Das Weltwirtschaftsforum sorgt im Schweizer Davos für den Ausnahmezustand – und volle Kassen. Rund 3000 Teilnehmer tummeln sich in dem eisigen Nobelort: Darunter Dutzende Milliardäre, Präsidenten wie Donald Trump, Monarchen wie der Belgier Philippe und Aktivisten wie Greta Thunberg.
Der Steuerzahler ist auch gefragt – er muss für die Sicherheit der Gäste berappen. Fragen und Antworten rund um die 50. Ausgabe der Gala der Macht und des Geldes:
- Wie viel kostet eine Nacht in einem Hotel? Wer für das Weltwirtschaftsforum WEF in Davos ein Hotel-Zimmer braucht, sollte spätestens ein Jahr im Voraus buchen. Je näher das Spektakel rückt, desto drastischer schlagen die Logier-Preise zu Buche. Interessierte konnten am Montag, 20. Januar, über Booking.com im durchaus behaglichen Hotel Edelweiss noch ein Einzelzimmer für die Nacht von Donnerstag, 23. Januar, auf Freitag, 24. Januar, buchen. Der Preis: 3265 Euro. Immerhin war Frühstück inbegriffen. Selbst in der Unterkunft Madrisa Lodge in dem einige Kilometer von Davos entfernten Klosters-Serneus musste der Gast bei booking.com noch 1216 Euro für ein Bett in dieser Nacht hinblättern.
- Wie stark profitieren die Schweiz und Davos von dem Kongress? Das WEF-Jahrestreffen generierte in der gesamten Schweiz laut einer Studie der Hochschule St. Gallen 2017 einen Umsatz von schätzungsweise 94 Millionen Schweizer Franken, allein die Hotellerie, Restaurants und Boutiquen in Davos kamen auf 60 Millionen Schweizer Franken. Allerdings ist bei den Zahlen Vorsicht geboten: Auftraggeber der Studie war das WEF.
- Ein Großaufgebot an Polizei und zusätzlich bis zu 5000 Soldaten schützen die Prominenz. Wer kommt für die Sicherheitskosten auf? Die Sicherheitskosten werden auf rund neun Millionen Franken geschätzt. Bei der Begleichung hält sich das gut betuchte WEF (Jahresumsatz über 300 Millionen Franken) zurück, es bezahlt laut einer Aufstellung der Gemeinde Davos nur 2,25 Millionen Schweizer Franken. Das Gros der Kosten bleibt bei der Gemeinde, dem Kanton Graubünden und der Schweiz hängen. Also beim Steuerzahler. Allerdings, so heißt es beim WEF, sei die Regierung für die Sicherheit völkerrechtlich geschützter Persönlichkeiten, etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel, verantwortlich.
- Wie koordinieren die Schweizer das Mammutereignis? Die Eidgenossen sind Meister der Präzision. Fast alles ist haargenau geplant und so wird es auch durchgezogen. Beispielsweise der Anflug des Jumbo Jets des US-Präsidenten Trump (Air Force One) auf dem Flughafen Zürich. „Wenn die Air Force One ankommt, werden die Abstände zwischen ankommenden Flugzeugen kurzzeitig vergrößert, von den regulären rund fünf nautischen Meilen auf das bis zu Zehnfache“, schreibt die Zeitung Tages-Anzeiger über die „Extrawurst“ für Trump. Auch im Kleinen gelten penible Regeln, so für die Chauffeure in dem 12 000 Einwohner zählenden Davos. Im „Merkblatt für Limousinen WEF 2020“ heißt es: „Beim Warten sind die Limousinenfahrerinnen- und fahrer aufgefordert, den Motor nicht unnötig laufen zu lassen (vgl. Ordnungsbussenkatalog Ziff. 326.1 und 326.2). Dies nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes und der Lärmbelastung, sondern auch zur Vermeidung von Glatteis.“
- Wie ist der geschäftliche Erfolg des WEF-Chefs Klaus Schwab zu erklären? Als der Deutsche Schwab 1971 das „European Management Forum“ in Davos gründete, verfügte seine Stiftung gerade einmal über ein Kapital von 25 000 Franken. Der Ingenieur und Ökonom dozierte über „Moderne Unternehmensführung im Maschinenbau“ und sein junges Forum hätte als Flop enden können. Dann setzte Schwab konsequent auf die Globalisierung. Er taufte seinen Kongress „World Economic Forum“, verknüpfte geschickt sein eigenes Gewinnstreben mit hehren Grundsätzen für eine bessere Welt und verschickte so lange Einladungen an die großen Namen, bis sie kamen: Von Nelson Mandela über Bill Clinton bis Wladimir Putin. Der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher, selbst Gast in Davos, sagte über das „Phänomen“ Schwab. „Ein Mann voller Ideen. Er bringt Menschen zusammen, die sich sonst nicht treffen würden.“