Radsport: – Müde war er noch, als er nach seinem Abstecher in Schweizer Gefilde und den dort abgespulten Trainingskilometern zum Termin mit unserer Zeitung in die Waldshuter Fußgängerzone einrollte. Gestern noch war Radprofi Nico Denz bis zum Nachmittag bei der Schlussetappe der Deutschland-Tour in Erfurt auf dem Rad, dann ging‘s mit dem Auto zurück an seinen Wohnort in Albbruck. „Wir hatten einen mega Stau und waren erst um 24 Uhr zu Hause“, schüttelt er den Kopf.
Länger wird sich Nico Denz, der noch bis Jahresende für das AG2R-Team fährt, ehe er zum deutsch-niederländischen Team Sunweb wechselt, nicht in der Heimat aufhalten, da schon am Wochenende zwei Eintagesrennen in Belgien und Frankreich sowie die Tour du Doubs und der GP Isbergue anstehen.
Die Deutschland-Tour stellte für Denz nach den Klassikern im Frühjahr und dem Giro im Mai den Höhepunkt seiner zweiten Saisonhälfte dar. Der 25-Jährige ist ein Fan dieser Tour: „Sie ist super organisiert, die Besetzung ersklassig.“ Immerhin war die Weltelite mit Fahrern wie dem Franzosen Julian Alaphilippe, dem britischen Vorjahressieger Geraint Thomas und dem Italiener Vincenzo Nibali am Start. „Ein Feld fast wie bei der Tour de France. Sehr hohes Niveau“, sagt Denz, der bei der Auftaktetappe von Hannover nach Halberstadt rasant durchstartete. „Der achte Platz bei diesem Abschnitt war für mich als Nicht-Sprinter ein großer Erfolg“, freut er sich. Die Gesamtwertung schloss er auf Rang 55 ab.
Das Profil der Tour durch deutsche Lande kommt Denz entgegen. „Die Etappen sind vergleichbar mit den Klassiker-Rennen. Es gibt zwar keine Hochgebirgsetappen, aber auch keine Abschnitte für die reinen Sprinter. Alles Vollgas-Etappen“, sagt er. Und irgendwann wird die Deutschland-Tour auch in Südbaden oder im Schwarzwald Station machen. Da ist sich Denz sicher.
Nun denkt er aber erst an ein sportliches Großereignis noch in diesem Monat. Am 29. September würde er gerne das Nationaltrikot bei der Straßenrad-WM in der ehemaligen britischen Grafschaft Yorkshire tragen. Der Albbrucker steht im erweiterten Aufgebot des Bundes Deutscher Radfahrer, hat also Chancen, im acht Mann starken Kader des BDR berücksichtigt zu werden. „Die Strecke ist brutal. Es geht auf knapp 300 Kilometer rauf und runter. Das kommt mir aber entgegen“, sagt er. Der WM-Titel ist aber unwahrscheinlich. Wenn er fährt, muss Denz für die Kapitäne Maximilian Schachmann, Emanuel Buchmann und Nils Politt arbeiten. „Ich muss mich hintanstellen“, weiß er. Zwei Wochen später wird er aber in der ersten Reihe stehen, wenn er seine Freundin zum Altar führt.