Gelbe Warnweste und weißer Helm sind an seinem Arbeitsplatz Pflicht. Ohne sie betritt niemand die Kranführer-Kabine in 16 Metern Höhe. Von hier oben sieht die Welt am Boden schon anders aus: Die wartende Lastwagen-Schlange verschwindet hinter hunderten Containern. Einzig die laufenden Motoren und quietschenden Bremsen sind noch deutlich zu hören.
In einem kleinen engen Aufzug geht es hoch zur Fahrerkabine. Kaum mehr drei erwachsene Menschen haben in dem knatternden Räumchen Platz. Bewegt Dirk Glückhardt den Kran, schaukelt und ruckelt es – Trittsicherheit und Gleichgewicht sind auf dem Weg zu ihm gefordert.

Die Fahrerkabine ist kühl und aufgeräumt – ganz nach dem Motto: klein aber fein.
Die Füße stehen auf einem Boden aus Glas
Dirk Glückhardt ist 52 Jahre alt und kommt gebürtig aus Lörrach. In den Schweizer Rheinhäfen arbeitet er bereits seit 1997 und ist der Älteste des vierköpfigen Kranführerteams von Kleinhüningen. Beworben hatte er sich zunächst als Schlosser. Doch wegen der Nachfrage wurde er, nach entsprechender Ausbildung, als Kranführer eingestellt. „Das hat sich so ergeben“, berichtet Glückhardt. Höhenangst dürfen er und seine Kollegen an diesem Arbeitsplatz jedenfalls nicht haben.
Als Kranführer arbeitet der 52-Jährige in Schichten. Egal ob Früh-, Spät- oder Nachtschicht – Glückhardt ist zu jeder Tageszeit einsatzbereit. Das macht ihm Spaß. Und auch mit seinen Kollegen, dem Bewegen der Güter, dem Schiffsbetrieb und dem Verdienst ist er zufrieden.
Container nach Augenmaß andocken
Die im Schweizer Rheinhafen zu verladenen Container haben ein Maximalgewicht von 42 Tonnen und werden durch den Kranführer selbst per Steuerung über zwei Joysticks bewegt. „Talfahrt, Bergfahrt, Wasser, Land – so bezeichnen wir die Richtungen hier oben“, sagt Glückhardt. Das Gewicht der Container würde über eine geeichte Waage des Krans überprüft.

Auf die Frage, ob die Container herunterfallen können, antwortet Glückhardt lachend mit einem einfachen „Nein“. „Die Container werden zwar per Augenmaß angedockt, der Kran hat aber ein bestimmtes Verschließsystem. Stimmt also etwas nicht, blockiert der Kran und ich kann sie nicht hochheben. Hier fällt also nichts herunter“, verrät er mit einem Zwinkern. Zudem würden die Kräne auch regelmäßig gewartet, sodass die Sicherheit für alle Beteiligten stets gewährleistet sei.
Trotzdem braucht Glückhardt ein gutes Auge und darf sich nicht zu 100 Prozent auf das Kransystem verlassen. „Das ist Zentimeterarbeit. Der Spielraum beim Verladen beträgt zwei bis maximal drei Zentimeter“, verrät der erfahrene Kranführer. Wer nicht gut genug sieht, ist auf dem Kran falsch.
Denn trotz des Automatik-Systems ist in dieser Branche immer noch das menschliche Einschätzungsvermögen essenziell. Und auch die Absprache mit den Kollegen über Funk ist wichtig: „Hier läuft einfach nicht immer alles nach Schema. Da ist die menschliche Einschätzung einfach wichtig.“

Die meisten von Glückhardts Kollegen arbeiten pro Schicht vier Stunden im Büro und vier Stunden hinter dem Kransteuer. Der 52-Jährige aber verbringt seine Zeit viel lieber komplett in der Kabine. „Ich arbeite lieber den ganzen Tag hier oben, anstatt im Büro zu sitzen“, sagt er. „Hier habe ich meine Ruhe.“ Im Schnitt verlädt Glückhardt zwischen 24 und 30 Containern pro Stunde, denn stellenweise kommen bis zu 150 Lastwagen pro Tag zu dem Containerterminal.
Wie in jedem anderen Beruf auch, gibt es auch hier einige Veränderungen und Anstrengungen, mit denen Dirk Glückhardt auch nach 26 Jahren Berufserfahrung zu kämpfen hat.

„Obwohl wir immer die gleichen Sachen machen, wie Container abtransportieren, Entladen oder Beladen von Schiffen, Lastwagen oder Zügen, gibt es doch immer Abwechslung. Jeder Tag ist anders und bringt neue Herausforderungen.“