Endlich eingeschlafen, reißt einen das altbekannte Summen sofort wieder aus dem Schlaf – vor allem nachts können Mücken einen in den Wahnsinn treiben. Schwillt der Stich dann auch noch stark an, hält der Ärger tagelang. Aber warum reagieren manchen Menschen stärker auf Stiche als andere und wie kann man sich richtig schützen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen rund um die Blutsauger finden Sie hier.

1. Warum schwellen manche Stiche so stark an?

„Bei einem Stich reagiert man auf Bestandteile des Mückenspeichels“, erklärt Joachim List, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und Experte für Allergologie. Dieser Speichel sei je nach Mückenart eigentlich immer gleich. Dass manche Menschen stärker reagieren als andere und die Stiche anschwellen, liege zum einen an den Genen. Zum anderen hänge die Stärke der Reaktion davon ab, wie oft man schon von der gleichen Mückenart gestochen wurde.

Je öfter man im Laufe der Jahre von einer bestimmten Mückenart gestochen werde, desto schwächer sei irgendwann die Reaktion, so List. Bei Kindern sei die Reaktion auf Mückenstiche demnach oft noch stärker als bei Erwachsenen, erklärt der Mediziner. Bei invasiven Arten wie der Tigermücke sei eine stärkere Reaktion auch bei Erwachsenen wahrscheinlicher, so List, weil sich gegen diese noch nicht so viel Toleranz entwickeln konnte, wie gegen heimische Mückenarten.

Dem Mediziner ist wichtig zu betonen, dass eine stärkere Schwellung an der Einstichstelle normalerweise keine allergische Reaktion ist. Denn bei einer allergischen Reaktion würden sich die Symptome auf den ganzen Körper ausbreiten und müssten im Zweifelsfall auch notfallmedizinisch behandelt werden.

2. Können Betroffene etwas gegen die stärkere Reaktion tun?

„Die Genetik kann man nicht ändern“, so List. Aber Menschen, die wissen, dass sie stärker reagieren und sich in Mückengebieten aufhalten, könnten sogenannte Antihistaminika verwenden. Diese Medikamente seinen in der Apotheke erhältlich und würden prophylaktisch eingenommen Schwellungen und Juckreiz am besten lindern. Allerdings könnten Antihistaminika Nebenwirkungen wie Müdigkeit hervorrufen.

3. Warum werden manche Menschen häufiger gestochen?

Es stechen nicht alle Mücken, sondern nur die Mückenweibchen. Sie brauchen die im Blut enthaltenen Proteine, um nach der Befruchtung Eier bilden zu können. Auf der Suche nach ihren Opfern werden die Insekten „von Atemluft, Wärme und Körpergeruch angezogen“, erklärt List. Der eigene Schweißgeruch hänge von genetischen Faktoren und den jeweiligen Bakterien auf der eigenen Haut ab. „Manche Menschen haben eine für die Mücken besonders attraktive Zusammensetzung“, sagt List. Da helfe nur regelmäßiges Duschen.

4. Wie wird man seltener gestochen?

Der Experte gibt weitere Tipps, um möglichst nicht von den Plagegeistern gestochen zu werden: „Drinnen helfen Moskitonetze und draußen hilft angepasste Kleidung.“ Dazu gehören langärmlige, lockere und helle Klamotten. Außerdem sollte man sich zu Zeiten, in denen die Mücken besonders aktiv sind, möglichst nicht im Freien aufhalten. Draußen können außerdem Mückensprays zum Schutz verwendet werden.

Besonders wirksam seien Sprays mit den Wirkstoffen Icaridin oder DEET, weiß List. Icaridin ist zum Beispiel in Autan enthalten, DEET beispielsweise im Mückenspray „Anti Brumm“. Beide Sprays sind in der Apotheke und stellenweise auch in Drogeriemärkten zu finden. Um gesundheitliche Probleme zu vermeiden, sollte der Wirkstoff DEET nicht eingeatmet oder in zu hoher Konzentration verwendet werden. Bei Kindern sollten Sprays mit maximal 30 Prozent DEET angewandt werden. Ein weiterer Tipp: Stehende Gewässer regelmäßig entleeren, um die Mückenpopulation zu reduzieren.

5. Was hilft nach dem Stich?

Und wenn die Mücken trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zustechen? „Auf keinen Fall kratzen“, mahnt List. Durch aufgekratzte Stiche könnten sonst Keime in den Körper gelangen. Um den Juckreiz nachhaltig zu lindern, rät der Mediziner zu Wärme. Dadurch entstehe ein Gegenreiz, der den Juckreiz hemme. Außerdem zerstöre die Wärme das juckreizauslösende Enzym aus dem Mückenspeichel.

Ein hilfreiches Produkt hierfür seien Hitzestifte, mit denen sich Mückenstiche gezielt erwärmen lassen. „Die kann man mal ausprobieren“, so List. Auch das Kühlen des Stiches könne den Juckreiz lindern, allerdings nur für die Dauer der Anwendung. Und was ist mit Hausmitteln wie Zwiebelscheiben oder Ingwer? „Da kenne ich keine Studie, die sagt, dass die effektiv sind“, sagt List.