Das Beste kommt zum Schluss. Diese Floskel dürfte am 21. Juni endgültig ihr Ablaufdatum erreicht haben. Denn am Freitag, dem ersten von drei Konzerttagen in Neuhausen ob Eck, wird eine Band die Southside-Bühne betreten, nach der sich Festivalveranstalter auf der ganzen Welt die Finger lecken: Foo Fighters. Vor exakt einem Vierteljahrhundert vom heute 50 Jahre alten Dave Grohl gegründet, hat die Band Millionen von Alben verkauft; MTV-,
Brit- und Grammy-Awards noch und nöcher eingeheimst.

Er ist ein Netter

Würde Grohl seinen Finanzberater bitten, alle Vermögenswerte zusammenzurechnen, die der Frontmann besitzt, wäre der Angestellte lange beschäftigt. Auf 280 Millionen US-Dollar wird das Reinvermögen des Amerikaners geschätzt. Das Schöne: Wahrscheinlich würde Grohl seinem Berater beim Zählen helfen – oder ihm zumindest alle paar Stunden eine Tasse frisch gebrühten Kaffee vorbeibringen. Grohl ist ein Netter. Und auch mit 50 Jahren kleidet er sich nicht viel anders als in den frühen 90ern – jener Zeit, in der seine Ex-Band Nirvana in Sneakers und Holzfällerhemden die Plattensammlungen und Herzen der Jugend eroberte.

Damals musste Grohl noch hinter Kurt Cobain auf dem Schlagzeughocker Platz nehmen. Heute steht er als Sänger und Gitarrist an vorderster Front. Dass er es auch als Songschreiber mit seinem verstorbenen Freund aufnehmen kann, beweist er mit Rockhymnen wie „Best of you“, „My Hero“ oder „Everlong“. Musik wie Dave Grohl selbst: energiegeladen und doch harmonisch. Der ideale Soundtrack, um sich in den Armen liegend kollektiv heiser zu singen: „Is someone getting the best, the best, the best, the best of you?“

Von Mitgröl-Rock bis Cloud-Rap

Kommt das Beste, was das Southside zu bieten hat, also direkt am Anfang? So einfach lassen sich die mehr als 100 Auftritte auf den vier Festivalbühnen dann doch nicht herunterbrechen. Am Samstag erwartet die Besucher zum Beispiel eine Band, die sich in Sachen Erfahrung und Emotionalität vor den Foo Fighters nicht zu verstecken braucht. Auch die Toten Hosen setzen auf eingängige Refrains und eine Mischung aus Balladen und Uptempo-Nummern.

Campino von den Toten Hosen braucht sich vor den Foo Fighters nicht zu verstecken.
Campino von den Toten Hosen braucht sich vor den Foo Fighters nicht zu verstecken. | Bild: Sebastian Kahnert/dpa

Die Texte von „Hier kommt Alex“, „Alles aus Liebe“ und „Tage, wie diese“ könnte man auch noch mitgrölen, wenn man morgens um vier plötzlich aus dem Schlaf gerissen würde.

Musik für die Generation Spotify

Spleeniger, moderner, aber nicht minder charmant kommen am gleichen Tag zwei Gruppen daher, deren Mitglieder gute 20 Jahre weniger auf ihren schmalen Schultern haben. Wenn die Hosen und Foo Fighters die anpackenden Onkels sind, könnte man Tame Impala und Bilderbuch als hochbegabte Neffen beschreiben: nicht ganz so erfahren, dafür versiert und ironisch. Tame Impala vertrauen dabei vor allem auf psychedelische Anleihen aus den Sechzigern.

Abwechslungssüchtige Musik: Maurice Ernst (links) von der Band Bilderbuch.
Abwechslungssüchtige Musik: Maurice Ernst (links) von der Band Bilderbuch. | Bild: Peter Klaunzer/dpa

Bilderbuch entspringen dem Hier und Jetzt. Songs wie „Bungalow“, „Maschin“ oder „Sneakers4free“ grooven zwischen Indie, Pop, Rap und Soul. Abwechslungssüchtige Musik für die Generation Spotify.

Musik zum Schweißvergießen

Am Sonntag dann noch einmal eine Fuhre Auftritte, die für Schweißvergießen auf und vor den Bühnen sorgen wird. Mumford and Sons bringen britischen Folk-Rock auf die Schwäbische Alb. Spannend, ob sich die Gruppe eher auf Publikums-Favourites wie „Little Lion Man“ und „The Cave“ – die Akustikhits früherer Alben – fokussiert, oder ob sich die Zuschauer auf experimentellere Titel einstellen dürfen. US-Rapper Macklemore steht vor einer ähnlichen Herausforderung. Auch seine größten Erfolge „Thrift Shop“ und „Can’t Hold Us“ liegen bereits sieben Jahre zurück. Trotzdem: Es wäre verwunderlich, wenn der Mann aus Seattle sein Publikum nicht zum Auf-der-Stelle-Springen und Mitsingen inspirieren würde.

Rapper Macklemore wird das Publikum zum Mitsingen und Springen inspirieren.
Rapper Macklemore wird das Publikum zum Mitsingen und Springen inspirieren. | Bild: Michael loccisano/AFP

Wem die Beats wichtiger als der Gesang sind, dem bietet Über-DJ Steve Aoki am Sonntag ein passendes Kontrastprogramm. Fans von verspult-abgehobenem Cloud Rap dürfen sich wiederum von Young Hurn verwöhnen lassen. Fügt man diesem Musikmix noch eine Prise angerauter Poprock à la Annenmaykantereit hinzu, ergibt sich ein Festivalfinale, das in seinem Abwechslungsreichtum kaum zu überbieten sein wird.

Southside Festival: 21. bis 23. Juni. Infos und Tickets: http://www.southside.de