Es ist eine Situation, an die sich seine langjährigen Teamkollegen und die Zuschauer des Hegauer FV erst einmal gewöhnen müssen. Auch Antonio Greco selbst. Nun sagt er „Arrivederci“. Denn Greco will einen Neuanfang wagen – beim Ligakonkurrenten VfR Stockach, dem er sich nun anschließt.
Greco ist 30, hat als Amateurfußballer bereits viel erlebt. Einige Kicker in seinem Alter denken ans Aufhören. Er selbst sei keine Ausnahme: „Natürlich fragst du dich, wie lange es noch geht, ob du weitermachen kannst.“ Doch der Italiener will es noch mal wissen, um „ein paar Prozente mehr“ aus sich herauszuholen.
Tore sind garantiert
Den Landesliga-Verbleib hat sich der Hegauer FV gesichert. Greco darf sich also auf zwei Duelle gegen seinen langjährigen Ex-Club freuen. Bereits zu Zeiten des VfR Engen, aus dem durch die Fusion mit dem FC Welschingen-Binningen im Jahr 2007 der Hegauer FV entstand, kickte er mit. Wie das wohl wird, nach rund 20 Jahren beim gleichen Verein plötzlich gegen seine Kollegen zu spielen? „So weit bin ich tatsächlich noch nicht“, sagt der 30-Jährige und lacht dabei. Und er versichert: „Ein Teil von mir bleibt für immer blau-weiß.“
Aber er kann sich gut an vergangene Begegnungen erinnern: „Das waren immer besondere Spiele. Es gab oft ein 3:3 oder sogar ein 4:4.“ Tore dürften demnach garantiert sein, vielleicht sogar eins von Greco selbst? Immerhin ist die Sturmspitze seine Lieblingsposition. „Da fühle ich mich am wohlsten“, sagt der Familienvater.
Wohl fühlte er sich auch beim Hegauer FV. Zehn Jahre lang ging er für seinen Heimatclub auf Torejagd. Der Abschied falle ihm sehr schwer. Er könne auch kein schlechtes Wort über den Hegauer FV verlieren. Was ihn über die Jahre hinweg freute: „Der Kader war eingespielt. Wir setzten mehr auf eigene Jugendspieler, statt viele Neue zu uns zu holen“, sagt er.
In Stockach sehe das anders aus. Greco sei einer von mehreren Neuzugängen für die kommende Spielzeit. Fest steht für ihn: „So gut wie in der kommenden Saison war die Landesliga, glaube ich, noch nie.“ Mit den Absteigern aus der Verbandsliga sowie den Aufsteigern aus der Bezirksliga sei auf jeden Fall zu rechnen.

Für sein neues Team sieht er gute Chancen, oben mitzuspielen. Die Qualität der Mannschaft sei hoch, die Arbeit von Trainer Ertan Tasdemirci stark. „Am Telefon hat er mir sein Trainingskonzept vorgestellt und erklärt“, sagt der 30-Jährige, der vom VfR bisher nur Stürmer Marius Henkel auch außerhalb des Platzes gut kennt. Auch er habe Greco bereits oft davon berichtet, dass Tasdermici seinen Spielern immer 100 Prozent abverlange. „Das ist wichtig für ein Team“, betont Greco, der darauf hofft, verletzungsfrei zu bleiben.
Denn von Ausfällen blieb er nicht verschont. „Ich hatte mir damals einen Wirbel gebrochen und wurde operiert. Ich fiel mehrere Monate aus“, erinnert er sich. Doch er hatte Glück im Unglück: Zum Bruch kam es weit unten am Rücken. „Wenn ich mich bewegt habe, bemerkte ich davon nicht viel“, berichtet der Stürmer. Er habe lange pausieren müssen, ging sehr oft ins Fitnessstudio.
Ist es das italienische Temperament?
Von dieser schweren Verletzung ließ er sich aber nicht aufhalten. Alles sei mit der Zeit gut zusammengewachsen und er kämpfte sich wieder ins Team zurück. Heute sagt er mit Überzeugung: „Mir geht es gut“. Greco ist, wie er sagt, ein robuster Spieler und „gefährlich im Strafraum“ – wie sein Idol Karim Benzema. Allerdings gibt Greco auch zu: „Ich bin nicht immer der Ruhigste auf dem Feld.“
Kommt da etwa das italienische Temperament zum Vorschein? „Ja, so ist es“, sagt Greco lachend. Seine Bindung zur „zweiten Heimat“ ist sehr eng. Selbstverständlich liebt er Pasta, fährt oft in den Heimatort seiner Verwandtschaft, nach Caselle in Pittari. Ein kleines Dorf in der Provinz von Salerno. „Das ist übrigens die Partnerstadt von Gottmadingen“, erzählt er. So sei der Heimat zumindest ein bisschen immer ganz nah, zumal er obendrein ein großer Fan der glorreichen AC Mailand ist – wie der Rest seiner Familie auch.
Familie und Fußball seien bisher immer gut vereinbar gewesen, berichtet der gelernte Einzelhandelskaufmann, der inzwischen aber als Maschinen- und Anlagenführer tätig ist.
Doch woher kommt die Motivation, nach zehn Jahren in Engen und einer langen Verletzungspause einen Neustart zu wagen? „Wenn du zu früh aufhörst, könntest du es im Nachhinein bereuen“, sagt er. Und das möchte er nicht. „Ich weiß, da ist noch etwas, das ich aus mir herausholen kann. Ein Tapetenwechsel kann da sehr guttun.“ Dass er sich an einen neuen Verein und neue Teamkollegen erst noch gewöhnen muss, das wisse er. Schließlich liegen ihm „die Jungs vom HFV sehr am Herzen.“ Und das wird sich niemals ändern. Da ist sich Greco sicher.