Der Herbst hat uns jetzt im Griff. Daher verlagern sich viele Freizeitaktivitäten zwangsläufig von außen nach innen. Die Leute tragen statt Fahrradklamotten plötzlich Latzhosen, um das zu erledigen, was im Sommer liegengeblieben ist. Ein Discounter hat für diese millionenfache Verhaltensänderung eine gute Nase und bietet für das heimarbeitende Volk in seinen Prospekten Werkzeug und Materialien an.

Sieht man die Bandbreite des Angebots, muss man zu der Überzeugung kommen, dass man damit eine komplette Schreinerwerkstatt oder eine Kfz-Niederlassung ausstatten könnte. Es ist gar nicht mehr notwendig, einen Fachbetrieb aufzusuchen, sondern der Fachbetrieb kommt einfach zu uns! Wer mit Steckdosen knapp ist, dem helfen die Akkus, die in keinem Elektrogerät mehr fehlen – sei es der Exzenterschleifer, der Drehschlagschrauber, die Stichsäge oder der Bohrhammer.

Schwarzenegger posiert mit Winkelschleifer

Der Akku hat die gute alte Kabeltrommel und ihre kleine Schwester – das Verlängerungskabel – endgültig in Rente geschickt. Und dass auch Rentner mühelos in dieser neuen Hobbyhandwerksgesellschaft mithalten können, zeigt ein Foto im Katalog: Arnold Schwarzenegger (77) posiert nicht mehr mit Hantel und Maschinengewehr, sondern mit einem Winkelschleifer, mit dem er passend macht, was sich einer Lösung widersetzt.

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Da ist der US-Österreicher auf einem vorbildlichen Weg! Man fragt sich, welches Werkzeug an deutsche Politiker ausgehändigt werden müsste, um das zerrüttete Land zu reparieren und VW auch für künftige Generationen zu retten. Das Problem ist, dass sich die Ampelregierung – vom Heizungsgesetz bis zum Bundeshaushalt – eine Menge grober handwerklicher Fehler geleistet hat, ein Unding im Mutterland der dualen Ausbildung.

Diese Leute haben vom Umgang mit Werkzeug, vom Hantieren mit Dübeln, Schrauben und Muttern also gar keine Ahnung. Man hätte sie vor der Wahl ein Ikea-Regal bauen lassen sollen. Man wäre gewarnt gewesen!

Zehn Milliarden für Zwölf-Milliarden-Loch

Auch mit den Rechenkünsten ist es nicht mehr weit her. Als Intel den Bau der Chipfabrik in Magdeburg vor kurzem erst einmal absagte und plötzlich zehn Subventionsmilliarden freiwurden, wolle Finanzminister Christian Lindner damit das Zwölf-Milliarden-Haushaltsloch stopfen. Wie soll das gehen? Da zehn Milliarden weniger sind als zwölf Milliarden, würden sie einfach in dem Loch verschwinden und wären für immer weg! Jeder Grundschüler sähe das sofort ein und würde die Milliarden für was Besseres ausgeben.

Irritationen musste auslösen, dass Lindner von seinen Ampelpartnern eine „Weichenstellung“ bis zum vierten Advent forderte. Abgesehen davon, dass für den Advent die Bischöfe zuständig sind und für Weichen Lindners Kabinettskollege und Oberbahnhäuptling Volker Wissing: Das desolate Schienennetz der Bahn ist kein Vorbild für eine Krisenregierung. Immerhin geht es um das politische Überleben einer winzigen Splitterpartei, deren Mitglieder in einen Großraumwaggon passen.

Bundesfinanzminister mit ganz eigener Mathematik: Christian Lindner (FDP) stopft auch ohne ausreichendes Füllmaterial noch jedes Loch.
Bundesfinanzminister mit ganz eigener Mathematik: Christian Lindner (FDP) stopft auch ohne ausreichendes Füllmaterial noch jedes Loch. | Bild: Anna Ross

Man darf aber nicht vergessen: Die Bahn macht einen tollen Job! Trotz widrigster Umstände, total gesperrter Strecken, minimalstem Personal und anfälligster Toiletten sind 62 Prozent der Fernzüge pünktlich. Um herauszufinden, was hier so superperfekt läuft, ist die Mithilfe der Kunden gefragt. Senden Sie Ihren Prüfbericht bitte an: alexander.michel@suedkurier.de