Beim Dick Küchen Racing Team aus Bad Säckingen herrscht noch Hoffnung auf eine halbwegs gute Saison – mit Video-Interviews!
Mannschaft von Trainer Rainer Beck sieht sich gut aufgestellt. Zehn Akteure bereiten sich je zur Hälfte auf Cross Country und Marathon vor. Strenge Corona-Auflagen haben viel Einfluss auf die jeweiligen Trainingspläne
Wieder fest im Sattel: Lukas Stamm (16) vom Dick Küchen Racing Team aus Bad Säckingen hat seine schwere Wirbelverletzung bestens überwunden und erhofft sich eine halbwegs normale Mountainbike-Saison.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Radsport: – Es wäre angerichtet beim Dick Küchen Racing Team aus Bad Säckingen. Die neun Fahrerinnen und Fahrer des vor drei Jahren aus der Taufe gehobenen Rennstalls warten nur noch auf das politische Startsignal und ein Absinken der aktuellen Corona-Inzidenzzahlen: „Noch einmal so ein Jahr wie 2020 wäre für unsere Sportlerinnen und Sportler wohl sehr schwer zu verkraften“, bangt Rainer Beck, der die Equipe seit der Gründung trainiert.
Doch die Sorgenfalten bei den Verantwortlichen um Teammanager Alexander Stamm wollen in diesen Tagen einfach noch nicht verschwinden: „Wir wissen ja nicht, was auf uns zukommt. Doch wir sind parat.“ Seit nahezu einem Jahr fahren die Biker – zumindest, was die Wettkampfplanung angeht – orientierungslos durch die Trails.
Nick Urich im Interview vor der SaisonVideo: Scheibengruber, Matthias
Schon die Trainingsgestaltung erweist sich für Rainer Beck wegen der Corona-Hygieneauflagen als äußerst schwierig. Beck steht mit seinen Schützlingen kaum im direkten Kontakt: „Vieles geht über Mails, Nachrichtenkanäle oder einfach per Telefon.“
Leidenszeit beendet: Hannah Beck (17) aus Nollingen will 2021 nach langwierigen Erkrankungen und Verletzungen endlich für das Dick Küchen Racing Team durchstarten.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Training auf dem Sabine-Spitz-Trail in Bad Säckingen
Hin und wieder trifft man sich zum Einzeltraining – notgedrungen und natürlich streng nach den gültigen Vorgaben: „Deshalb ist es sehr gut, dass Trails wie am Waldbad in Bad Säckingen oder beim Tutti-Kiesi in Rheinfelden offen sind“, genießt Beck jede Möglichkeit zum Training: „Gerade der Säckinger Sabine-Spitz-Trail eignet sich für uns prima.“
Florian Brengartner im InterviewVideo: Scheibengruber, Matthias
Wer allerdings glaubt, dass die Mädchen und Jungs das Pedal schleifen lassen in Zeiten von Corona, sieht sich schnell getäuscht: „Unsere Trainingspläne sehen nahezu täglich eine Einheit vor“, rechnet Rainer Beck das Pensum auf gut „15 bis 20 Stunden pro Woche“ zusammen: „Spätestens ab Altersklasse U15 werden die Zügel angezogen.“
Lukas Stamm im InterviewVideo: Scheibengruber, Matthias
Schließlich wolle man es den ambitionierten Jugendlichen ermöglichen, das Beste aus ihren Fähigkeiten herauszuholen: „Wir sehen unser Team vor allem als Sprungbrett“, ergänzt Alexander Stamm, für den Ergebnisse durchaus wichtig sind. Doch mehr im Fokus stehe die Entwicklung des Sportlers und der Sportlerin – in Absprache mit den Eltern: „Wir sind stets im Austausch und bremsen die Jugendlichen auch mal, wenn wir das Gefühl eines Ungleichgewichts beim Training sehen.“
Das Dick Küchen Racing-Team 2021: Auf viele Rennen in der neuen Saison hoffen (oben, von links) Soraya Böhler, Larissa Hierholzer, Leonie Hierholzer, Hannah Beck, (Mitte, von links) Betreuer Dietmar Brengartner, Trainer Rainer Beck, Teammanager Alexander Stamm, Betreuer und Fahrer Dirk Hierholzer sowie (unten, von links) Jan-Niclas Zebisch, Lukas Stamm, Luis Walbröhl, Nick Urich und Florian Brengartner. Bilder: Scheibengruber/Stamm
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Dick Küchen Racing Team 2021
Überhaupt sind in diesen ungewöhnlichen Zeiten nicht nur die sportlichen Fähigkeiten des Trainers gefragt: „Wir reden viel mit den Jugendlichen, denn gerade im vergangenen Jahr war der Frust immer wieder zu spüren“, erinnert sich Beck ungern an 2020 zurück: „Wir haben immer wieder auf Wettkämpfe hin trainiert und kurz vor dem Termin wurde dann doch wieder abgesagt. Das zermürbt dann mit der Zeit auch. Da war es enorm wichtig, die Leute bei der Stange zu halten.“
Jan-Niclas Zebisch im InterviewVideo: Scheibengruber, Matthias
Das ist gelungen, wenn auch das Team etwas geschrumpft ist: „Wir sind dafür aus Sicht der Altersklassen etwas breiter aufgestellt“, blickt Alexander Stamm auf fünf Marathon-Biker und fünf Cross-Country-Biker: „Jene, die uns verlassen haben, taten das aber nicht wegen Corona sondern hauptsächlich aus schulischen oder beruflichen Gründen.“
Dick Küchen Racing Team 2021
Trainer Rainer Beck: „Ich will mir das gar nicht ausdenken, wenn wir zwei Jahre lang keine Ergebnisse und in der Folge auch keine Kinder mehr in den unteren Klassen haben. Dann bricht eine ganze Generation weg.“
| Bild: Alexander Stamm
Unter dem Eindruck der Corona-Einschränkungen gilt 2020 als verlorenes Jahr: „Die wenigen Rennen im Spätsommer waren durchaus wichtig für uns, wenn auch weniger aus sportlicher Sicht“, so Rainer Beck: „Alle waren froh, dass wir überhaupt wieder einmal aufs Rad durften.“ Für die Organisatoren seien die Auflagen enorm gewesen, die Atmosphäre habe spürbar gelitten.
Mountainbike-Küken: Nick Urich aus Öflingen ist mit seinen elf Jahren der jüngste Biker im Dick Küchen Racing Team.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Große Sorge um die Zukunft des Sports
Im Blick auf die geplanten Termine in diesem Jahr hege er die Hoffnung, dass alle Beteiligten die richtigen Schlüsse aus 2020 ziehen: „Die Umstände sind natürlich gewöhnungsbedürftig, aber durchaus machbar – mit etwas gutem Willen“, so Rainer Beck, der sich aber Rennen mit Zuschauern noch nicht vorstellen kann: „Mir ist es einfach wichtig, eine einigermaßen vernünftige Saison fahren können“, mahnt er.
Hannah Beck im InterviewVideo: Scheibengruber, Matthias
Für Rainer Beck steht sein Sport am Scheideweg: „Ich will mir das gar nicht ausdenken, wenn wir zwei Jahre lang keine Ergebnisse und in der Folge auch keine Kinder mehr in den unteren Klassen haben. Dann bricht eine ganze Generation weg.“ Entsprechend kritisch sieht er das Engagement der Verbände – nicht nur im Radsport: „Wir dürfen die Basis und den Breitensport nicht vergessen.“ Um das zu verhindern, legt das Dick Küchen Racing Team viel Wert auf den Teamgeist und die Kommunikation, um am Ende halbwegs unbeschadet aus der Corona-Krise neuen Zielen entgegen zu fahren.