Fußball, Rothaus-Bezirkspokal: – Das berühmt-berüchtigte Waldmattstadion zu finden, ist für Ortsfremde gar nicht so einfach. Doch es ist an der Zeit, sich mit der Location bekannt zu machen. Denn dort, wo der SV Häg-Ehrsberg seit mittlerweile 48 Jahren seine Heimstatt hat, steigt am Sonntag, 15 Uhr, das Pokalspiel des Jahres – wenn nicht gar des Jahrzehnts.
Der auf der C-Ebene der Kreisliga angesiedelte Gastgeber spielt nämlich – erstmals in der Vereinsgeschichte – gegen den großen Nachbarn FC Zell. Ein Spiel, dass nicht nur die Anhänger links und rechts des Angenbachtals elektrisiert: „Es haben uns schon viele Leute darauf angesprochen, dass sie sich dieses Spiel nicht entgehen lassen wollen“, verrät Torwart und Vorsitzender Max Rümmele beim Besuch des SÜDKURIER.
Drei Kilometer nach dem Ortsschild
Und wie erreicht man nun die Arena, die schon hin und wieder für Schlagzeilen gesorgt hat. Berühmt ist das Geläuf nämlich, weil es eines der letzten ist, dessen Spielfläche mit Sand belegt. Berüchtigt, weil der SV Häg-Ehrsberg in der Regel zu Hause nicht (oft) verliert. Das mag an der Lage auf knapp 1000 Metern Meereshöhe liegen, oder am nicht enden wollenden Anfahrtsweg.
Irgendwann – auf halber Strecke der Landstraße zwischen Mambach und Todtmoos – geht‘s links ab nach Häg-Ehrsberg. In der südlicheren Hälfte der Doppelgemeinde schlängelt sich die Straße um Kirche und Gasthof, stets bergauf am Fuchsbühl vorbei. Das Schild am Ortsende verweist auf Ehrsberg, aber ein Sportplatz ist noch längst nicht in Sicht.

Dann ein erster Hinweis in der scharfen Linkskurve kurz vor dem Feuerwehrhaus. Rechts ab zur Waldmatt sind es noch drei Kilometer, nach Herrenschwand ganze fünf. Aber auf dem Weg dorthin muss der Sportplatz liegen. Und es geht weiter hinauf, an Wiesen und Aussichten vorbei und durch den Wald. Wer nun aufgibt, dem sei die letzte Haarnadelkurve empfohlen. Hier hat der Verein für die Unentwegten den zweiten Hinweis installiert – ohne Maßangabe zwar, doch es sei verraten: Weit ist es nun nicht mehr. Noch zwei Mal links und man blickt über eine stattlichen Fläche.

Flutlichter, Sportheim, Tore und Bandenwerbung – und viel, viel Platz: „Wir sind für jeden Ansturm gewappnet“, schmunzelt Max Rümmele: „Tausend Zuschauer werden wohl nicht kommen, aber mit einem noch besseren Besuch als bei den Heimspielen rechnen wir allemal.“ Edelbert, der Dorfmetzger, hat Sonderschichten eingelegt. Die berühmte Häg-Ehrsberger Stadionwurst sollte alle Gäste satt mache und genügend Getränke sind auch geordert und gekühlt.
Rothaus-Bezirkspokal auf einen Blick
Für den SV Häg-Ehrsberg ist die Partie gegen den FC Zell zweifellos das Spiel des Jahres: „Wir haben sie zwar mal beobachtet, aber sie werden sich erstmal mit den Verhältnissen arrangieren müssen“, überlegt der 32-jährige Patrick Köpfer. Er war bislang Spielführer und hat mit seinem Verein schon viel erlebt. Auch den bislang einzigen „regulären“ Pokalsieg: „Das war 2018 gegen den SC Haagen – im Elfmeterschießen.“ Und Max Rümmele fügt an: „Damals habe ich auch einen versenkt.“
Regulärer Sieg deshalb, weil zwei Jahre zuvor der Sieg gegen T.I.G. Rheinfelden vom Sportgericht „kassiert“ wurde: „Wir hatten meinen Bruder, damals noch Jugendspieler, eingesetzt – aber er hatte keine Spielberechtigung, was uns aber so nicht klar war“, erklärt Pascal Köpfer.
FV Lörrach und FC Wallbach waren auch schon da
Die Pokalgeschichte des SV Häg-Ehrsberg ist also schnell erzählt. Und doch schiebt sich das Duell gegen den FC Zell in eine kurze Reihe von Heimspielen gegen Bezirksligisten. So musste sich 2007 immerhin der spätere Bezirksliga-Meister FV Lörrach auf den Weg in den Hinterhag machen und nach dem einzigen Sieg 2018 gastierte in Runde zwei der FC Wallbach beim C-Kreisligisten und beendete den Traum vom Pokalsieg mit einem 4:0.
Wer aber glaubt, es handle sich bei dem Verein vom östlichen Hang des Wiesentals um einen „ewigen Verlierer“, dem sei ein genauerer Blick empfohlen. 1990 wurde die erste und bislang einzige Meisterschaft gefeiert und 2003 gelang die Rückkehr in die Kreisliga B als Vizemeister hinter dem SV Todtnau II. Größer einzustufen ist aber letztlich der Erfolg, dass es den 1976 gegründeten Verein in der 900 Einwohner großen Doppelgemeinde mit den etlichen kleinen Weilern wie Happach, Rohrberg oder Altenstein, überhaupt noch gibt.
Comeback 2001 nach sieben Jahren ohne Spielbetrieb
Zwischen 1995 und 2001 gab es keinen Spielbetrieb und viele Clubs in der Größenordnung wären in der Geschichte des Verbands verschwunden. Nicht so der SV Häg-Ehrsberg: „Es wurde damals weiterhin Jugendarbeit gemacht und irgendwann hatte der Verein wieder genügend Aktive, um spielfähig zu sein“, weiß Max Rümmele, der kurz danach ebenfalls mit Fußball begonnen hat.

Jugendarbeit mit SV Todtmoos
Heute steht der 28-jährige Elektromeister im dritten Jahr an der Spitze des Clubs, in dem sich auch die Turnerfrauen und eine Hobbyradler-Gruppe wohlfühlen. Und Jugendarbeit gibt es nach wie vor – gemeinsam mit dem SV Todtmoos werden Buben und Mädchen für den Fußball begeistert.
Patrick Köpfer hat ebenfalls immer für seinen Heimatverein gekickt: „Mangels Mannschaft war ich in den älteren Nachwuchsteams als Gastspieler beim FC Schönau – spielte dort unter anderem mit Kevin Weiß und Tim Steinebrunner.“ Seine Amt als Spielführer gibt er zum Pokal-Hit an seinen Bruder David weiter – die Kapitänsbinde bleibt also in der Familie.
„Nur nicht überrollen lassen“
Das Spiel am Sonntag soll ein großes Fußballfest werden: „Wir wollen uns nicht überrollen lassen – jeder ist hoch motiviert“, verspricht Max Rümmele, verrät aber den Geheimplan nicht: „Unser Trainer Heinz Bauer hat lang beim FC Zell gekickt – unter anderem mit dessen Trainer Michael Schwald. Der wird sich schon was einfallen lassen.“

Dass der Landesliga-Absteiger mit zwei Pleiten denkbar schlecht in die Bezirksliga gestartet ist, lässt die beiden Recken vom Hinterhag kalt: „Wir schauen auf uns“, lachen sie und Patrick Köpfer wünscht sich feixend für die zweite Runde lieber die Spvgg. Utzenfeld als den SV Schopfheim: „Gegen die Utzenfelder wissen wir, wie man gewinnt.“
Das Duo weiß, dass dem Unterklassigen ein Remis nach 120 Minuten reicht: „Ein dreckiges 1:1 wäre perfekt“, orakelt Patrick Köpfer, doch Torwart Max Rümmele, der vor Jahren nach einer Verletzungspause sein Comeback zwischen den Pfosten feierte, grätscht gleich dazwischen: „Also mir wäre ein 0:0 fast lieber.“