Verbandsliga: ESV Südstern Singen – SV Linx (Samstag, 16 Uhr). – Dass sich der ESV Südstern Singen in der Winterpause nochmals mit namhaften Neuzugängen verstärkt hat, war bereits im Vorfeld zu erwarten. Gleich fünf neue Spieler wurden verpflichtet, darunter etwa Nathan Malonga, der zu Oberligazeiten des 1. FC Rielasingen-Arlen für eine Saison auf der Talwiese wirbelte.
Überraschender kam jedoch der Wechsel auf der Trainerbank: Statt Slobodan Maglov, der die Südsterne auf dem letzten Tabellenplatz übernommen und bis ins sichere Mittelfeld geführt hatte, hat nun Vural Önen das Sagen beim Aufsteiger. Zwar ist der Name im regionalen Fußballgeschäft noch weitestgehend unbekannt, dennoch verpflichtete ESV-Präsident Labinot Nikqi mit Önen einen echten Hochkaräter.
„Wir hatten ein ziemlich langes Gespräch und ich war überzeugt von diesem Projekt hier“, erzählt der 44-Jährige, dessen Zusage bei den Südsternen aber primär einen anderen Grund hat. Önen pflegt seit vielen Jahren ein freundschaftliches Verhältnis zu Südsterns Co-Trainer Yusuf Arslan. „Er wusste, dass ich aktuell keinen Trainerjob habe und hat von diesem Verein mehrfach geschwärmt“, verrät Önen.
Der gebürtige Schweizer strebte schon in jungen Jahren eine Fußball-Karriere an. Nach Jugendstationen beim FC Zürich unterschrieb er dort einen Profivertrag, bis ihn nach nur einer Saison ein Kreuzbandriss aus der Bahn warf. Nach knapp zwei Jahren in der Türkei zog es ihn wieder in die Schweiz – jedoch ohne sportlichen Erfolg. Weil Verletzungen immer wieder im Weg standen, fokussierte sich Önen auf eine Trainerkarriere.
Der Höhepunkt kam für den Uefa-A-Lizenz Inhaber in der Saison 2023/24, als ihn ein Anruf aus der türkischen Super League erreichte. Önen zögerte nicht lange und nahm das Angebot des damaligen Erstligisten Istanbulspor an. Er wurde Co-Trainer unter Hakan Yakin, Bruder des aktuellen Schweizer Nationaltrainers Murat Yakin und neuer Coach beim FC Schaffhausen.
„Ich musste das Angebot einfach annehmen – da habe ich auch nicht lange nachgedacht“, erzählt Önen, der zudem ein Zertifikat zum Spielanalyst im professionellen Fußball besitzt. Nach einem guten halben Jahr endete dann das Abenteuer in der Türkei. Aus familiären Gründen zog es ihn zurück nach Zürich, wo er auch wohnt.
Seit gut zwei Wochen ist er nun Trainer beim ESV Südstern Singen. Die Eingewöhnungsphase war dementsprechend kurz. „Ich hatte vor dem Start leider nur drei Trainingseinheiten und zwei Testspiele – bis man eine Mannschaft kennt, braucht das Zeit“, erklärt der 44-Jährige, der auch keine andere Mannschaft der Verbandsliga kennt. „Ich habe bislang noch kein Videomaterial von den Konkurrenten erhalten, ich muss mich da komplett auf meinen Co-Trainer verlassen“, verdeutlicht Önen.
Dementsprechend schwierig gestaltete sich das Spiel gegen Bühlertal, das mit 0:4 verloren ging. „Ich habe gemerkt, dass die Mannschaft so gut wie keine Vorbereitung hatte“, bemängelt Önen den Fitnesszustand seiner Kicker und zeigt sich zugleich überrascht über die Gangart in der deutschen Amateurliga. „Respekt an den FC Bühlertal – ich habe nicht erwartet, dass hier in dieser Liga so aggressiv und körperbetont gespielt wird“, zieht Önen neue Erkenntnisse. Am kommenden Samstag gegen den SV Linx soll nun der nächste Schritt gemacht werden – keine leichte Aufgabe gegen den Tabellenzweiten.