Eishockey: – Es brauchte einen Moment, bis das Freibier nach der Schlusssirene wirklich schmeckte: „So habe ich mir mein erstes Jahr als Kapitän nicht vorgestellt“, war Tom Kohler nach dem 0:10 (0:5, 0:3, 0:2) vor heimischer Kulisse gegen den Meister HC Fischbach-Göslikon erst einmal bedient: „Wir haben nicht erwartet, dass es so lange dauert, bis sich die Mannschaft findet.“
Das „Stängeli“, das die mit voller Kapelle angereisten Gäste aus dem Freiamt den „White Stags“ verpasst hatten, wirkte nach. Ohne Spielertrainer Tomasz Zourek (Urlaub) und dem privat verhinderten Mark Frommherz wurden die Gastgeber über 60 Minuten komplett vorgeführt. Letztlich agierte der EHC Herrischried auf der letzte Kufe: „Die Hälfte des Kaders ist verletzt oder krank“, hätte Vorsitzender Klaus Bächle, mit acht Saisontoren bester Scorer seiner Equipe, gerne auch Spieler wie Leon Wiesner und Dan Julian Zehner auf dem Eis gesehen.
So blieben nennenswerte Offensivaktion der Hausherren vor über 500 Zuschauern eher Mangelware. Lediglich in den beiden Überzahlphasen stäube das Eis vor den beiden eingesetzten Schlussmänner des HC Fischbach-Göslikon. Doch die hielten ihren Kasten sauber: „Das ist Ehrensache, es gibt keine Geschenke“, schmunzelte Spielertrainer Michel Simmen, der sein Team nun via Play-Offs als Meister in die 2. Liga führen will. Im Viertelfinale geht‘s erstmal am Wochenende gegen Vizemeister EHC Laufen.

Eine Saisonverlängerung, wie vor Jahresfrist, bleibt dem EHC Herrischried erspart. Dem vorzeitigen Rückzug des EHC Binningen und dem EHC Zunzgen Sissach verdankt es das Team aus dem Hotzenwald, in diesem Februar keine Abstiegsrunde spielen zu müssen.
Dabei waren die Hoffnungen vor der Runde tatsächlich groß. Angesichts der zahlreichen Zugänge aus der 1b des EHC Freiburg hatte der eine oder andere im Kader schon von höheren Sphären, wenn nicht gar vom Sprung in die 2. Liga geträumt. Aber der Saisonverlauf belehrte die „White Stags“ eines Besseren. Die Rädchen griffen nicht wie gewünscht ineinander, die Zahl der Verletzten übertraf jegliche Vorstellungskraft.
So bleibt nur Zuversicht nach einer „Seuchensaison“, die unterm Strich zwei reguläre Siege – 8:5 gegen EHC Bucheggberg und 6:5 gegen den HC Wohlen Freiamt – brachte und dazu den 3:2-Erfolg in der Verlängerung in Bucheggberg. Zu wenig, um der Konkurrenz Angst einzuflößen.

Da nutzte selbst die immer wieder beeindruckende Kulisse wenig: „Hier auf dem Hotzenwald zu spielen, ist immer wieder speziell“, so Michel Simmen, der mit seinem Team bei Auswärtsspielen in der Zentralschweiz in der Regel vor 30 bis 60 Zuschauern aufläuft: „Wir hatten einen kompletten Fanbus mit dabei. Wenn wir in Herrischried spielen, würde am liebsten das ganze Dorf mitfahren.“
Für die heimischen Fans blieb so nur Galgenhumor im Verlauf der einseitigen Partie. Das trotzige „hier regiert der EHC“ wurde beim Stand von 0:8 aus dem Gästeblock mit Kuhglockengeläut beantwortet. Am Schluss ging es nur noch um die Frage, ob es dem Spitzenreiter, der mit zunehmender Spielzeit das Tempo aus dem Spiel nahm, zum zweistelligen Sieg reichen würde. Silvan Schwender machte das 10:0 klar.
100. Gegentor bleibt erspart
In den restlichen sechs Minuten passierte nichts mehr, so dass dem EHC Herrischried bei der höchsten Pleite wenigstens die Schmach des 100. Gegentores in dieser Saison erspart blieb.

Einen gewissen Anteil daran hatte übrigens Torwart Maurice Stoll, der schon nach zwei Minuten einen Penalty von Vincenzo Di Frederico parierte.
Als der letzte Frust über das bittere „Stängeli“ verraucht war, mischten sich die Spieler zwischen Fans und stießen Freibier auf den gegenseitigen Respekt an. Klaus Bächle richtete seinen Blick nach vorn: „Die Moral stimmt, das Publikum ist uns trotz der Misere stets treu geblieben. Nur die Trainingsbeteiligung könnte etwas besser werden. Aber wir schauen dennoch zuversichtlich auf die nächste Saison.“

Ähnlich sieht es Tom Kohler: „Hier fliegt trotz des sportlichen Misserfolgs nichts auseinander“, ist er vom Gegenteil überzeugt: „Dieses Jahr wird als Findungsphase abgehakt und in der nächsten Saison wollen wir dann wirklich angreifen.“