Fußball: Bei Familie Herzog dreht sich seit eineinhalb Jahren fast alles um Fußball. Ralf Herzog hat im Herbst 2015 den Trainerjob bei den U19-Junioren des FC Baden übernommen. Zum 24 Spieler umfassenden Kader zählt auch sein 18-jähriger Sohn Robin. Dass deutsche Nachwuchsspieler und Trainer ihr Glück jenseits des Rheins suchen, ist nichts Neues. Doch dass der Sohn kickt und der Vater an der Linie die Kommandos gibt, ist außergewöhnlich.
Robin Herzog wagte früh den Schritt in die Schweiz. Als D-Jugendlicher kam er nach Zürich zum YF Juventus. Nach einer Verletzung suchte er sich in der B-Jugend einen neuen Verein. Beim FC Baden bot sich ein Probetraining an, und Robin schaffte den Sprung in den Kader. Fast immer begleitete Ralf Herzog seinen Sohn zu den Spielen – bis 2015 aber nur als Zuschauer.
Eher zufällig kam Ralf zu seinem neuen Job als Trainer der Badener U19, die in der höchsten Schweizer A-Juniorenliga, der Coca-Cola-Junior-League, spielt. Als der Betreuerposten frei wurde, sagte Ralf zu. Hin und wieder habe er als Assistent das Training geleitet. Nach einer mäßigen Saison wurde auch der Trainerstuhl frei. "Der Verein hat keinen Trainer gehabt. Dann ist man auf mich zugekommen", erklärt der 49-Jährige.
Als treuer Zuschauer lernte er Team und Umfeld kennen, was ihm bei seiner Aufgabe hilfreich war. Mit dem neuen, ehrgeizigen Trainer schaffte das Team Platz vier in der Meisterschaft.
Sohn Robin ist Stammspieler, wenn er fit ist. "Eine Sonderbehandlung gibt es nicht", stellt Ralf Herzog klar, "sonst funktioniert es nicht." In einem straff, fast profimäßig geführten Verein gibt es schließlich Regeln. Und Ralf weiß: "Ich habe 24 Leute, die spielen wollen. Den Rest muss ich bei Laune halten." Anders als in einem kleinen Klub geht es beim FC Baden nur um Fußball.
Ralf Herzog hat einen intensiven Job angenommen. "Es ist alles unwahrscheinlich aufwändig, es geht viel Zeit drauf", sagt er. Vier Mal Training und Spiel, zwischendurch immer wieder Trainerbesprechungen – der Trainer ist somit fast jeden Tag für den FC Baden unterwegs. Herzog muss Rapporte über das Training, Berichte über die Spiele abliefern. Alles ist nicht vergleichbar mit seinem damaligen Trainerjob bei den D-Junioren des SC Lauchringen. Zu den Spielen fährt Ralf Herzog mit seinem Team bis fast an den Genfer See, nach Solothurn, Zürich und ins Gebiet um Basel. Alles muss er mit seinem Beruf als selbstständiger Heizungsbaumeister und seiner Familie vereinbaren. "Manchmal ist es schwierig, aber es funktioniert", gesteht Herzog. Das Familienleben spielt sich zumeist auf dem Sportplatz ab.
Einer enormen Belastung und einem großen Zeitaufwand mit Abi-Stress und Fußball ist auch Sohn Robin ausgesetzt. Der Tag ist lang: Unterricht, 17.30 Uhr Schulschluss, 20 Uhr Training. "Wir kommen erst um 23 Uhr nach Hause", erklärt Robin. Sein Vater ergänzt: "Für einen Jugendlichen ist es sehr schwer." Trotz der Strapazen fühlt sich Robin wohl im Verein. Wie seine sportliche Zukunft aussieht, weiß er heute noch nicht. "Ich lasse alles auf mich zukommen." Wichtig sei jetzt, erst einmal das Abitur abzuschließen. "Das steht an erster Stelle."
Probleme haben die beiden mit der Vater-Sohn-Konstellation nicht. "Robin ist für mich auf dem Platz nicht der Sohn, sondern einer von elf Spielern. Er hat es sogar noch etwas schwerer als andere", sagt Ralf Herzog. Fußball bleibt auch abseits des Spielfelds das Gesprächsthema.
Schon auf der Heimfahrt gebe es Diskussionen, zu Hause werde weiter debattiert. "Ich sage meinen Standpunkt. Es gibt Unterschiede, aber meistens sehen wir es gleich", sagt Robin. Gerne frage Ralf seinen Sohn auch mal nach dessen Meinung. "Aber letztlich entscheide ich." Bisher lag der Vater-Trainer offensichtlich richtig. Der Erfolg des Mannschaft jedenfalls spricht dafür.
Zu den Personen
Ralf Herzog (49), verheiratet, ein Sohn, wohnt und ist als Heizungsbaumeister in Lauchringen selbstständig. Er spielte in der Jugend und aktiv beim SC Lauchringen. Bekannt war er als Stürmer. Später war er als Jugendtrainer in seinem Heimatverein tätig. Nach langer Pause hat er vor eineinhalb Jahren die U19 des FC Baden/CH als Trainer übernommen.
Robin Herzog (18) steckt am Klettgau-Gymnasium Tiengen mitten im Abitur. Der heute 18-Jährige fing bei den Bambini des SC Lauchringen an, wechselte dann in der D-Jugend zum Schweizer Club YF Juventus Zürich, wo er bis zu den B-Junioren spielte. Danach kam der Mittelfeldspieler zum FC Baden.