Liebe Meghan,

ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich Sie beim Vornamen nenne? Bei den britischen Royals ist die korrekte Anrede für Skeptikerinnen der Monarchie wie mich ja immer schwierig. Duchess of Sussex müsste es richtig heißen, Herzogin von Sussex.

Meghan Markle postet wieder auf Instagram

Ich mag es, von Leuten zu lesen, die eine gute Beobachtungsgabe, interessante Gedanken oder etwas Wichtiges zu sagen haben. Sie, liebe Meghan, gehören leider nicht dazu. Es vergeht kein Tag, ohne dass man nicht von Ihnen irgendwo etwas hört oder liest.

Gerade war zu vernehmen, dass Sie wieder auf Instagram posten. Dort hatten Sie mit Ihrem Mann, Prinz Harry, eine Zeitlang den Kanal #sussexroyal gepflegt, zum Verdruss des Königshauses, das sich in diesen Dingen mehr Zurückhaltung auferlegt.

Vor ihrer Hochzeit mit Prinz Harry war Meghan Markle als Schauspielerin in einigen Serien bekannt geworden. Harry und sie haben zwei ...
Vor ihrer Hochzeit mit Prinz Harry war Meghan Markle als Schauspielerin in einigen Serien bekannt geworden. Harry und sie haben zwei gemeinsame Kinder. | Bild: Daniel Leal-Olivas/AFP

Unlängst hatten Sie einen Podcast gestartet, in dem Sie sich mit Tennisspielerin Serena Williams über starke Frauen und die Probleme unterhielten, die manche Mitmenschen mit solchen Frauen haben. Es spricht nichts dagegen, Prominenz für gute Zwecke zu nutzen.

Das hat Diana, Ihre Schwiegermutter, die Sie nie kennenlernen konnten, auch so gemacht, bevor es das Wort Influencer überhaupt gab.

Diese Woche nun erklärten Sie, dass Ihre Hautfarbe nie eine so große Rolle gespielt habe wie seit Ihrer Heirat mit Prinz Harry. Wir erinnern uns: Ihr Vorwurf, dass es im britischen Königshaus Rassismus gebe, hatte für einigen Aufruhr gesorgt.

Nicht die Hautfarbe eines Menschen ist entscheidend

Es ist gut und richtig, so etwas aufzugreifen und zu kritisieren. Nicht die Hautfarbe eines Menschen ist entscheidend, sondern das, was er oder sie tut und denkt. Eine Selbstverständlichkeit eigentlich.

Liebe Meghan, ich verstehe, dass Sie als Schauspielerin Social Media wichtig finden, um im Gespräch zu bleiben. Und ich verstehe auch, dass das Thema Rassismus Ihnen am Herzen liegt und Sie allergisch darauf reagieren.

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Aber es ist alles eine Frage des Maßes, auch bei Social Media. Ich bin allmählich genervt von Ihren bald täglichen Einlassungen. Die Welt ist voll von Krieg, Leid, Hass und Umweltproblemen, über die sich viele kluge Leute die Haare raufen und für die wir keine Lösung finden, oder jedenfalls keine, die irgendjemand haben will. Da möchte ich – und vielleicht auch nicht jeder andere – nicht jeden Tag eine neue Folge lesen von Meghan und wie sie die Welt sieht.

Es braucht ja nicht gerade eine so madonnenhafte Zurückhaltung, wie Kate, die Gattin von Prinz William, sie pflegt. Frauen, auch in britischen Königshäusern, haben im 21. Jahrhundert eine Meinung und jedes Recht, sich öffentlich zu äußern. Kate ist mir zu staatstragend und ernst. Es war schon gut, dass Sie das Königshaus etwas entstaubt haben. Aber es dreht sich eben auch nicht alles nur um Sie.