Lieber Jeff Bezos,

für Ihre Hochzeit – es ist die nunmehr zweite – planen Sie den ganz großen Aufschlag in Venedig. Das ist eine gute Wahl. Venedig, die Stadt an der Lagune, ist ein Ort der Träume und der Romantik. Ihre Aura hat schon so manch anderen Promi-Pärchen Glück gebracht. Der Schauspieler George Clooney hat hier seiner Frau Amal das Jawort gegeben. Und bisher hat man nicht gehört, dass es ihrer Beziehung geschadet hätte.

Dass sich in Venedig sogar der eiskalte Filmheld James Bond unsterblich verliebt hat, sollte auch Ihnen Sicherheit geben. Immerhin sind Sie ja als Geschäftsmann auch von der ganz harten Sorte. Kurz: Sie haben alles richtig gemacht.

Allerdings haben auch milliardenschwere Tech-Oligarchen aus den USA nicht immer alles alleine in der Hand. Anders als das Herz ihrer Dame, Lauren Sánchez, ist es Ihnen bislang nämlich nicht gelungen, jenes der venezianischen Bürger und Bürgerinnen für sich zu gewinnen.

Die Venezianer mögen zwar Hochzeiten, aber Ihre mögen sie offenbar nicht. In der Stadt formiert sich seit Wochen Protest gegen den bombastischen Auftritt, den Sie zu Ehren Ihrer Gattin planen.

Ihr Plan ist, mit Ihrer 125 Meter langen Superyacht Koru über die Adria nach Venedig zu schippern und dann am Markusplatz anzulegen. Die Venezianer halten das für gar keine gute Idee. Bei Schiffen, insbesondere bei großen, hört der Spaß bei den Einheimischen nämlich auf, seitdem Kreuzfahrt-Pötte die historische Substanz ihrer venezianischen Pfahlbauten bedrohen.

Außerdem besteht die berechtigte Befürchtung, ihre verturtelte Traumhochzeit an den Gestaden des Lido stürze die chronisch überlastete Innenstadt in einen fünf Tage währenden Ausnahmezustand. Durchfahrverbote, weggekaufte Hotelzimmer, gereizte Gondoliere, gesperrte Kapellen und Kirchen – all das sind berechtigte Befürchtungen, die man Ihnen entgegenbringt.

Ja, man muss leider konstatieren: Nicht die Hochzeit an sich, Sie sind das Problem, lieber Herr Bezos. „Wir mögen keinen arroganten Milliardär, der glaubt, er könne sich alles kaufen.“ So hat es jüngst einer der venezianischen Aktivisten auf den Punkt gebracht.

Tja, ein Sympathieträger waren Sie noch nie. Da können Sie gerne mal bei den 1,5 Millionen Amazon-Beschäftigten nachfragen, von denen Sie gerade Hunderttausende aus Kostengründen durch KI -Software ersetzen wollen.

Daher ein Vorschlag aus dem fernen Konstanz, das Sie wahrscheinlich auch nicht haben wollen würde. Feiern Sie Ihre Hochzeit doch einfach auf dem Mond! Erst kürzlich haben Sie ja die Sängerin Katy Perry mit einer Blue-Origin-Kapsel in den Orbit geschossen und so den Weg zur kommerziellen Raumfahrt frei gemacht. Welch Marketing-Erfolg wäre es, schwerelos in den Hafen der Ehe einzuschweben? Sie und Ihre Gattin als Wegbereiter einer neuen Zeit? Toll! Und romantisch wäre es noch dazu.