Fußball, Verbandsliga: Türk. SV Singen – SC Pfullendorf (Samstag, 16 Uhr). – Fußballer wie Christian Mendes sind eine echte Rarität, fast schon einzigartig. Nüchtern betrachtet kommt kaum einer auf solche Zahlen. Der in Brasilien geborene Österreicher trägt die Trikotnummer eins beim Tabellenzweiten der sechsten Liga, dem Türk. SV Singen – und das mit 52 Jahren. Ein Blick auf wichtige Nummern in seinem Leben.
1075 Spiele
Christian Mendes führt Buch, er weiß: Die Partie gegen den SC Pfullendorf am Samstag wird die 1076. in seinem langen Fußballerleben sein. An das erste Spiel kann er sich noch gut erinnern, auch wenn es mehr als 30 Jahre zurückliegt. „Das war ein mega Highlight“, sagt der Singener Torhüter-Methusalem, „es war das letzte Spiel der Regionalmeisterschaft der zweiten brasilianischen Liga und es ging um meine Vertragsverlängerung bei Sao Caetano. Ich habe es genossen – auch wenn mein Puls gefühlt bei 300 war.“
19 Vereine
Die Liste der Vereine, für die Christian Mendes in seinen folgenden 33 Jahren als Fußballer gespielt hat, ist lang. 1998 zog es ihn aus Rio de Janeiro ans österreichische Ufer des Bodensees, wo er unter anderem für Austria Lustenau oder den Dornbirner SV spielte, in der Schweiz trug er unter anderem das Trikot des FC Kreuzlingen und von Chur 97. Besonders gut scheint es ihm aber in Südbaden zu gefallen.
Seit er 2015 beim FC Singen 04 sein „erstes Abenteuer als Trainer“ startete, wie er selbst sagt, ließ ihn die Region nicht mehr los. Als sich der Singener Torhüter verletzte, stellte sich Coach Mendes damals mit 43 Jahren kurzerhand selbst wieder zwischen die Pfosten. Von Singen aus wechselte der Austro-Brasilianer für drei Jahre zum FC 08 Villingen, es folgten zwei Saisons beim 1. FC Rielasingen-Arlen, eher er nach drei weiteren Jahren in Österreich und der Schweiz im Juli 2023 das Angebot des Türk. SV Singen annahm. „Ich kann hier auf einem hohen Niveau Fußball spielen“, sagt Mendes zum besonderen Reiz des Hegaus, „außerdem gefällt mir die Mentalität der Leute besser als in Österreich.“
Hunderte Mitspieler
Bei der Frage nach der Zahl seiner Mitspieler muss Mendes, der seit 2007 Österreicher ist, lachen. Die bekommt er beim besten Willen nicht mehr annähernd zusammen, bei aller Liebe für Statistiken. Nur so viel: „Es ist meine 34. Saison, in den Kadern waren jeweils etwa 30 Mann und in jedem Sommer kamen zehn neue Spieler dazu. Da bräuchte ich ein Terabyte Speicherplatz für alle Telefonnummern.“
600 bis 800 Kilometer pro Woche
Christian Mendes lebt in Lustenau im österreichischen Vorarlberg und arbeitet in Sulz in der Nähe von Feldkirch. Drei- bis viermal fährt er pro Woche nach Singen ins Training oder zu den Spielen und anschließend zurück nach Hause. „110 Kilometer ist nach der Arbeit der Hinweg lang“, sagt der 52-Jährige, „zurück sind es 87 Kilometer.“ Macht nach Adam Riese knapp 600 bis 800 Kilometer pro Woche hinterm Steuer.
„Ich habe schon zwei Autos weggeschmissen“, sagt Mendes, „darunter mein geliebter Jaguar, bei dem der Motor nicht mehr mitgemacht hat.“ Verheizt und verschlissen. In einem Jahr beim FC 08 Villingen seien es zwischen 85.000 und 90.000 Kilometer gewesen. „Jetzt fahre ich mit dem Auto meiner Frau“, gibt er lachend zu. „Das war nicht so teuer.“
10 Derbys
Bei seinen Einsätzen für die Bodenseeteams in der Verbandsliga bestritt Mendes zehn Derbys: je eines gegen Südstern Singen und die SpVgg F.A.L., zwei gegen den FC Radolfzell und je drei gegen den 1. FC Rielasingen-Arlen und den SC Pfullendorf. Das Duell mit den Linzgauern am Samstag ist ein besonderes für den 52-Jährigen. „Ich habe in Lustenau zwei Jahre unter Trainer Helgi Kolvidsson gespielt“, sagt der Keeper des Türk. SV Singen.
„Die Pfullendorfer haben eine starke Mannschaft. Sie haben auch im Hinspiel gut mitgehalten, obwohl wir 3:1 gewonnen haben. Jetzt wird es ein anderes Spiel. Der SCP hat unter Helgi alle vier Spiele gewonnen. Wir müssen brutal aufpassen.“
5 Aufstiege
Fünfmal feierte Christian Mendes einen Aufstieg mit einem seiner Teams. Nun hofft er, dass im kommenden Sommer ein sechster dazukommt. „Ich will nochmal Oberliga spielen. Die Chance ist da“, sagt der Torhüter, dessen Mannschaft aktuell Rang zwei belegt, der für die Relegation berechtigt.
Eine mögliche Aufstiegsfete würde in seinem Fall aber gesittet ablaufen. „Die Nacht ist für mich zum Schlafen, nicht zum Feiern. Ich trinke nicht, ich rauche nicht. Natürlich würde ich zur Party gehen, aber nicht bis 4 Uhr morgens, ich muss danach ja noch heimfahren.“
Die Zahl X
Wie viele Jahre folgen der 34. Saison noch, ehe Christian Mendes endgültig auf die Trainerbank wechselt? „Körperlich sehe ich überhaupt kein Problem“, sagt der Keeper, der sich neben dem Vereinstraining individuell fit hält und bislang von Verletzungen verschont geblieben ist. „Es ist nicht mein Ziel, zu spielen, bis ich 100 bin. Aber solange ich Spaß habe und der Trainer mir vertraut, mache ich weiter.“