Beim Konstanzer Seenachtsfest 2018 trat die bundesweit aktive Initiative „Ende Gelände“ mit einer radikalen Forderung auf den Plan: Unter dem Slogan „Motorboot macht Klima tot“ forderte man nach dem Beispiel der bayerischen Voralpenseen ein Verbot für private Motorboote auf dem Bodensee.
37 000 Verbrenner auf dem See
Die Forderung verhallte ungehört, aber die Fakten sprechen für sich. Nach Auskunft des Landratsamt Bodenseekreis sind von 60 440 registrierten Bodensee-Wasserfahrzeugen 37 300 mit Verbrennungsmotoren unterwegs. Nur 1235 Boote sind bislang mit alternativen Antrieben ausgerüstet.
Um das Thema Umwelt- und Klimaschutz ins Bewusstsein der Wassersportler zu rücken, zeigt die Friedrichshafener Wassersportmesse Interboot in diesem Jahr nicht nur die Neuheiten der Saison, sondern auch bezahlbare Boote, die mit Elektromotor abgasfrei auf dem See fahren können.
Leichtbau und Stromlinie
Kritikpunkten, wie eine zu geringe Reichweite, begegnen die Hersteller durch Leichtbauweise und einem hydrodynamisch günstigen Rumpf, der wenig Widerstand bietet. Auch die Lebensdauer der Akkus ist mit sechs bis zehn Jahren – abhängig von der Anzahl der Ladezyklen – akzeptabel geworden. Bei einer Leistung von weniger als sechs PS können diese Boote ohne Führerschein gefahren werden.

- My Elektroboat Junior Pure Solar: Dieses leichte Kunststoffboot des Herstellers My-Electroboat im bayerischen Raisting im Schongau ist bei Sonnenschein autark unterwegs. Das Sonnenverdeck beherbergt genügend Solarzellen, um in langsamer Fahrt so viel Strom in die Gel-Batterie einzuspeisen, wie ihr entnommen wird. Ein Batterie-Monitor am Steuerstand gibt Auskunft über den Ladestand und die Funktion der Solarzellen.
Das sechs Meter lange Boot wiegt 420 Kilo und hat mit seinem Elektromotor des österreichischen Herstellers Kräutler aus Lustenau im Vorarlberg eine Reichweite von 40 Kilometern bei einer gemächlichen Reisegeschwindigkeit von 6 km/h. Zum Trailern lässt sich das Dach mit wenigen Handgriffen nach hinten auf die Liegefläche klappen. Preis: 33 664 Euro.

- Pehn eVario 530: Das inklusive Badeplattform 5,80 Meter lange Bade- und Ausflugsboot ist ideal für Einsteiger. Anbieter ist Pehn Bootsbau im österreichischen St. Georgen. Die beiden trockenen, wartungsfreien Batterien werden mit einem eingebauten Ladegerät mit Landstrom oder mithilfe der beiden Solarpaneele an Deck geladen. Über ein elektronisches Display lässt sich der aktuelle Verbrauch und die Restfahrzeit kontrollieren.
Der Unterwasser-Rohrmotor von Kräutler ist wahlweise mit 0,8 kW (1 PS) oder 1,6 kW (2 PS) zu haben. Bei gemütlicher Reisegeschwindigkeit hat der inklusive Motor und Batterien nur 340 Kilo schwere Gleiter eine Reichweite von 40 Kilometern oder sechs Betriebsstunden. Preis: ab 24 600 Euro.

- Epropulsion Spirit 1.0: 3,20 Meter lang, fester Aluminiumboden und ein Luftkiel, der in der Welle die Fahrt stabilisiert – das kleine Schlauchboot von Ditoma aus Ludwigsburg ist ideal für Angler und der Motor von Epropulsion stört die Stille auf dem Wasser nicht. Der Außenborder mit der Leistung von etwa 3 PS kommt ohne Getriebe aus und ist dadurch extrem leise und wartungsarm.
Der Lithium-Polymer-Akku mit einem Gewicht von 9 Kilo sitzt auf dem Motor und schwimmt weiter obenauf, sollte er ins Wasser fallen. Mit einer Kapazität von einer Kilowattstunde hält der Motor das Schlauchboot etwa zwei Stunden in Fahrt. Den Vertrieb hat der Bootspunkt, Yachthafen Schloss Kirchberg, in Immenstaad. Preise: Schlauchboot 669 Euro, Motor 1780 Euro.

- Litore One: Die motorisierte Badeplattform des slowenischen Herstellers Litore bietet mit einer Länge von vier Metern eine Menge Liegefläche. Die Rückenlehnen der Sitze sind verstellbar, der Tisch lässt sich verschieben und das an vier Stangen montierte Sonnendach spendet großzüg Schatten.
Angetrieben wird das Zweirumpfboot, das sich im Liegen steuern lässt, von einem Elektro-Außenbordmotor von Torqeedo Typ Travel 1103 mit einer Leistung, die der eines 3-PS-Benzinmotors entspricht. Der Akku mit einer Kapazität von einer Kilowattstunde ist auf dem Motor montiert und kann zuhause über die Steckdose geladen werden.
Mit einer Geschwindigkeit von 6 km/h gleitet der Katamaran vier Stunden lang übers Wasser. Lässt man sich langsam in den Sonnenuntergang gleiten und ruft kaum Leistung ab, hält die Batterie etwa für sieben Stunden. Preis: 17 900 Euro plus Mehrwertsteuer.

- Ott 470 E: Das unkomplizierte Einsteigerboot von Ott Yacht in Meersburg am Bodensee mit einer kompakten Größe von 4,70 Metern Länge und 1,95 Metern Breite muss im Hafen dank seines T-Tops mit Solarmodulen nicht mit einer Plane abgedeckt werden. „Otto“, wie das Boot werksintern genannt wird, hat ein selbst lenzendes Cockpit, eine Badeplattform und eine Liegefläche. Das 450 Kilo schwere Boot wird von einem 24-Volt Elektro-Einbaumotor mit zwei AGM Silikon Batterien bewegt. Standardpreis: 19 900 Euro.
In voller Fahrt bieten die Akkus eine Reichweite von 17 Kilometern. Reduziert man das Tempo auf 5 km/h, kommt man 33 Kilometer weit. Die Batterien werden mit Landstrom und zusätzlich über die Solarzellen geladen.
- Fazit: Die Auswahl an Elektro-Booten wächst langsam, aber in Sachen Leistung und Reichweite sind die preisgünstigen Boote dem herkömmlichen Sportboot (noch) nicht gewachsen. Aber immerhin ist ein Anfang gemacht, mit dem es nach und nach gelingen könnte, die Öko-Bilanz des Bodensees zu verbessern.
Die Interboot
Die Wassersportmesse in Friedrichshafen dauert noch bis Sonntag, 29. September. Acht Messehallen sind täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Interboot-Hafen von 10 bis 19 Uhr. Tageskarten kosten 13 Euro, ermäßigt 11 Euro, Zwei-Tages-Karten 19 Euro. Der Besuch des Hafens ist frei. (abe)