Es ist noch nicht allzu lange her, da wurde Meghan Markle als das Beste bezeichnet, was der royalen Familie passieren konnte. Die US-amerikanische Ex-Aktivistin und Tochter einer dunkelhäutigen Mutter würde gemeinsam mit Prinz Harry das britische Königshaus ins neue Zeitalter führen, es modernisieren, gar retten. So jedenfalls jubelte die Weltpresse.

Neun Monate nach der Traumhochzeit aber muss Schauspieler George Clooney einschreiten, um die Herzogin von Sussex zu verteidigen. Das Protokoll untersagt es, dass sie sich selbst äußert. Also melden sich dieser Tage besonders häufig Freunde zu Wort, „natürlich überhaupt nicht choreografiert“, wie Beobachter ironisch anmerkten.
Zerwürfnis in der Familie Markle
Clooney ist ein enger Freund Markles, er war auch auf ihrer Hochzeit im vergangenen Mai. In einem Interview mit dem australischen Magazin „WHO“ sagte Clooney nun: „Sie ist eine im siebten Monat schwangere Frau und wurde auf die gleiche Weise verfolgt, verunglimpft und gejagt wie Diana“. So „wiederholt sich die Geschichte“, fügte der Schauspieler mit Blick auf Prinzessin Diana hinzu. „Wir haben gesehen, wo das endet.“

Nun ist auf der Insel nicht immer ganz klar, bei welchen Nachrichten es sich um Gerüchte handelt und welche Schlagzeilen einen wahren Kern haben. Dass das Zerwürfnis in der Familie Markle tief ist, darf als gesichert gelten, nachdem zuletzt der emotionale Brief, geschrieben von der Tochter an ihren Vater, in der Boulevardpresse aufgetaucht war.
Adelige Institution bringt viele an ihre Grenzen
Die Geschichte hat Soap-Opera-Charakter. Sie hat ihn verletzt. Er hat sie verletzt. Alles wie im echten Leben, möchte man meinen, nur handelt es sich bei den Windsors eben doch um eine auf Traditionen bedachte Institution, für die zu arbeiten schon viele Mitglieder an ihre Grenzen gebracht hat. Krankenhäuser eröffnen, Hände schütteln, Obdachlosenheime besuchen – und bei all dem stets lächeln, ohne politische Meinungen zu äußern, wie die Herzogin das vor der Heirat gerne getan hat.

Sie sei zu versessen auf ihr persönliches Image anstatt die royale Familie über ihr eigenes Wohl zu stellen, lautet immer wieder die Kritik. Will man Stimmen aus dem Hintergrund glauben, verschlingt Meghan täglich die Berichterstattung über sich. „Dabei geht es nicht um einen selbst, sondern um jene Person, deren Gesicht auf den Briefmarken prangt“, befand eine Kommentatorin.
Ähnlich sieht das auch die Kolumnistin Amanda Platell vom Boulevardblatt „Daily Mail“. Die Schonfrist für die Ex-Aktivistin sei vorbei, schrieb sie. Überhaupt, Meghan hätte besser von ihrer Schwägerin, der Herzogin von Cambridge, lernen sollen, dann wüsste sie, dass es sich beim Einheiraten in die königliche Familie um „einen Marathon und keinen Sprint“ handele.
Ankündigung über Umzug brachte Stein ins Rollen
Es war dieselbe Zeitung, die von Insidern erfahren haben will, dass die Herzogin mit ihrer Rolle als Adelige hadere und sehr unglücklich sei. Nun dienen einige der Berichte der vergangenen Monate nicht gerade als Stimmungsaufheller für die 37-Jährige. Alles begann, als sie und der 34 Jahre alte Harry verkündeten, nach Windsor ziehen zu wollen – und damit weg aus dem Kensington-Palast, wo auch Prinz William und Herzogin Catherine mit ihren drei Kindern wohnen.
Streit zwischen Harry und William
Der Ortswechsel veranlasste den nach Skandalen gierenden Boulevard zu wilden Spekulationen. Herrscht Streit wegen „Duchess Difficult“, der angeblich „schwierigen Herzogin“? Trieb die Liebe von Harry einen Keil zwischen die beiden Brüder? „William war ziemlich besorgt darüber, wie schnell sich die Beziehung entwickelt hat“, sagte die Königshaus-Expertin Katie Nicholl gegenüber Medien. Was als gut gemeinter brüderlicher Rat gedacht gewesen sei, habe Harry, stets der Beschützer von Meghan, nur gereizt. „Er hat das so interpretiert, dass sein Bruder nicht wirklich hinter seiner Ehe steht und seitdem stehen die Dinge nicht mehr völlig richtig.“
Hinzu kommen die Gerüchte der Fehde zwischen den Herzoginnen. Bei öffentlichen Terminen versuchen die beiden Frauen zwar, demonstrativ alles Negative wegzustrahlen und wegzuplaudern, doch abwimmeln lässt sich die Presse keineswegs. Immer wieder ist zu hören, wie sich Catherine und Meghan beispielsweise in ihren Ansichten unterscheiden, wie mit dem Palastpersonal umzugehen sei.
Zu hohe Standards gewöhnt?
„Sie hat sehr hohe Standards und ist es gewohnt, in einer Hollywood-Umgebung zu arbeiten“, wird in der „Sun“ ein Eingeweihter zitiert. „Doch im royalen Haushalt herrscht ein anderes Maß an Respekt und Kate war stets sehr vorsichtig dabei, wie sie sich gegenüber dem Personal verhält.“ In wenigen Wochen bekommen die Herzogin und der Herzog von Sussex ihr erstes Baby. Immerhin, endlich mal wieder gute Nachrichten.
Parallelen zu Diana?
George Clooney sieht Parallelen zwischen der Berichterstattung über Prinzessin Diana und Herzogin Kate. Diana war 1997 bei einem Autounfall in Paris ums Leben gekommen, als ihr Wagen von Paparazzi auf Motorrädern verfolgt wurde. Die Berichterstatter waren seitdem gezwungen, ihren Verhaltenskodex zu ändern. Bilder aus Verfolgungsjagden und Belagerungen wurden verboten, fortan müssen sie eine „angemessene Privatsphäre“ respektieren. Viele stellen sich die Frage, ob das Stillhalteabkommen der Medien mit dem Buckingham-Palast nach zwei Jahrzehnten nun zu Ende geht. Hofbiographin Junor verneint dies: Die Fälle Meghan und Diana könnten unterschiedlicher nicht sein sagt sie. „Ich habe noch nicht gehört, dass Meghan sich über die Paparazzi beschwert hätte. Sie kann ihr Leben leben, im Park spazieren, in Restaurants gehen, ein normaler Mensch sein, ohne dass ihr ein Dutzend Paparazzi folgt. Diana konnte das nicht.“ (AFP)