Fabian Wilhelmsen redet nicht drum herum: „Bis zum 7. Mai ist Funkstille“, sagt der Trainer des Türkischen SV Singen. Ähnlich drückt es Mohamed Karaki aus: „Die Freundschaft muss für 90 Minuten ruhen“, betont der Sportliche Leiter des SC Konstanz-Wollmatingen vor dem Bezirksliga-Spitzenspiel am Samstag auf dem Fürstenberg-Sportplatz gegen die Mannschaft, die von seinem besten Kumpel trainiert wird.

Freundschaft seit drei Jahrzehnten

Nur zwei Monate ist Karaki älter als Wilhelmsen. Die beiden gingen in den gleichen Kindergarten, spielten in der Freizeit als kleine Burschen freilich gemeinsam Fußball. Bis heute haben sie fast täglich miteinander Kontakt – meist geht es natürlich um das runde Leder.

Wenn die Freundschaft 90 Minuten ruht: Fabian Wilhelmsen und Mohamed Karaki im Duell um Platz eins Video: Julian Widmann

Beim FC Konstanz in der A-Jugend

Und auch auf Vereinsebene standen sie mal gemeinsam auf dem Platz – vor gut 15 Jahren, in der A-Jugend des FC Konstanz: „Wir sind eigentlich schon immer beste Freunde. Das ist auch nicht abgebrochen, als ich in Karlsruhe gelebt und Fußball gespielt habe“, sagt der 35 Jahre alte Wilhelmsen, der am Samstag die Chance hat, mit seinem Team den Sportclub von der Tabellenspitze zu verdrängen.

Vorentscheidung? Big Point!

„Von einer Vorentscheidung würde ich auf keinen Fall sprechen. Aber dass ein Sieg in dieser Partie in dieser Phase der Saison natürlich ein Big Point wäre, ist ja klar“, so der Coach der Singener, die in der vergangenen Woche den FC Öhningen-Gaienhofen mit 2:0 besiegten und durch ihr vermeintlich leichtes Restprogramm eine gute Ausgangsposition für den Aufstieg in die Landesliga haben.

Karaki, seit März 36 Jahre alt, hat zur Rückrunde das Amt des Sportlichen Leiters bei den Konstanzern inne – ist also Teil des großen Umbruchs in der Führungsetage des Vereins. Ein Unbekannter ist er beim Sportclub aber natürlich keinesfalls.

Karaki ein Konstanzer durch und durch

„Nudi“, wie er gennant wird, trainierte schon sämtliche Jugend- sowie beide Herrenmannschaften. Zwischenzeitlich war er auch Jugendleiter: „Ich wünsche Fabi natürlich den Aufstieg. Das ist ja klar, dass man seinen Freunden den Erfolg gönnt. Aber ich möchte auch, dass er am Samstagabend ohne Punkt unser Sportgelände verlässt“, sagt Karaki und schmunzelt dabei.

Wie reagiert Wilhelmsen auf diese Aussage seines Kumpels beim Gespräch mit dem SÜDKURIER? Der 35-Jährige, der den TSV Singen nach dem Fehlstart zurück in die Spur brachte, nimmt sie entspannt zur Kenntnis: „Nudi (Karaki) gießt da gerne Öl ins Feuer, ich kenne ihn ja. Ich sehe das ein bisschen entspannter. Wobei natürlich auch wir das klare Ziel haben, das Spiel zu gewinnen“, sagt der Singener Trainer, der gegen „die spielerisch stärkste Mannschaft“ eine Partie auf Augenhöhe erwartet – ähnlich wie in der Hinrunde, als die Singener durch einen Treffer von Marcel Simsek in letzter Sekunde einen 2:1-Sieg feierten.

Beim Spiel aus dem Weg gehen

Gesprochen haben die beiden Kumpels vorab schon darüber, wie nah sie denn am Samstag beieinander stehen werden. Denn Mohamed Karaki weiß: „Wenn auf dem Fürstenberg-Sportplatz beide Trainerteams mit ihren Ersatzspielern auf der selben Seite sind, ist es schon sehr eng“, sagt der 36-Jährige. Und daher stellt Wilhelmsen klar: „Wenn es nicht regnet und keine 40 Grad hat, werden wir auf die gegenüberliegende Seite stehen.“

So können sich auch die beiden Kumpels leicht aus dem Weg gehen – bis die Spitzenpartie vorbei ist. Dann darf man sich wieder über Punkte für seinen Kumpel freuen: „Mir wäre am liebsten, wenn am Ende beide Mannschaften aufsteigen“, sagt Nudi Karaki.