Handball, Südbadenliga: TuS Steißlingen-TV Ehingen 26:24 (13:17). – TuS Steißlingen gegen TV Ehingen. Seit zehn Jahren haben die Handballer im Hegau auf dieses Derby gewartet, ach was, herbeigesehnt haben sie es. Als das Duell der beiden alten Rivalen angepfiffen wird, bebt das Mindlestal.
Die Tribüne ist rappelvoll, hinter den Rängen, hinter dem Tor, auf den Gängen – überall drängen sich die Fans. An die 1000 Zuschauer wollen bei diesem brisanten Spiel mit dabei sein. Kaum einer wird es bereut haben, die Sporthalle an diesem Abend dem heimischen Sofa vorgezogen zu haben. Wetten, dass...?
Von der ersten Minute an machen Trommeln, Tröten und Pfeifen einen ohrenbetäubenden Lärm. Auch auf dem Parkett geben die Spieler alles, was zu einigen Blessuren führt. In der 7. Minute knickt der Ehinger Jonas Schmidt beim Stand von 4:2 um und muss behandelt werden, kurz darauf ist das Spiel auch für den Steißlinger Fabian Maier beendet, der sich am Knie verletzt. Seine Mannschaft führt da mit 7:5.
Die Gäste-Fans, die etwas weniger als die Hälfte der Tribüne in Grün und Weiß tauchen, singen: „Steht auf, wenn ihr Ehinger seid!“ Und ihr Team kommt der Bitte nach. Der Turnverein – zu diesem Zeitpunkt noch Spitzenreiter – dreht die Partie und zieht bis zur Pause auf vier Treffer davon (13:17). Die Ehinger Fans feiern und singen, auf TuS-Seite kühlt Fabian Maier sein Knie mit Eis, daneben sitzt Kapitän Daniel Weber mit einem dicken Tape am Knöchel. Auch für ihn ist das so wichtige Spiel früh zu Ende, als er in der 22. Minute umknickt.
TuS-Trainer findet die richtigen Worte
„Es ist eigentlich recht ruhig geblieben in der Kabine“, sagt TuS-Torhüter Leon Sieck über die Pause – und doch muss Trainer Dominik Garcia die richtigen Worte gefunden haben, denn nach dem Wechsel spielen zunächst nur die Steißlinger.
Mehr als zehn Minuten lang lässt Sieck nur einen Ball ins Netz, und die Gastgeber machen aus dem 13:18 eine 19:18-Führung. „Was wir in der zweiten Halbzeit abgerissen haben...“, sagt der starke Schlussmann über die nervenaufreibenden zweiten 30 Minuten, die die Gäste laut ihrem Trainer Lukasz Stodtko „etwas verschlafen“.
Dabei liefern sich beide Mannschaften ein hart umkämpftes Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem der TVE meistens mit einem oder zwei Toren vorne liegt. Dann sorgen die Rote Karte für den Ehinger Alexander Hänsel nach einem Foul an Maximilian Maier und ein Steißlinger Doppelschlag für die Wende.
Siegtreffer in letzter Sekunde
Der treffsichere TuS-Anführer Niklas Ruß erzielt das 22:22 (52.), Leon Sieck entschärft einen Ehinger Angriff, und Manuel Müller wirft die Gastgeber per Siebenmeter mit 23:22 in Führung. Die Zuschauer stehen längst, als die Gäste nochmals ausgleichen, doch in der Schlussminute trifft erneut Müller, wieder pariert Leon Sieck – und Philipp Klotz sorgt für den 26:24-Endstand.
„Ich bin enttäuscht von unserem Angriffsspiel vor allem in der zweiten Halbzeit. Wir haben nicht das umgesetzt, was wir besprochen hatten und haben somit das Spiel aus der Hand gegeben“, sagt der sichtlich unzufriedene TVE-Trainer Stodtko.
Wenige Meter daneben strahlt Leon Sieck. „Das war mit Abstand das geilste Spiel in meinem ganzen Leben. Die Stimmung war abartig“, sagt der TuS-Torhüter und kündigt eine Party bis „morgen früh“ an. Den Sieg in diesem lang ersehnten Derby und die Tabellenführung wollten die Steißlinger gebührend feiern.
TuS Steißlingen: Leon Sieck, Bammel (Tor); Tassone, Renz, Lennart Sieck (2), Ruß (8/1), F. Maier (1), Klotz (2), Müller (4/3), Martin (5), Schmidt (1), M. Maier (3), Weber, Bartels. – TV Ehingen: Beck (Tor); Beising, Hänsel (4), Koch, Sartena, Küchler (3), Dreher (4), Sauter (2), Duffner (7/2), Schmidt (1), Plesse, Schädler, Komin (3). – Z: 1000. – Bes. Vork.: Rot (49.) für Hänsel (TV Ehingen).