Das neuartige Coronavirus hat nun auch Deutschland erreicht. Den ersten bestätigten Fall einer Infizierung mit dem Virus hierzulande gab am späten Montagabend das bayerische Gesundheitsministerium bekannt. Der männliche Patient aus dem Landkreis Starnberg sei „klinisch in einem guten Zustand“. 

In China stiegen unterdessen die Zahlen der offiziell registrierten Todesopfer und Krankheitsfälle abermals sprunghaft an – inzwischen liegt die dortige Zwischenbilanz bei mehr als hundert Toten und über 4500 Erkrankten. Zu dem Fall in Bayern erklärte das Gesundheitsministerium, der Patient werde medizinisch überwacht und sei isoliert untergebracht. Die engen Kontaktpersonen des Mannes würden „ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert“.

Coronavirus-Patient hat sich bei chinesischem Gast angesteckt

Der erste bestätigte Coronavirus-Patient in Deutschland hat sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt. Die Frau aus China sei zu einer Fortbildung bei der Firma Webasto im Landkreis Starnberg in Oberbayern gewesen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Kreisen der Gesundheitsbehörden.

Bei dem infizierten Mann handelt es sich um einen 33-Jährigen. „Es geht ihm recht gut, gestern Vormittag hat er noch gearbeitet“, sagte der Präsident des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, am Dienstag in München. Der Mann habe an einer Schulung seiner Firma Webasto teilgenommen, an der auch eine Kollegin aus dem Werk des Unternehmens in Shanghai teilgenommen habe. Die Frau habe vor ihrer Reise nach Deutschland Besuch von ihren Eltern gehabt, die aus der besonders betroffenen Region Wuhan stammen. Sie sei am 23. Januar wieder zurückgeflogen und habe sich auf dem Heimweg krank gefühlt.

Das Hauptgebäude der Firma Webasto.  Der erste bestätigte Coronavirus-Patient in Deutschland hat sich bei einem chinesischen Gast seiner ...
Das Hauptgebäude der Firma Webasto. Der erste bestätigte Coronavirus-Patient in Deutschland hat sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt. Die Frau aus China sei zu einer Fortbildung bei der Firma Webasto im Landkreis Starnberg in Oberbayern gewesen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Kreisen der Gesundheitsbehörden. | Bild: Peter Kneffel (dpa)

Experten sehen Risiko „derzeit als gering“

Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern werde vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sowie vom Robert Koch-Institut (RKI) „derzeit als gering erachtet“. Es handelt sich um den vierten bestätigten Fall einer Infektion mit dem Virus in Europa. Alle drei vorherigen Fälle waren in Frankreich verzeichnet worden. Diese drei Patienten hatten sich zuvor in China aufgehalten. 

Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI).
Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). | Bild: Soeren Stache

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft versicherte, Ärzte und Kliniken seien auf das Virus vorbereitet. „Krankenhäuser und Ärzte sind sensibilisiert“, sagte Hauptgeschäftsführer Georg Baum der „Rheinischen Post“. Bei Patienten, die über akute Erkältungssymptome klagen und kürzlich in China waren, werde „eine zielgerichtete Anamnese durchgeführt“. Lasse sich der Verdacht nicht ausräumen, werde der Patient in einem Krankenhaus isoliert, auf das Virus getestet und genau untersucht.

Forscher verpacken Nachweisreagenzien für das neue Coronavirus. Trotz drastischer Maßnahmen bekommt China das neuartige Coronavirus ...
Forscher verpacken Nachweisreagenzien für das neue Coronavirus. Trotz drastischer Maßnahmen bekommt China das neuartige Coronavirus nicht unter Kontrolle. | Bild: MA PING

Ganze Provinz faktisch unter Quarantäne

Das neuartige Coronavirus 2019-nCoV war erstmals in der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan aufgetreten. Die chinesischen Behörden versuchen, die Ausbreitung mit drastischen Reisebeschränkungen zu stoppen. Neben Wuhan steht inzwischen praktisch die gesamte zentralchinesische Provinz Hubei unter Quarantäne. Die Region ist weitgehend von der Außenwelt abgeschlossen. Dennoch ist es den chinesischen Behörden bislang nicht gelungen, die Ausbreitung des Virus zu stoppen.

Ein Krankenhausmitarbeiter in Schutzkleidung führt Patienten zu einem Krankenhaus. Angesichts der starken Ausbreitung der neuen ...
Ein Krankenhausmitarbeiter in Schutzkleidung führt Patienten zu einem Krankenhaus. Angesichts der starken Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit hat China seine Maßnahmen am vergangenen Wochenende deutlich verschärft. | Bild: Uncredited

Laut neuen Zahlen des Gesundheitsausschusses der Regierung stieg die Zahl der Todesopfer bis Dienstag um weitere 24 Fälle auf mindestens 106 an. Erstmals wurde ein Todesfall durch die von dem Erreger ausgelöste Lungenkrankheit auch in der Hauptstadt Peking registriert. Die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle in der Volksrepublik nahm innerhalb von 24 Stunden von 2744 auf 4515 zu.

Die Metropole Wuhan. Der Fluss Yangtze ist hinter der Pagode des gelben Kranichs zu sehen. Bei der Behandlung von Patienten mit dem ...
Die Metropole Wuhan. Der Fluss Yangtze ist hinter der Pagode des gelben Kranichs zu sehen. Bei der Behandlung von Patienten mit dem neuen Coronavirus haben chinesische Ärzte erste Erfolge gemeldet. | Bild: Xiong Qi

China verhängt Maßnahmen und beteuert Kooperation

Als neue Maßnahme im Kampf gegen das Virus verlängerten die chinesischen Behörden die derzeitigen Schul- und Semesterferien zum chinesischen Neujahr für unbestimmte Zeit. Über das Datum der Wiedereröffnung von Schulen und Universitäten solle von Fall zu Fall entschieden werden, teilte das Erziehungsministerium mit. Zuvor hatte die Regierung bereits die allgemeinen Neujahrsferien um drei Tage bis Sonntag verlängert. Die chinesische Regierung empfahl zudem allen Bürgern, geplante Auslandsreisen vorerst zu verschieben.

Mitglieder des medizinischen Teams des chinesischen Militärs, die für das Wuhan Jinyintan Krankenhaus im Einsatz sind, gehen gesammelt ...
Mitglieder des medizinischen Teams des chinesischen Militärs, die für das Wuhan Jinyintan Krankenhaus im Einsatz sind, gehen gesammelt und mit Mundschutz über die Straße. Drei Teams von etwa 450 Mitgliedern des Militärs wurden nach Wuhan eingeflogen, wo das Corona-Virus im Dezember 2019 ausgebrochen ist. Die Zahl der bestätigten Infektionen könnte in der schwer betroffenen Metropole noch um Tausend steigen. | Bild: Cheng Min

Gegenüber der UNO versicherte Peking, über die „absolute Fähigkeit“ zu verfügen, um den „Kampf gegen die Epidemie“ zu gewinnen. Die Volksrepublik arbeite dabei mit der internationalen Gemeinschaft in einen „Geist der Öffnung, der Transparenz und der wissenschaftlichen Kooperation zusammen“, beteuerte der chinesische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Zhang Jun, nach Angaben seiner Delegation in einem Gespräch mit UN-Generalsekretär António Guterres. Außerhalb von China gibt es inzwischen insgesamt rund 50 Krankheitsfälle in etwa einem Dutzend Ländern. Die USA, Frankreich und Japan bereiteten die Rückholung von Staatsbürgern vor, die sich in Wuhan aufhielten.

(AFP)