Fußball, Bezirksliga: Mit elf Toren hat Jallow Saja großen Anteil daran, dass der FC Pfaffenweiler auf den Aufstieg in die Landesliga hoffen darf. Apropos Hoffnung: Diese war der Grund, weshalb der Gambier seine alte Heimat verließ, um in Deutschland eine neue zu finden.
Im Sommer 2013 sollte sich das Leben von Jallow Saja für immer verändern: Er verließ seine Heimat Bundung in Gambia mit dem Ziel, in Deutschland bessere Lebensbedingungen vorzufinden. Der Staat im Westen des Kontinents ist der kleinste des afrikanischen Festlands und auch einer der ärmsten. Dort hinterließ der damals 23-Jährige seine Mutter und seine Schwester. Seinen Vater sowie einen seiner drei Brüder verlor er bereits früh wegen Herzinfarkten, zwei weitere Brüder starben an verunreinigtem Wasser.
Weil Jallow Saja als einziger Mann der Familie mit seinem Job als Lastwagenfahrer seine Familie nicht ernähren konnte, suchte er sein Glück in mehr als 4000 Kilometern Entfernung. „Es war eine schwere Entscheidung, aber ich musste es machen, um meiner Familie finanziell zu helfen. Ich wusste, dass man in Deutschland gut leben kann“, erzählt Saja. Dafür nahm er eine Odyssee über den Senegal, Libyen und Italien auf sich.
Etwa eineinhalb Jahre später kam er in Mannheim an, ehe er in den Schwarzwald transferiert wurde. Dort erwies sich der Fußball als treibende Kraft bei der Integration des Gambiers, der bereits in seiner Heimat gekickt hatte. „Ich bin zum FV Donaueschingen gegangen und habe dort sofort Freunde gefunden, die mir sehr geholfen haben. Der Fußball ist mein größtes Hobby, weshalb es mir wichtig war, auch in Deutschland zu spielen“, berichtet Saja. Nach dem Rückzug des Vereins vom Spielbetrieb wechselte der 30-Jährige zum TuS Oberbaldingen, wo er als Torgarant entscheidenden Anteil am Aufstieg in die Kreisliga A hatte. Dabei lernte er Almani Camara kennen. Die beiden verbindet nicht nur ihre Nationalität und die Liebe zum runden Leder, sondern auch ihre ähnlichen Lebensgeschichten. Gemeinsam wechselten sie 2018 zur DJK Villingen in die Bezirksliga.
Nachdem es dort für den in Bad Dürrheim wohnhaften Saja persönlich nicht rund lief, folgte im vergangenen Sommer der Schritt zum FC Pfaffenweiler – ein Glücksfall für beide Seiten. Der Gambier ist unter Trainer Patrick Anders gesetzt und zahlt das Vertrauen mit bislang elf Toren und acht Vorlagen zurück. „Ich bin in Pfaffenweiler sehr glücklich. Dort spiele ich nicht nur in einem starken Team, sondern habe auch viele Freunde, allen voran Felix Ohlhauser.“ Der Coach ergänzt: „Jallow ist hilfsbereit, gesellig und ein feiner Kerl. Er entschuldigt sich sogar bei der Mannschaft, wenn er mal eine Torchance auslässt.“
Doch auch Saja profitiert von seinem neuen Umfeld. „Als Jallow nach einem Job als Greenkeeper im Golfresort Öschberghof arbeitslos wurde, hat der Verein großartig zusammengearbeitet und für ihn eine neue Stelle bei Wahl in Unterkirnach gefunden. Dort bringt ihn Giuliano Carlini aus Pfaffenweiler jeden Tag hin, da Jallow mit seinem Führerschein noch nicht fertig ist“, erzählt Anders. Bei dem Produzenten für Haarschneidemaschinen hat Saja seine Probezeit bestanden und einen Vertrag mindestens bis zum kommenden Juni erhalten.
Dass Saja einer regelmäßigen Arbeit nachgeht, ist für sein Bleiberecht entscheidend. Da sein Asylantrag mangels Dokumente abgelehnt wurde, genießt der Gambier lediglich durch die Beschäftigungsduldung Schutz vor Abschiebung. Und wenn er acht Jahre lang einer geregelten Arbeit nachgeht, erlangt er sogar einen dauerhaften Aufenthaltstitel. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. „Ich bin sehr glücklich und dankbar, in Deutschland zu sein“, sagt Jallow Saja, für den sich der Wunsch nach einem besseren Leben erfüllt hat. Nun hat er noch zwei weitere: seine Familie bald wiederzusehen und mit dem FC Pfaffenweiler aufzusteigen.