Platz 10. Michael Sommer und Stefan von der Lahr: „Die verdammt blutige Geschichte der Antike – ohne den ganzen langweiligen Kram“ (C.H. Beck, 364 S., 26 Euro)

„Die verdammt blutige Geschichte der Antike“
„Die verdammt blutige Geschichte der Antike“ | Bild: C. H. Beck

Natürlich wissen die Autoren genau, dass die Geschichte der Antike keine Spur von langweilig ist – und erzählen deshalb extrem spannend von Mord und Totschlag, Triumphen des Despotismus und allzu seltenen Siegen der Demokratie. Ein vergnügliches Bildungsangebot, das die Gralshüter der Altertumswissenschaft, denen dies alles zu flapsig und populär ist, gern auf die Palme bringen darf.

Platz 9. Yael Adler: „Genial ernährt“ (Droemer, 416 S. 22 Euro)

„Genial ernährt!“
„Genial ernährt!“ | Bild: Droemer

Schon Hippokrates und Galen wussten, dass in der Ernährung der Schlüssel zur Gesundheit liegt. So erzählt Yael Adler in ihrem „Nährrativ“ nichts wirklich Neues, aber auch nichts wirklich Falsches. Und das ist in der Medizin schon viel.

Platz 8. Melanie Pignitter: „Wiedersehen mit mir selbst zwischen Pizza und Aperol“ (GU, 191 S., 19,99 Euro)

„Wiedersehen mit mir selbst“
„Wiedersehen mit mir selbst“ | Bild: GU

Niedertracht, Dummheit und Italienklischees springen einen von jeder Seite dieses Selbstfindungstrips einer Frau mittleren Alters ins Gesicht. Zum Mäusemelken blöd.

Platz 7. Eckhard von Hirschhausen: „Der Pinguin, der fliegen lernte“ (Dtv, 168 S., 18 Euro)

„Der Pinguin, der fliegen lernte“
„Der Pinguin, der fliegen lernte“ | Bild: DTV

Spätere Generationen dürften sich wundern, welche Belanglosigkeiten dank der Popularität eines Fernsehstars zwischen zwei Buchdeckel gepackt werden konnten: Diese Geschichte vom Pinguin, der an Land ungelenk, im Wasser jedoch grazil wirkt, ist jedenfalls in jedem Medium eine lahme Ente.

Platz 6. llko-Sascha Kowalczuk, Bodo Ramelow: „Die neue Mauer“ (C.H. Beck, 239 S., 24 Euro)

„Die neue Mauer“
„Die neue Mauer“ | Bild: C. H. Beck

In einer kurzweiligen Plauderei legen Ex-Ministerpräsident Ramelow und Historiker Kowalczuk ihre jeweiligen Sichtweisen auf die deutsche Wiedervereinigung und die 35 Jahre danach dar. Gerade weil mir vieles fremd und neu war, hat mich dieses Buch auf neue Gedanken gebracht.

Platz 5. Robin Alexander: „Letzte Chance“ (Siedler, 384 S., 25 Euro)

„Letzte Chance“
„Letzte Chance“ | Bild: Siedler

Die Kunst von Robin Alexanders im mitreißenden Präsens erzählten Reportagen liegt darin, dass er den Zusammenprall der Akteure auf der politischen Bühne in Berlin so spannend wie das Aufeinandereindreschen der langmähnigen Achaier auf die pferdebändigenden Trojer am Strand des Hellespont schildert. Alexander erzählt das Epos unserer Gegenwart.

Platz 4. Götz Aly: „Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933 bis 1945.“ (S. Fischer, 768 S. 34 Euro)

„Wie konnte das geschehen?“
„Wie konnte das geschehen?“ | Bild: S. Fischer

Götz Aly fragt in seinem neuen Buch: „Wie gelang es der deutschen Führung, die stets prekäre Einheit von Volk und Führung zwölf Jahre und drei Monate lang zu wahren?“ Seine Antwort: mithilfe einer staatlichen Raubmaschinerie, mithilfe einer nie dagewesenen Brutalität, einer enormen medialen Beschleunigung und einer Korrumpierung erst der eigenen, dann der fremden Bevölkerung zu Mitprofiteuren. In Götz Alys Worten: „Das gelang nicht nur trotz aller Verbrechen, sondern … auch wegen dieser Verbrechen.“ Mit diesem Buch krönt der brillante Historiker und Politikwissenschaftler Götz Aly sein Lebenswerk.

Platz 3. Henning Sußebach: „Anna oder: Was von einem Leben bleibt“ (C.H. Beck, 205 S., 23 Euro)

„Anna“
„Anna“ | Bild: C. H. Beck

Anna Kalthoff lebte von 1866 bis 1932 und war eine Frau, die gegen den Strich des Zeitgeists ihrer Gesellschaft zu leben versuchte. Wo alles nach Konformität, Anpassung und Unterwerfung schrie, versuchte die Lehrerin trotz aller Schicksalsschläge ihren eigenen selbstbestimmten Weg zu gehen. Ihr Urenkel Henning Sußebach setzt dieser ganz gewöhnlichen, aber alles andere als und gerade deshalb herausragenden Frau ein verdientes literarisches Denkmal.

Platz 2. Gerald Grosz: „Merkels Werk. Unser Untergang“ (Stocker Verlag, 332 S., 26 Euro)

„Merkels Werk“
„Merkels Werk“ | Bild: Stocker Verlag

In seiner Kritik an Merkels Entscheidung von 2015, die Grenzen für Migranten zu öffnen, jongliert Gerald Grosz mit falschen Zahlen wie ein Thilo Sarrazin auf Speed. Sagen wir so: Würde Gerald Grosz als Ingenieur Brücken konstruieren, möchte ich sie nicht befahren. Aber weil dies für das grobschlächtige Niveau dieser Hetzschrift vielleicht zu missverständlich formuliert ist, sage ich es gern deutlicher: Diese vor Häme und Hass triefende hirnlose Wichsvorlage für Rassisten und Faschisten ist schlicht widerlich.

Platz 1. Guilia Enders: „Organisch“ (Ullstein, 336 S., 24,99 Euro)

„Organisch“
„Organisch“ | Bild: Guenther Schwering

Die allseits bekannte Obsession der Deutschen mit der Sphäre des Proktologischen bescherte der Ärztin Guilia Enders ihren proktologischen Bestseller „Darm mit Charme“. In ihrem neuen Buch unternimmt Enders eine Tour durch verschiedene Organe unseres Körpers, erzählt sehr warmherzig von nahen Familienangehörigen. Das macht dieses keineswegs flache medizinische Sachbuch zu einer im besten Sinn anregenden und horizonterweiternden Lektüre.