Kurzfristig war in den Reihen der Vereins-Funktionäre und Kommunal-Behören ein Zucken zu vernehmen, als einmal mehr Meldungen durch die Medien gingen, dass in Kunstrasen verarbeitetes Granulat verdächtigt wird, Krebs erregend zu sein.

In einer niederländischen TV-Reportage warnen Wissenschaftler davor, mit so genannten Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastetes Gummi-Granulat zu verwenden. Jährlich kommen rund 500.000 Tonnen Granulat aus Styrol-Butadien-Rubber (SBR) in ganz Europa als elastischer Füllstoff auf Kunstrasenplätzen zum Einsatz, schreibt die Gütegemeinschaft Kunststoffbeläge in Sportfreianlagen. Der Verein versichert ausdrücklich, dass „in internationalen Studien keine signifikanten Belastungen durch PAK für die Benutzer der Plätze nachgewiesen“ wurden.

Von der Unbedenklichkeit ihrer mit künstlichem Gras versehenen Sportflächen gehen nahezu alle befragten Vertreter der Vereine und Kommunen aus. Bedingt Entwarnung gab nur Klaus Merz von der Stadt Todtnau, die dem SV Todtnau den ältesten in der Region genutzten Kunstrasenplatz zur Verfügung stellt. „Weil die Fasern bei unserem Platz sehr abgewetzt sind, wurde seit einigen Jahren kein neues Granulat mehr aufgebracht“, so Merz: „Doch das ursprünglich beim Bau vor 15 Jahren eingearbeitete Granulat stammt in der Tat aus Holland.“ Da Stadt und Verein ohnehin bald über einen neuen Kunstrasenplatz verhandeln, werde man natürlich neu gewonnene Erkenntnisse in die Planung einfließen lassen. Gesundheitliche Schäden bei Platz-Nutzern oder negative Auswirkungen auf das Wasser der teilweise unter dem Platz durchfließenden „Wiese“ seien ihm nicht bekannt, so Merz.

Seit 2008 wird beim SC Lauchringen auf Kunstrasen trainiert und gespielt: „Wir haben von Beeinträchtigungen der Sportler noch nie gehört“, versichert Vorsitzender Thomas Kummer: „Wir verwenden ein Granulat, das aus Neuware hergestellt wird und die Grenzwerte erheblich unterschreitet.“ Entsprechende Gutachten des Platzbauers „Polytan“ lägen vor: „Wir müsse selten Granulat erneuern. Maximal eine halbe Tonne pro Jahr“, so Kummer.

„Wir nehmen das Thema sehr ernst“, betonte Jürgen Rudigier vom SV 08 Laufenburg, der seit der Inbetriebnahme kaum Granulat nachfüllen musste: „Wenn es sich um eine Schubkarren-Ladung handelt, ist das schon viel“, so Rudigier, der sich umgehend vom Sportplatzbauer „Gotec“ aus Weil bescheinigen ließ, dass das 2011 gebaute Spielfeld im Waldstadion nicht belastet ist: „Es wurden weder auf dem Platz noch im Unterbau SBR-Granulat verwendet“, schrieb ihm Bauleiter Nicolas Krieg: „Dieser Aufbau hat in Bezug auf Gewässerschutz und eventueller Entsorgung alle Vorteile.“ Verwendet wird in Laufenburg ein grün ummanteltes, geruchsloses Gummi-Granulat.

Die gleiche Firma baute auch den 2015 eröffneten Platz des FC Bergalingen: „Wir haben bereits bei der Platzübergabe ein Zertifikat erhalten, dass unser ummanteltes Granulat in keiner Weise gefährlich für Mensch und Umwelt ist“, betont der Vorsitzende Martin Schmid, dass sich die Spielerinnen und Spieler seines Vereins keine Sorgen machen müssen. Nagelneu ist der Kunstrasenplatz beim FC Wallbach. Hier wird modernes Granulat aus Kork verwendet. Das sei in der Anschaffung zwar erheblich teurer, aber auf jeden Fall umweltfreundlich, erklärt FCW-Präsident Peter Weiß auf Nachfrage.

Während bei den meisten Kunstrasen-Plätzen in der Region das Granulat während eines Fußballspiels zumindest optisch kaum in Erscheinung tritt, löst in Lörrach auf der 2007 gebauten Anlage des TuS Stetten nahezu jede Bewegung eine „schwarze Wolke“ aus. Auffällig ist auch, dass die verwendeten Bälle vom Abrieb gezeichnet sind. Entsprechend sensibel reagierte der Verein auf die neu entfachte Diskussion in den Niederlanden. „Natürlich sind wir durch die Berichte hellhörig geworden und haben uns umgehend mit Fachleuten in Verbindung gesetzt“, gibt Vorsitzender Jürgen Talmon-Gros zu: „Uns wurde bescheinigt, dass ein Recycling-Material verwendet wird, das laut Hersteller einwandfrei ist.“

Die Stadt Waldshut-Tiengen hat für die Vereine VfB Waldshut, FC Tiengen 08 und SV Eschbach im vergangenen Jahr drei Kunstrasenplätze bauen lassen: "Trotz immenser Mehrkosten haben wir schon im Vorfeld beschlossen, ein auf Polymerbasis mit Kautschuk hergestelltes Granulat anzuschaffen", erklärt Margit Ulrich vom Stadtplanungsamt: "Dieses zertifizierte Granulat entspricht der strengen EU-Richlinie von 2010 und ist unbedenklich."