Nico, Sie sind im Januar bei der Tour Down Under in Australien gefahren. Wie heiß ist der australische Sommer?
Sehr heiß. Das war auch Sinn und Zweck der Übung. In der Vergangenheit hatte ich oft große Probleme mit der Hitze. Ich weiß jetzt, dass ich mich da gut verbessert habe.
Sie waren nicht auf Sieg programmiert?
Ergebnisse standen nicht im Vordergrund. Ich war schon drei Wochen vor der Tour in Australien, um zu trainieren. Zehn Tage war ich sogar allein, bevor der Rest des Teams kam, und bin fleißig Kilometer gefahren.
In der Gesamtwertung landeten Sie auf Platz 115.
Das wusste ich gar nicht. Aber wie gesagt: Ich musste überhaupt keine Top-Ergebnisse abliefern. Außerdem hatten wir bei einigen Etappen mechanische Probleme. Es gab Stürze und technische Defekte, die eine bessere Platzierung verhinderten.
Und Sie waren für Ihr Team Ag2R der Wasserträger?
Ich hatte Helferdienste. Und irgend jemand war immer unterwegs, um Wasserflaschen zu holen. Während eines vierstündigen Rennens bei 45 Grad habe ich etwa 30 Flaschen allein durchgelassen. Unser Team war zu siebt. Macht also 210 Flaschen fürs Team.
Sie haben zu Hause in Albbruck eine Sauna. Stimmt’s?
Ja, die hat mir mein Vater eingebaut. Das ist echt cool und eine große Hilfe für mich. Gut für die Regeneration und fürs Immunsystem.
Nach der Tour Down Under ging’s direkt nach Hause?
Nein. Wir sind noch ein Eintagesrennen in Melbourne gefahren. Da lief es besser, aber noch nicht ganz gut. Muss auch nicht sein. Im Januar musst du noch nicht in Top-Form sein. Ich weiß jetzt aber, dass mein Formaufbau stimmt.
Was stand im Februar an?
Das ist die Trofeo Laigueglia, ein Eintagesrennen bei San Remo in Italien. Danach ging es für fünf Tage zum Bergtraining nach Nizza in Südfrankreich. Und jetzt am Wochenende stand ein Rennen der World Tour im belgischen Gent an. Das sind alles Tests für die Klassiker-Spezialisten.
Zu denen Sie zählen?
Die Frühjahrs-Klassiker sind ein Highlight für mich.
Welche Rennen stehen in Ihrem Terminkalender?
Nach derzeitiger Planung bin ich beim Tirreno Adriatico, bei Strade Bianche, bei Gent-Wevelgem, der Flandern-Rundfahrt und bei Paris-Roubaix dabei. Bei Mailand-San Remo und beim Amstel Gold Race werde ich nicht starten.
Der letzte Klassiker wird also Paris-Roubaix am 14. April sein.
Ja, danach habe ich drei Tage Pause, ehe die Vorbereitungen für den Giro beginnen. Dazu zählt die Tour de Romandie. Die dreiwöchige Rundfahrt in Italien im Mai wird mein zweiter Saisonhöhepunkt sein.
Und danach?
Mal schauen. Bei der Tour de Suisse bin ich nicht vorgesehen. Dafür aber beim Großen Preis des Kantons Aargau in Gippingen. Da freue ich mich riesig darauf. Das ist mein Heimrennen. Fast vor meiner Haustür.
Ist die Tour de France kein Thema?
Noch nicht. Vielleicht nächstes Jahr. Am 21. Juni fahre ich mit dem Nationalteam bei den Euro Games in Minsk. Danach geht es zu den Deutschen Meisterschaften, zur Deutschland-Tour und zur Eneco-Tour. Die Spanien-Rundfahrt lasse ich aus.
Vergangene Saison wurden Sie Neunter bei der EM in Glasgow und haben als Zweiter bei einer Etappe des Giro den Tagessieg nur knapp verpasst. Da ist eine Vertragsverlägerung bei Ag2R sicher kein Thema. Oder wie sieht Ihre sportliche Zukunft aus?
Mein Vertrag läuft Ende 2019 aus. Der Sportliche Leiter meines Teams hat mir zwar nach Australien signalisiert, dass mir eine Vertragsverlängerung angeboten werden könnte, aber ich habe noch nichts in der Tasche. Mir gefällt es im Team. Ich würde verlängern, wäre aber auch bereit, etwas Neues auszuprobieren. Ich bin offen. Auf alle Fälle habe ich keine Angst, arbeitslos zu werden.
Fragen: Gerd WelteZur Person
Nico Denz (25), Radprofi aus Albbruck, ist in Weilheim-Remetschwiel aufgewachsen. Sein Heimatverein, dem er noch immer angehört, ist der VBC Waldshut-Tiengen. Nach dem Abitur auf dem Hochrhein-Gymnasium in Waldshut zog er 2013 um nach Frankreich. Im Nachwuchsteam des französischen World-Tour-Teams Ag2R La Mondiale in Chambéry und beim gleichzeitigen Studium in Grenoble empfahl er sich bei seinem Arbeitgeber für höhere Aufgaben. Seit 1. August 2015 hat er bei seinem Team Ag2R einen Profivertrag. (gew)