Frank Rudigier, Sie geben das Amt des Sportchefs beim SV 08 Laufenburg nach sechseinhalb Jahren im Sommer ab. Werden Sie eine positive Bilanz ziehen?
Ja durchaus. Ich denke, dass wir in den vergangenen Jahren einiges beim SV 08 bewegen konnten. Dabei konnte ich auch auf eine stabile Basis meines Vaters zurückgreifen.
Viel Arbeit?
Es war eine arbeitsintensive Zeit, in der ich aber auch viele schöne Erfahrungen gemacht habe.
Was hat sich verändert in dieser Zeit? Ist vor allem das Geschäft eines Sportchefs mit der Abwicklung von Spielerwechseln härter geworden?
Wir bemühen uns stets um Fairness gegenüber Spielern und Vereinen. Was aber seit einigen Jahren neu ist, ist die Bedeutung von sozialen Netzwerken beziehungsweise die fortschreitende Digitalisierung.
Facebook?
Unter anderem. Auch WhatsApp. Es ist heute wesentlich einfacher für die Vereine, Kontakt mit Spielern aufzubauen, da alles transparenter und weniger anonym zugeht. Entsprechend erhält ein Spieler heute mit Sicherheit mehr Anfragen von Vereinen, als dies früher der Fall war. Daraus ergibt sich dann auch, dass Spieler ihre Situation zum Teil genau ausloten möchten und Vergleiche anstellen. In solchen Fällen muss ein Verein seinen Prinzipien treu bleiben.
Sind soziale Medien also mehr Fluch als Segen?
Wenn soziale Medien sinnvoll eingesetzt werden, sind die Vorteile nicht von der Hand zu weisen. Privat bin ich aber weniger ein Freund davon. Prinzipiell muss das jeder für sich entscheiden.
Sie sind sicher nicht dort angemeldet?
Als ich damals mit dem Amt angefangen habe, habe ich mich aus den genannten Gründen auch dort angemeldet. Der SV 08 spielt in diesem System definitiv keine Ausnahme, zumal wir zum damaligen Zeitpunkt auch keine A-Jugend hatten und wir auch auf externe Spieler angewiesen waren. Heute nutze ich den Account kaum noch.

Ein sportlich erfolgreicher Verein wie der SV 08 Laufenburg, der jahrzehntelang überregional gespielt hat und spielt, hat nicht immer den besten Ruf. Stimmt‘s?
Es ist mir bewusst, dass wir im Umfeld oft als arrogant wahrgenommen werden – wahrscheinlich auch, weil wir sportlich erfolgreich sind. Wir sind aber keineswegs arrogant. Dort wo Länder, Städte, Orte und Dörfer aneinandergrenzen, kann man dieses Phänomen doch immer wieder beobachten. Eine solche Einschätzung sollte aber doch eher von den handelnden Personen abhängig gemacht werden.
Hand aufs Herz: Fließt heute Geld an Spieler? Gibt es Handgeld für Spieler, um sie zu einem Wechsel zu bewegen?
Bei uns gibt es definitiv kein Handgeld. Das passt gar nicht zu unserer Philosophie. Ich finde es erstaunlich, dass es in unserer Spielklasse und teilweise sogar schon tiefer tatsächlich Vereine geben soll, die zu solchen Methoden greifen.
Was gibt es denn für einen Spieler?
Die Aufwandsentschädigung, die es bei uns gibt, ist definitiv kleiner als bei manchen Vereinen am Hochrhein, sofern das stimmt, was man so hört. Jeder, der dieses Amt ausübt, wird bestätigen können, dass häufig nur Halbwahrheiten unterwegs sind. Wir versuchen beim SV 08 eher durch unsere Infrastruktur und den sportlichen Erfolg zu punkten. Ein Großteil unserer Leistungsträger haben auch schon bei uns in der Jugend Fußball gespielt.
Und was fließt bei Wechseln zwischen den Vereinen?
Das ist die vom Verband festgelegte Ausbildungsentschädigung für den abgebenden Verein, die bei Spielerwechseln nur im Sommer fließt. In der Bezirksliga sind dies 500 Euro, in der Landesliga 750 Euro. Bei einem Wechsel in eine tiefere Spielklasse wird die Zwischensumme der beiden Ligen gebildet.
Und bei Wechseln in der Winterpause?
Wechsel im Winter während der Saison haben sich leider immer mehr eingebürgert. In den allermeisten Fällen einigen sich die Vereine auf den Sommerregelsatz, der beim Wechsel fließt.
Was ist, wenn der aufnehmende Verein beim Wechsel im Winter eine geforderte Zahlung verweigert?
Dann kann der abgebende Verein die Freigabe des Spielers verweigern. Der ist dann ein halbes Jahr gesperrt. Sitzt er die Sperre aus, ist er nach einem halben Jahr für seinen neuen Verein spielberechtigt. Der neue Verein muss dann keine Ausbildungsentschädigung bezahlen, der alte Verein geht leer aus.
Sie sagen, dass der SV 08 Laufenburg eine andere Philosophie verfolgt. Können Sie das erklären?
Ich habe das Amt des Sportchefs beim SV 08 Laufenburg vor sechs Jahren übernommen, als unser Verein keine A-Jugend hatte. Mit dem damaligen Vorsitzenden Harald Wuchner haben wir die Gründung einer A-Jugend-Mannschaft angestoßen. Diese fing ganz unten an in der Kreisliga, spielt derzeit als JFV Region Laufenburg in der Landesliga. Langsam können wir die Früchte unserer Arbeit ernten. In diesem Sommer verlassen 14 Spieler die A-Jugend altersbedingt. Elf Jungen haben schon zugesagt, in unsere Aktivmannschaft wechseln zu wollen. Das muss der Weg sein. Ich denke mit Thomas Scherzinger, der sich als ehemaliger Jugendtrainer und -leiter bestens in der Jugendarbeit des SV 08 auskennt, kann dieses Vorhaben auch zukünftig erfolgreich und nachhaltig weitergeführt werden.

Reicht eine solide Jugendarbeit, um überregional Fußball zu spielen?
Mit der Gründung der JFV Region Laufenburg im Frühjahr 2019 haben wir dafür die Basis geschaffen. Mit dem FC Binzgen, dem SV Hänner, dem SV Luttingen und dem FC Rotzel haben wir unsere Jugendabteilungen zusammengelegt und den neuen Jugendförderverein gegründet. Kräfte wurden gebündelt, weil alle am JFV beteiligten Vereine für sich in ihrer Jugendarbeit gar nicht überlebensfähig wären, dazu zählt auch der SV 08 Laufenburg.
Eine solide Jugendarbeit soll also über dem lockenden Angebot für externe Spieler stehen?
Ja. Auf Teufel komm raus muss ich nicht in der Verbandsliga spielen beziehungsweise nur dann, wenn es auch aus infrastruktureller Sicht wirklich Sinn macht. Die Verbandsliga ist aufwandstechnisch nochmals eine ganz andere Hausnummer. Für unsere Jugendspieler ist es tendenziell sogar besser, in der Landesliga die ersten Erfahrungen als Aktive zu sammeln. Da ist der Sprung schon groß genug. Trotzdem sollte man sich als Verein natürlich jederzeit die höchstmöglichen sportlichen Ziele setzen.
In der vergangenen abgebrochenen Saison wurde dem SV 08 Laufenburg als damaliger Tabellenzweiter vom Verband die Chance auf eine Aufstiegsrunde zur Verbandsliga verwehrt. Tat Ihnen das nicht weh?
Doch, mir hat es schon weh getan. Die Mannschaft hätte es damals einfach verdient gehabt, sich für die tolle Leistung in der Aufstiegssaison zu belohnen. Aber das liegt schon wieder so lange zurück und ist abgehakt. Wir schauen nach vorn.
Fragen: Gerd Welte