Dominik, wie fällt Ihr persönliches Fazit des Jahres 2021 aus?
Es war nicht immer leicht. Am Anfang des Jahres musste ich erst mal 14 Tage in einem Hotelzimmer in Australien verbringen. Danach war es auch nicht immer einfach. Ständig war der Gedanke im Kopf, Covid zu bekommen. Sich jeden Tag testen zu lassen, hat nicht immer Spaß gemacht. Allerdings bin ich dankbar, dass wir alle trotz der Pandemie weiterspielen konnten. Im Großen und Ganzen bin ich glücklich, dass ich das Jahr ziemlich verletzungsfrei und erfolgreich beenden konnte.
War 2021 bislang das beste Jahr in Ihrer Karriere?
Ja. Ich kam bei den Grand-Slam-Turnieren in Paris und Wimbledon in die dritte Runde, war bei Olympia unter den letzten 16 und im Davis Cup-Halbfinale. In der Weltrangliste war mein Ziel, unter die Top 50 zu kommen. Mitte des Jahres war ich genau auf Platz 50. Nun stehe ich auf Rang 54. Es war auf jeden Fall mein bisher bestes Jahr.
An welches Spiel oder Turnier in den vergangenen zwölf Monaten denken Sie besonders gerne?
Das Match gegen Roger Federer bei den French Open war etwas Besonderes. Auch wenn es vor leeren Rängen stattfand, war es eine merkwürdige Stimmung. Leider habe ich knapp verloren. Mein Spiel im November gegen Andy Murray war das komplette Gegenteil. Es war die beste Atmosphäre, in der ich bisher gespielt habe und am Ende konnte ich das Match sogar gewinnen.
Gab es 2021 auch eine Partie, die Sie heute noch ärgert?
Gegen Federer hatte ich den Sieg auf dem Schläger. Am Ende stand ich mir mit meinen Gedanken wahrscheinlich selbst im Weg.
Welche Erinnerungen bleiben von den Olympischen Spielen in Tokio?
Olympia waren wahrscheinlich zusammen mit Davis Cup die besten zwei Wochen im Jahr. Wir hatten riesen Spaß zusammen im Team. Zu sechst in einem kleinen Appartement zu wohnen, bleibt auf jeden Fall in Erinnerung.
Sie und Ihre deutschen Teamkollegen haben es bis ins Davis Cup-Halbfinale geschafft. Ist diese Wettkampf-Form wirklich etwas Besonderes? Und wenn ja: Warum?
Davis Cup ist deshalb etwas Besonderes, weil es im Tennis so gut wie keine Mannschaftswettbewerbe gibt. Mit einem Team zu reisen und eigene Betreuer dabei zu haben, macht einiges leichter und auch mehr Spaß. Es war eine riesen Erfahrung.
Im November gelang Ihnen gegen den Franzosen Felix Auger-Aliassime erstmals ein Erfolg gegen einen Top Ten-Spieler in der Welt. Was fehlt noch, um auch Spieler wie Novak Djokovic oder Alexander Zverev schlagen zu können?
Es fehlt nicht viel, um Erfolge gegen Top Ten-Spieler konstant zu feiern. Ich war schon einige Male knapp dran. Am Ende fehlte vielleicht ein bisschen der nötige Glaube.
Inwieweit seid Ihr Tennisprofis durch die Corona-Pandemie eingeschränkt?
Reisen ist immer noch schwer. Da Tennis ein sehr internationaler Sport ist und wir jede Woche woanders hinreisen, ist es sehr aufwendig, Reisegenehmigungen von verschiedenen Regierungen zu bekommen. Außerdem wurde ich letztes Jahr jeden zweiten Tag getestet, was natürlich Stress hinzufügt. Wenn wir positiv getestet werden bei Turnieren, werden wir 14 Tage im Hotelzimmer eingesperrt, was es auch nicht leicht macht, da dadurch einige Wochen an Training und Turnieren verloren gehen. Als Tennisprofi ist man immer der Gefahr ausgesetzt, Covid zu bekommen – vor allem an Flughäfen. Ansonsten können wir uns glücklich schätzen, dass wir in dieser Situation weiter unseren Sport ausüben können.
Der Name Dominik Koepfer ist kein unbekannter mehr im Tennis-Zirkus. Tut man sich dadurch leichter auf der Tour oder eher schwerer, weil die Gegner einen besser kennen?
Es hat Vor-, aber auch Nachteile. Man wird auf jeden Fall mehr respektiert auf dem Platz. Aber die Gegner wissen natürlich auch besser, was meine Stärken und Schwächen sind.
Bei Ihnen ging es zuletzt Jahr für Jahr aufwärts. Welche Ziele haben Sie sich für 2022 gesteckt?
Mein klares Ziel ist, 2022 in die Top 30 der Welt zu kommen.