Wer zur Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 2002 einen Euro in die Schweizer Währung umtauschen wollte, der erhielt fast 1,50 Franken dafür. 2005 gab es zeitweise sogar fast 1,70 Franken für einen Euro – doch seither gab der Kurs immer weiter nach. Vor allem wegen des Ukraine-Kriegs steht nun historisches bevor: Für einen Euro gab es am Freitag nur noch minimal mehr als einen Franken.
Der Wertverlust des Euros hatte sich schon seit Kriegsbeginn beschleunigt, erhielt in der Nacht zum Freitag aber noch weitere Dynamik, nachdem auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ein Feuer ausgebrochen war. Als sicher geltende Währungen wie der US-Dollar, der japanische Yen oder der Schweizer Franken wurden aufgrund des Vorfalls verstärkt gesucht. Der Euro geriet im Gegenzug unter Druck.
Keine schnelle Erholung in Sicht
Einen so schwachen Euro gegenüber dem Franken hatte es zuletzt gegeben, als die Schweizer Nationalbank im Januar 2015 aufgehört hatte, den Wechselkurs bei mindestens 1,20 Franken pro Euro zu fixieren. In der Folge erhielt man sehr kurzfristig für einen Euro sogar weniger als einen Franken, der Wechselkurs stabilisierte sich danach jedoch rasch wieder auf einem leicht höheren Niveau.
Derzeit rechnen Experten dagegen nicht damit, dass sich der Eurokurs gegenüber dem Franken bald wieder spürbar erholen wird. Dabei spielt auch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Rolle. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass die EZB bald den Leitzins erhöht – was den Euro gestärkt hätte. Wegen des Ukraine-Krieges steht das jedoch wieder auf der Kippe, weil wirtschaftliche Kollateralschäden einer strafferen Geldpolitik befürchtet werden. Der Euro gerät dadurch zusätzlich unter Druck.
Ein schwacher Euro und ein starker Schweizer Franken hat für die Grenzregion große Auswirkungen: Einkaufen in Deutschland wird für Schweizer umgerechnet noch günstiger. Für Deutsche wird es bei der Euro-Bezahlung in der Schweiz dafür teurer, etwa beim Tanken. Gleichzeitig gewinnen in Franken ausgezahlte Gehälter und Renten im Vergleich zu Euro-Gehältern an Wert.
Zudem erschwert der starke Franken den Export für Schweizer Unternehmen in den Euroraum: Ihre Produkte werden Wechselkurs-bedingt teurer – aus dem Euro-Raum können Schweizer dagegen günstiger importieren. Der starke Franken hat die Schweiz bisher auch vor einer allzu starken Inflation bewahrt: Anders als in Deutschland und der EU verteuerten sich die Konsumentenpreise in der Schweiz zuletzt nur um rund 2 Prozent – hierzulande waren es über 5 Prozent.