Aline, Sie waren schon Weltmeisterin und gewannen zudem einige Medaillen bei Großereignissen. Wo stufen Sie Ihren World-Cup-Sieg von Belgrad ein?

Er ist mit einem Erfolg bei einem Großereignis nicht vergleichbar, da einige Top-Nationen fehlten. Für mich war dieser World-Cup aber enorm wichtig.

Inwiefern?

Ich war nach den letzten Turnieren verunsichert und hatte Zweifel, ob ich die internationalen Spitzenringerinnen noch besiegen kann. Belgrad hat gezeigt, dass ich es noch kann.

Sie gewannen im Viertelfinale und Finale gegen die Finalisten der Europameisterinnen 2020 jeweils vorzeitig. Hätten Sie mit solch deutlichen Siegen gerechnet?

Im Viertelfinale hatte ich mit der Russin Ekaterina Bukina eine Gegnerin, die mir sehr gut liegt. Der Schultersieg im Finale gegen die Türkin Yasemin Adar sieht deutlicher aus, als er in Wirklichkeit war. Kurios ist allerdings, dass ich sehr, sehr selten meine Gegnerinnen schultere.

Das könnte Sie auch interessieren

Ringen ist eine Vollkontakt-Sportart. Wie konnten Sie die vergangenen Monate in Corona-Zeiten trainieren?

Ich denke, ich habe es im Vergleich zu anderen Ringerinnen mit am besten getroffen. Wir haben bei uns im Haus einen Kraftraum und ein Laufband. Ich konnte zudem im Gymnastikstudio meiner Schwiegermutter die Ringermatten auslegen und mein Ehemann Jan ist als jahrelanger Bundesliga-Ringer ein hervorragender Trainingspartner. Deshalb habe ich zuhause klasse Bedingungen.

Das Training mit Jan mussten Sie aber zeitweise unterbrechen.

Ja. Er hatte sich mit dem Coronavirus infiziert, aber zum Glück keine schweren Symptome. Ich bin in dieser Zeit zu meinen Schwiegereltern gezogen. Sie wohnen im gleichen Haus. Ich habe nach meinem Corona-Test einige Tage gezittert, bis ich das negative Ergebnis hatte, denn das Ganze war kurz vor dem World-Cup.

Wie haben Sie in der getrennten Zeit mit Jan kommuniziert? Über Video-Konferenz oder im Treppenhaus?

Über Video-Call. Wir konnten uns nach meiner Rückkehr aus Belgrad zum ersten Mal seit einem Monat wieder richtig sehen und umarmen.

Sie stammen aus Krefeld und wohnen seit wenigen Jahren in Triberg. Fühlt sich die Rheinländerin im Schwarzwald wohl?

Auf jeden Fall. Ich falle zwar mit meiner rheinischen Schnauze hin und wieder etwas auf. Aber ich fühle mich hier extrem wohl und bin auch ein Teil der Triberger Ringerfamilie.

Vermissen Sie irgendwas?

Manche Dinge, wie Geschäfte zum Shoppen oder die kurzen Wege zum Flughafen. Dafür ist die Natur aber um einiges schöner im Schwarzwald.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie sieht Ihr Terminplan die nächsten Wochen aus?

Zunächst einmal habe ich ein paar Tage frei und genieße Weihnachten. Im Januar soll wieder ein Turnier stattfinden und im Februar die Europameisterschaften. Ich denke aber, man sollte derzeit nur von Monat zu Monat planen.

Bleiben die Olympischen Spiele in Tokio im nächsten Sommer weiterhin Ihr großes Ziel?

Zu 100 Prozent. Ich rechne auch damit, dass Olympia trotz der Corona-Pandemie stattfindet. Tokio soll der krönende Abschluss meiner Karriere werden.