„So etwas habe ich noch nie erlebt. Total verrückt“, sagte Patrick Enz nach dem 6:5-Heimsieg des SV Allensbach gegen den SC Markdorf in der Bezirksliga. Damit sprach der Aushilfstorhüter der Gastgeber den meisten Zuschauern, die das wilde Hin und Her verfolgt haben, aus der Seele. Elf Treffer, drei verschiedene Torhüter, drei Platzverweise. Total verrückt.
Verrückt war die Achterbahnfahrt des Spielverlaufs. Nach 20 Minuten sah alles nach einem Auswärtssieg der favorisierten Markdorfer aus, die durch zwei Tore von Austyn Adefeyiju mit 2:0 führten. Dann drehten die Allensbacher binnen sechs Minuten die Partie. Nicolas Braun und zweimal Sascha Kröner trafen – und es stand 3:2.
Noch vor der Pause glich Adefeyiju aus und Johannes Walleser traf zum 4:3. Nach dem Seitenwechsel die nächste Wende. Nach dem 4:4 von Lukas Zurell und dem 4:5 von Zie Kane in der 83. Minute mussten die Gäste die Führung nur über die Zeit bringen, oder? Weit gefehlt.
„Die Mannschaft hat es gut gemacht, hat richtig gut gekämpft“, sagte Enz, dessen Allensbacher erst das 5:5 von Lars Muffler in der 87. Minute und das kaum mehr für möglich gehaltene 6:5 in der Nachspielzeit von Yannick Suckow frenetisch feierten. „Den Lucky Punch nehmen wir mit“, sagte Stürmer Enz, der trotz Sommerwetters Handschuhe trug.
Starker Auftritt in fremder Rolle
Verrückt war auch, dass er überhaupt ins Tor musste – als dritter Allensbacher Keeper des Nachmittags. Kurz vor der Pause wurde Clemens Roeder verletzt ausgewechselt. Für ihn zog sich eilig Alexander Tast um, der zuvor mit der Reserve dem TV Konstanz II unterlegen war. 20 Minuten dauerte Tasts zweiter Einsatz des Tages, ehe er wegen einer Notbremse die Rote Karte sah und Feldspieler Enz zwischen die Pfosten ging.
„In der A-Jugend war ich Torhüter, aber das ist auch schon zwölf Jahre her“, sagte der 29-Jährige, „ein bisschen was ist hängengeblieben, aber meine Hauptaufgabe ist es natürlich nicht.“ Wirkliches Neuland war es aber auch nicht, schließlich war es bereits Enz‘ vierter Torwarteinsatz in dieser Saison.
„Am Ende hatten wir ein bisschen Glück, dass Markdorf nicht mehr so gefährlich wurde“, sagte der Stürmer, der bis auf zwei Jahre beim FC Steißlingen und eine Saison bei der SG Dettingen-Dingelsdorf immer das Trikot des SV Allensbach trug – manchmal auch das des Torwarts.