Fußball: – So vieles hat sich in letzter Zeit in seinem Leben geändert: Vor zwei Monaten wurde Timo Jankowski, der mittlerweile im schweizerischen Laufenburg lebt, Vater eines Mädchens, und vor einem Monat nahm der 31-Jährige eine neue Stelle im Trainerteam des Schweizer A-Nationalligisten Grasshoppers Zürich in der Super League an. Zwei Jahre lang war er zuvor schon Cheftrainer der U16-Junioren des Züricher Vereins gewesen. „Bisher habe ich Junioren-Teams trainiert. Das ist jetzt schon eine neue Herausforderung bei den Profis“, ist er ein bisschen stolz.
Schritt für Schritt hat sich Jankowski nach oben gearbeitet. Glück gehabt? „Zugeflogen ist mir das nicht. Ich habe schon das Gefühl, dass ich mir das durch akribische Arbeit verdient habe“, sagt er und bleibt dabei bescheiden: „Es ist super, mit den Profis zu arbeiten. Da kann ich auch noch vieles lernen.“
Vielen Fußballern und Fans ist Timo Jankowski noch aus seiner Zeit als aktiver Fußballer am Hochrhein bekannt. Seine letzte Station als Spieler war der SV 08 Laufenburg. Als Trainer zog es ihn aber schon bald über den Rhein in die Schweiz. Er war U16-Cheftrainer beim FC Aarau. Bei den ruhmreichen Grasshoppers, die in ihrem Campus in Zürich-Niederhasli beheimatet sind, kümmerte er sich ebenfalls um die U16-Junioren. Der größte Erfolg in den zwei Jahren war der Cup-Sieg 2016.
Jankowski muss wohl gute Arbeit abgeliefert haben, denn vor vier Wochen wurde ihm von Vereinsseite ein Angebot gemacht, ins Trainerteam der Profis aufzurücken. „In den Jahren zuvor hatte ich auch schon Anfragen anderer Vereine, als Assistenztrainer zu arbeiten. Die hatten mich aber nicht so gereizt wie dieses“, erinnert er sich und sieht seiner Aufgabe positiv entgegen: „Ich bin vorbereitet und traue es mir zu.“
Der Reiz der neuen Aufgabe hat auch einen anderen Grund. Das ist die Person des Cheftrainers, mit dem er arbeiten darf: Carlos Bernegger, ein Argentinier mit Schweizer Vorfahren. Sein Temperament, wenn er im Anzug an der Seitenlinie seine Anweisungen gibt, ist schon legendär. Jankowski kennt Bernegger schon länger. „Mit ihm verstehe ich mich super. Er lebt Fußball. Ein richtiger Haudegen“, schwärmt er. Jankowski ist in Berneggers Team der Athletik-Trainer und für die „Performance“ zuständig. Dazu zählen Fragen der Trainingsgestaltung und -umsetzung. Das Team komplettieren ein Assistenz- und ein Torwarttrainer. Außerdem gibt es Teammanager, Physiotherapeuten und einen Materialwart. „Das ist richtig professionell aufgebaut in der Schweiz“, sagt Jankowski.
Größtes Ziel der Grasshoppers ist in dieser Saison der Ligaverbleib. Als Vorletzter sind sie zwar abstiegsgefährdet, doch die davor platzierten Teams sind noch in Reichweite. Der Sieg gegen den FC St. Gallen und das Remis gegen den FC Lausanne machen Hoffnung. In seinem ersten Spiel als Profi-Trainer der Grasshoppers vor vier Wochen beim Basel im St. Jakobs-Park war es Jankowski doch etwas mulmig zumute. „Ich war beim Einlaufen dabei. Da habe ich gleich erfahren, was es bedeutet, wenn 30000 Fans gegen dich schreien“, erinnert er sich an die schmerzliche 0:1-Niederlage im „Joggeli“.
Wer mit Timo Jankowski spricht, merkt sogleich, dass er vom System der Schweizer Fußballausbildung überzeugt ist. „Da ist viel gelaufen in letzter Zeit. Der Aufbau ist professionell und der Verband investiert viel Geld.“ Als Nachwuchstrainer habe er das vor allem erfahren: „Die Spieler werden gut ausgebildet. Viele verdienen heute in Bundesliga-Vereinen ihr Geld.“ Speziell bei den Grasshoppers werde gute Nachwuchsarbeit geleistet. „Wir haben die mit Abstand jüngste Mannschaft der Super League. Über 30 Jugendnationalspieler in den Altersklassen stellen wir“, weiß Jankowski. Drei Akteure aus der U18 und der U21 gaben zur Rückrunde ihr Debüt im Profi-Team.
Was dem neuen Mann in Berneggers Trainerteam auch zugute kommt, sind seine Englischkenntnisse, die er während seiner Trainerzeit unter Wynton Rufer in Neuseeland verfeinert hat. „Wir sind eine Multi-Kulti-Truppe und haben viele ausländische Nationalspieler sowie U20- und U21-Nationalspieler in unseren Reihen. Da hilft Englisch schon weiter“, sagt Jankowski, der auch einen Plan für sein weiteres berufliches Leben hat: „In spätestens vier Jahren will ich als Fußball-Lehrer die UEFA-Pro-Lizenz haben.“
Langweilig wird es dem 31-jährigen Laufenburger nicht. Zusätzlich zur Trainer-Prxis hat er sich auch einen Namen als Buchautor gemacht. Zwei Bücher hat er schon geschrieben. Zuletzt ging es um die „Taktische Periodisierung im Fußball“. Jeden Monat hält er einen Vortrag bei der Schweizer Berufstrainer-Ausbildung in Magglingen. Und im Juni reist er zu einem Referat beim Ungarischen Fußballverband nach Budapest. Ob im Beruf oder als frisch gebackener Papa zu Hause – bei Timo Jankowski ist immer was los.
Zur Person
Timo Jankowski ist studierter Betriebswirt und lebt im schweizerischen Laufenburg. Der 31-Jährige wurde vor zwei Monaten erstmals Vater eines Mädchens. Seine letzte Station als Spieler war beim SV 08 Laufenburg. Nach einem Jahr in der Fußballschule von Wynton Rufer in Neuseeland und seiner Tätigkeit als DFB-Stützpunkttrainer trainerte er die U16-Junioren des FC Aarau und der Grasshoppers Zürich. Seit vier Wochen ist er im Team von Cheftrainer Carlos Bernegger bei den Profis der Grasshoppers. (gew)