Vöhrenbach Die Besucher strömten schon lange vor Beginn in die Stadthalle, um dem Schriftsteller Wladimir Kaminer möglichst nahe zu sitzen. Sie konnten ihn bereits am Halleneingang kennenlernen. Dort saß er mit seinen unzähligen Büchern an einem langen Tisch und signierte gerne die gekauften Exemplare.
Bürgermeister Heiko Wehrle zeigte sich erfreut über den guten Besuch und grüßte von der Bühne herunter die mehr als 280 Personen im der Halle. Er dankte seiner Assistentin Tanja Erhardt, die an dem Erfolg beteiligt ist. Vielleicht ist es möglich, künftig öfter solche Veranstaltungen nach Vöhrenbach zu bringen, meinte der Bürgermeister.
Wladimir Kaminer sprang gut gelaunt die Stufen hoch auf die Bühne ans Mikrofon. Braun gebrannt ist er von einer Veranstaltung auf einem Zahnarztkongress von der Insel Mallorca gekommen. Aus seinen Augen ein verschmitztes Lächeln, als ob ihm ein Schalk im Nacken sitzt. Aus seinen unzählig veröffentlichten Werken hätte er stundenlang berichten können. Er beschränkte sich jedoch auf einige Bücher. Den Zuhörern bereitete alles äußerste Freude und entlockte ständig Lacher. Es ist kein Wunder, dass Kaminer seit Jahren große Erfolge feiert und laufend auf Lesetour unterwegs ist.
Er berichtet von seinen zwei Kindern, von seiner Frau und seiner 94-jährigen Mutter. Sie sind nach seinen Erfolgen mit „Russendisco“ und „Mein Leben im Schrebergarten“ von Berlin nach Brandenburg gezogen. Es ist ein kleines Dorf mit 118 Einwohnern. „Sie sehen dort niemanden, aber das Dorf sieht sie“, meint der Schriftsteller. In dem Ort gibt es eine Bushaltestelle, aber keinen Bus, der dort hält.
Über seine Mutter erzählt er in dem Buch „Wie sag ich‘s meiner Mutter“. Der Sohn ist mit der Oma in einen Naturkostladen einkaufen gegangen. Jetzt hat sie Produkte daheim und kann zu jedem etwas erzählen. Das Himalaya-Salz soll angeblich 1000 Jahre haltbar sein, auf der Packung steht jedoch ein Verfallsdatum von 8/2024.
Aus seinem aktuellen Werk „Mahlzeit! Geschichten von Europas Tischen“ entführt er die Besucher in den Oldenburger Kreis. Zum traditionellen Grünkohl- und Pinkelessen kommt er sich wie bei einer russischen Silvesterparty vor. Alle 100 Meter wird bei der Wanderung ein Schnaps getrunken. Von den 200 Personen kommen etwa 100 beim Essen an oder haben keinen Hunger mehr. Total erstaunt ist der Schriftsteller, dass in der Pfalz alle Innereien der geschlachteten Tiere verwertet werden.
Der Bestsellerautor hat auf der Bühne charismatisch erzählt, die Zuhörer zum Lachen, aber auch zum Nachdenken gebracht. In einer Zeit von zwei Stunden ist es ihm gelungen, den Anwesenden einen vergnüglichen Abend zu bereiten. Der lange Applaus verdeutlichte dies und war ihm Dank.