Leere Straßen, geschlossene Cafés und verlassene Geschäfte. So trist die Lockdowns während der Corona-Pandemie auch gewesen sein mögen – einen positiven Aspekt hatten sie: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten waren die Fische im Wasser der venezianischen Kanälen wieder zu sehen.
So klar wie in den letzten beiden Jahren war das Wasser in der italienischen Stadt schon lange nicht mehr. Grund hierfür war unter anderem der rückgehende Schiffs-und Bootsverkehrs aufgrund von Reisebeschränkungen. Mit Eintrittsgeldern für Tagestouristen möchte Venedig den Tourismus nun ab dem Sommer einbetten und kontrollieren. Die italienische Wasserstadt ist allerdings nicht der einzige Touristenmagnet, der sich gegen die Besuchermassen wehrt.
Mallorca

Ein allzu bekanntes Beispiel ist der Strandabschnitt Balneario 6, besser bekannt als Ballermann, auf der spanischen Insel Mallorca. Feierwütige Menschen, laute Schlagermusik und viel Bier verbindet man mit dem Partystrand – doch die spanische Regierung hat schon seit langer Zeit genug davon.
Die Corona-Pandemie haben die spanischen Behörden genutzt, um dem Massentourismus an den Kragen zu gehen: Seit Anfang 2022 ist der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit, der sogenannte botellón, auf der gesamten Insel verboten – sowohl für Touristen als auch für Einheimische. Außerdem nimmt die Insel bis zum Jahr 2026 keine neuen Anträge für Gästebetten an.
Paris

Schon im Jahr 2019 war Frankreich laut dem Online-Statistik-Portal Statista mit 90,2 Millionen Besuchern das beliebteste Reiseziel der Welt. Die Konsequenzen trägt vor allem die Hauptstadt Paris: Sieben Millionen Menschen besuchen jährlich den Eiffelturm, das entspricht etwa zwei Dritteln der Pariser Bevölkerung. Dennoch ist die meistbesuchte Sehenswürdigkeit mit knapp 14 Millionen Besuchern die Kathedrale Notre Dame. Im weltbekannten Louvre wehrten sich die Angestellten im Mai 2019: Für zwei Tage musste das Museum wegen eines Streiks aufgrund von steigenden Urlauberzahlen und Überfüllung schließen.
Auch der Süden Frankreichs bleibt von den Besuchermassen nicht verschont: Der Calanques-Nationalpark zwischen Marseille und Cassis, in dem auch der beliebte Strand Calanque du Sugiton liegt, hat die Zahl seiner Parkplätze reduziert. In der Hochsaison kommt man außerdem nur mit einer Anmeldung über die Website in den Nationalpark. Dabei werden pro Tag höchstens 300 Tickets vergeben.
Amsterdam
Die niederländische Hauptstadt Amsterdam steht vermeintlich für eines – Freiheit. Coffeeshops, Drogen und Prostitution erwecken für manchen den Eindruck, als herrschten in der Stadt keine Regeln. Das lockt viele Urlauber an – die Konsequenzen spüren unter anderem Museumsinteressierte: Wer beispielsweise das berühmte Anne-Frank-Museum besuchen möchte, darf nicht auf Spontanität setzen. Am ersten Dienstag des Monats werden die Tickets online für den Folgemonat zur Verfügung gestellt – diese sind allerdings nach wenigen Stunden ausverkauft.
Die Stadt mit gerade einmal 870.000 Einwohnern will den Urlaubermassen entgegenwirken – unter anderem mit einem öffentlichen Alkoholverbot an bestimmten Orten oder mit der Schließung der bekannten Selfie-Kulisse „I Amsterdam“.
Barcelona
Das Spazieren auf der Rambla ist in der Hochsaison alles andere als entspannt: Die Hauptstadt der autonomen Region Katalonien hatte 2019 mit 30 Millionen Besuchern zu kämpfen. Maßnahmen gegen die Überzahl an Besuchern hatte die Stadt somit bereits vor der Pandemie erlassen. So möchte die Stadt, wie auch Venedig, mehr auf Digitalisierung setzen. Apps wie „Check Barcelona“ sollen Touristen weniger besuchte Orte vorschlagen. Neue Hotels und Pensionen sollen außerdem keinen Lizenzen mehr in der Innenstadt bekommen.
Bali

Die indonesische Insel ist für ihre traumhaften Strände, den Regenwald und das tropische Klima beliebt. Im Jahr 2019 lockte Bali 6,28 Millionen Fluggäste an – zwölf mal mehr als im Jahr 1990. Der Massentourismus fand seine Anfänge in den Siebzigerjahren, nachdem 1969 der internationale Flughafen in Denpaser öffnete.
Während der Amtszeit von Präsident Susilo Bambang Yudhoyono von 2004 bis 2014 wurde ein Umweltschutzgesetz verabschiedet, welches aber nie umgesetzt wurde. Demnach sollten zwischen Hotelanlagen und Strände beispielsweise Abstände von mindestens 150 Metern liegen. Die Infrastruktur ist für die Massen allerdings nicht ausreichend, Folgen sind überfüllte Strände, Wasserknappheit und wachsende Müllberge. Die Reisesperre während der Corona-Pandemie ermöglichte der Insel zumindest eine kleine Atempause vom Massentourismus der letzten 50 Jahre.
Dubrovnik

Auf der Jesuitentreppe in der Altstadt der kroatischen Stadt Dubrovnik wurden Szenen der bekannten Fantasy-Serie Game of Thrones gedreht. Bereits 1979 wurde die Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
Auf die 42.000 Einwohner kommen jährlich rund 1,4 Millionen Touristen, am Ende der Saison 2018 hatte die Stadtverwaltung 740.000 Touristen von 440 Kreuzfahrtschiffen gemeldet. Die Stadt war so überfüllt, dass die Unesco mit dem Entzug des Titels drohte.
Bürgermeister Mato Frankovic steuerte mit eine Schifffahrtsregelung dagegen: Seit 2019 dürfen täglich nur noch zwei Passagierschiffe anlegen, um die Zahl der Schiffstouristen in der Stadt auf 5000 zu reduzieren. Zuvor hatten Wissenschaftler ausgerechnet, dass Dubrovniks Infrastruktur lediglich 8.000 Touristen am Tag verkraften könne. Die Stadt entfernte außerdem zahlreiche Souvenirshops, Restaurants und sogar Geldautomaten von den Straßen der Dubrovniker Altstadt.