerhuhnes.

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