Die Bratwurst beim FSV Rheinfelden im Europastadion ist lecker. Ob sie mir sie aber auch virtuell schmecken würde, weiß ich nicht. Aber darum geht‘s in diesem Fall auch nicht. Der FSV Rheinfelden hatte – so wie übrigens auch der SV Karsau – die Idee, seine in Corona-Zeiten arg gebeutelte Vereinskasse mit Hilfe einer Onlineplattform für „Geisterspieltickets“ zumindest etwas aufzupolieren.
Wie das geht? Der Essener Kreisligist TC Freisenbruch bietet allen Klubs eine Onlineplattform an, um Geisterspiel-Tickets zu verkaufen und so die finanziellen Nöte zumindest etwas abzufedern. Unter http://www.geisterspieltickets.de können sich Vereinsverantwortliche innerhalb weniger Minuten einen Account anlegen. Design und Preise der Tickets sind individuell einstellbar. Auch das Stadionbier und die Bratwurst können von den Fans – zumindest virtuell – erworben werden.
Kostprobe für Geisterspieltickets gefällig? Sie erwerben bei Ihrem Lieblingsverein, falls er bei der Aktion mitmacht, über die genannte Internet-Seite eine Eintrittskarte für drei Euro, eine Stadionwurst für 2,50 Euro, ein Bier für 2,50 Euro und eine Weißweinschorle für 2,50 Euro. So sind die Preise beim FSV Rheinfelden. Und weil Ihnen die Mannschaft so sympathisch ist, gibt‘s noch fürs gesamte Team einen Kasten Bier für 20 Euro. Macht insgesamt 30,50 Euro. Muss gar nicht so viel sein, aber warum nicht? Sie helfen Ihrem Verein. Den Konsum dieser Dinge müssen Sie sich vorstellen. Das Geld fließt aber real ab von Ihrem Konto.
Phantasie ist gefragt. Der SV Karsau probiert es zum Beispiel neben den Klassikern Bier und Wurst mit dem ausgefallenen Vatertags-Hock und einer Corona-sicheren Umarmung.

Dieter Maier, Sportchef des Landesligisten FSV Rheinfelden, findet die Aktion prima, ist sie doch für den teilnehmenden Verein mit geringem Aufwand realisierbar. Den Tipp, bei dieser Aktion mitzumachen, habe er von seinem Kollegen von der SG Nordweil/Wagenstadt bekommen, die ebenfalls dabei ist.
Mit der Tatsache, dass der Verantwortliche der Seite, die Doppelpass UG, 20 Prozent des Umsatzes einstreicht, hat Maier keine Probleme: „Die Idee ist gut.“ Die Abwicklung übernehme die Unternehmensgesellschaft komplett, was großen Aufwand bedeute. Ein paar Zahlen: Bisher kamen Umsätze von über 256.000 Euro bundesweit zusammen. 80 Prozent gehen an die Vereine. Über 50.000 Euro bleiben beim Unternehmen. Was für eine Geschäftsidee.
„Mehrere tausend Euro sind bisher an uns geflossen“, ist der FSV-Sportchef mit der Resonanz sehr zufrieden. Ob nicht ein einfacher Spendenaufruf an seine Mitglieder auch genügt hätte, um die Vereinskasse aufzupeppen? Maier ist skeptisch: Der Verein engagiere sich sehr beim Bau der Rasenplätze samt Vereinsgaststätte in Warmbach. Zur Saison 2021/22 soll alles fertig sein. Auf den Verein kommen Kosten von etwa 400.000 Euro zu. Maier: „Alte Herren, erste und zweite Mannschaft, die A-Junioren und Freunde des Vereins sind fleißig. Bisher haben wir Eigenleistungen in Höhe von 25.000 Euro erbracht.“
Dennoch: Ohne Sponsoren und Spenden geht es nicht beim Bau der neuen Sportstätte. So will der FSV Rheinfelden zumindest einen seiner Rasenplätze vermarkten. Das bedeutet: Freunde und Gönner des Vereins können ein oder mehrere Quadratmeter des Platzes käuflich erwerben. Selbst den Elfmeterpunkt gibt‘s. Auch hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Aber erst mal sollen noch ein paar virtuelle Bratwürste abgesetzt werden. Not macht wirklich erfinderisch.