Eine weiße Fontäne spritzt über die Straße am Rande der Innenstadt, immer wieder: Rudolf Röckenschuß kämpft sich mit einer Schneefräse langsam über seine Einfahrt. Er betreibt eine Metzgerei im bayerischen Miesbach; um 4 Uhr ist er aufgestanden und hat den Leberkäse vorbereitet – jetzt sorgt er erst einmal dafür, dass die Kunden überhaupt bei ihm auf den Hof kommen können. „Das ist jetzt schon extrem“, sagt er und meint den Winter, der die oberbayerische Stadt mit heftigen Schneefällen eingedeckt hat.
Das Leben dort hat sich seitdem merklich verlangsamt. Schulkinder bleiben zu Hause, viele Kunden des Metzgers auch. Am Montag hat der Landkreis Miesbach wegen des Schneefalls den Katastrophenfall ausgerufen. Im Zwei-Stunden-Takt berät ein Krisenstab die Lage – rund um die Uhr.
Nur Militärfahrzeuge kommen durch
Auch in anderen Orten in Bayern aber auch vor allem in Österreich ist die Lage ähnlich. In Berchtesgaden ist der Teilort Buchenhöhe von der Außenwelt abgeschnitten. Dort saßen 350 Menschen fest und waren auf Lebensmittellieferungen angewiesen. Die einzige Straße zu dem Ortsteil sei bis auf weiteres gesperrt, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Der Geschäftsleiter der Marktgemeinde, Anton Kurz, sagte, mit schweren Militärfahrzeugen könne Buchenhöhe weiter erreicht werden.

Bereits seit Samstag ist der kleine Ort Hohentauern in der Steiermark von der Außenwelt abgeschnitten. „Es kommt seit Samstag, 15 Uhr, keiner rein und keiner raus“, sagt Gernot Jetz, Vize-Bürgermeister der Gemeinde. Das Problem: Entlang der Zufahrtsstraße herrscht auf beiden Seiten des Ortes sehr große Lawinengefahr. Gut 750 Menschen sind laut Jetz derzeit in der Ortschaft, davon sind 330 Gäste. „Das klingt vielleicht komisch bei der Lage, aber die Stimmung ist sehr gut.“
Die Gemeinde sei sowohl mit Nahrungsmitteln als auch mit Medikamenten bestens versorgt. „Die Bauern backen Brot für alle und geben Eier weiter, wir haben auch noch 600 Liter Milch zur Verfügung“, erklärt Jetz, der während des Gesprächs mit der Feuerwehr unterwegs ist, um Schnee von Dächern zu räumen. Voraussichtlich bis Freitag müssen die Menschen in Hohentauern noch ausharren.
Neben Hohentauern sind immer mehr Orte in Österreich aufgrund der sehr großen Lawinengefahr nicht mehr erreichbar – darunter auch der Ort Galtür in Tirol. Im Februar 1999 waren dort durch eine Lawinenkatastrophe 31 Menschen gestorben. Ebenfalls nicht mehr erreichbar waren gestern die bei Skitouristen beliebten Orte Lech, Zürs und Stuben in Vorarlberg sowie der Ort Obertauern im Bundesland Salzburg.