Eine Nachricht des EU-Statistikamtes Eurostat dürfte die Unterstützer von Verena Brunschweiger freuen: Die Gesamtzahl der Babys in der Europäischen Union sank von 5,148 Millionen im Jahr 2016 auf 5,075 Millionen im Jahr darauf. Das bedeutet im Schnitt 1,59 Geburten pro Frau. Deutschland lag sogar noch knapp unter dem EU-Durchschnitt.
Ein feministischer Akt
Für Brunschweiger, die sich selbst Radikal-Feministin nennt, ist ihr kinderfreier Ansatz nach eigenen Angaben mehr als eine private Entscheidung, sondern ein „bewusster, feministischer Akt“. Sie nennt Kinder ein reaktionäres „Projekt“ und Mütter, die nur noch den Nachwuchs sehen, „Mombies“ – Mama-Zombies.
Keine Kinder kein Tabubruch?
Die Debatte darum erinnert ein wenig an den Aufschrei, der vor einigen Jahren vor allem durch die Online-Mütterforen dieser Welt ging. Damals trendete nach dem Erscheinen des gleichnamigen Buches der israelischen Soziologin Orna Donath „Regretting Motherhood“. Frauen räumten öffentlich ein, dass sie es zumindest zeitweise bedauern, Mutter geworden zu sein. Das galt vielen als Tabubruch.
Kinderlose Menschen sind glücklicher
Studien haben herausgefunden, dass Kinder kein Garant für das dauerhafte persönliche Glück sind: „Über alle Altersgruppen hinweg sind Leute mit Kindern unglücklicher als Leute ohne Kinder“, sagt der Direktor des Max-Planck-Institutes für demografische Forschung, Mikko Myrskylä. „Kinder zu haben macht zwar zeitweise glücklicher. Aber nach ein paar Jahren verschwindet der positive Aspekt und die Leute sind genau so glücklich – oder unglücklich – wie vorher.“ Der Grund: postnatale Depressionen, soziale Isolation, Schlafentzug und Veränderungen in der Beziehung. Frauen seien in Deutschland ständig konfrontiert mit gewissen Erwartungshaltungen, sagt die Marburger Psychoanalytikerin Helga Krüger-Kirn, die zu Mutterschaft und Geschlechterverhältnissen forscht. „Gesellschaftlich ist eine Mutter anerkannt, wenn sie alles schafft, Beruf und Muttertätigkeiten optimal vereinbart und vor allem, wenn sie "gelungene" – sprich erfolgreiche Kinder hat“, sagt Krüger-Kirn. Und so trete Brunschweiger ihrer Ansicht nach mit der These, Frauen, die Kinder auf die Welt bringen, schaden der Umwelt, in eine Falle.