Bratwürste, Döner oder Pizza: In den vergangenen Wochen gab es auch in Deutschland bereits kreative Ideen, um mehr Menschen zur Corona-Impfung zu bewegen. Was hierzulande bisher konsequent abgelehnt wird, geschieht jetzt in der Schweiz.

Dort können Geimpfte bald eine Person angeben, die sie vom Impfen überzeugt hat. Diese Impfwerber erhalten im Gegenzug einen Gutschein im Wert von 50 Franken (46 Euro).

Warum verschenkt die Schweiz Gutscheine fürs Impfen?

Weil sie ein Impfproblem hat. Nur etwa 58 Prozent der Gesamtbevölkerung ist Anfang Oktober geimpft, im westlichen Europa ist die Rate nirgends tiefer. Um die gewünschte Herdenimmunität zu erreichen, müssen sich laut Bund noch 100.000 der über 65-Jährigen und 775.000 18- bis 65-Jährige impfen lassen. Vorige Maßnahmen wie die Ausweitung der Zertifikatspflicht hätten langfristig nicht gewirkt.

Nun startet eine Impfoffensive, mit der der Bund die Kantone finanziell unterstützen will. Die Impfgutscheine sind dabei die außergewöhnlichste von vier Maßnahmen. Neu Geimpfte können eine Person aus dem privaten oder beruflichen Umfeld nennen, die zur Entscheidung für die Impfung beigetragen hat. Dieser Impfwerber soll dann vom Kanton per Post einen Gutschein erhalten, „als Entschädigung für die Mithilfe“, wie der Bund erklärt.

Neuenburg, Schweiz – 22. Mai 2021: Weit mehr als 10.000 Menschen haben in Neuenburg an einer bewilligten Kundgebung gegen die ...
Neuenburg, Schweiz – 22. Mai 2021: Weit mehr als 10.000 Menschen haben in Neuenburg an einer bewilligten Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen und die bevorstehenden Abstimmung über das Covid-19 Gesetz, sowie das Polizeimaßnahmengesetz PMT teilgenommen. Die Demonstration verlief friedlich. Die Redner und Demonstranten richteten scharfe Worte an die regierenden Politiker in der Schweiz – insbesondere den Schweizer Bundesrat. | Bild: Andreas Haas / imago images via www.imago-images.de

Zweitens soll Anfang November eine nationale Impfwoche stattfinden. Die Bürger sollen mit breit gestreuten Werbekampagnen vom gesellschaftlichen Nutzen der Impfung überzeugt werden.

Drittens sollen die bisherigen 50 um 170 zusätzliche mobile Impfbusse aufgestockt werden. Die Mitarbeiter sollen die Impfstoffe niederschwellig verteilen und Bürger beraten, etwa an Sportplätzen, vor Diskos oder Supermärkten. Außerdem plant der Bund, 1700 Impfberater für persönliche Gespräche einzusetzen. Impfberater und -mobile werden nach Einwohnerzahl auf die Kantone verteilt.

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Für was können die Gutscheine eingelöst werden?

Der Vorschlag des Bundesrats sieht vor, dass das die Kantone jeweils für sich entscheiden dürfen. Möglich wäre vom Restaurant übers Kino bis zur Bergbahn alles.

Wer bekommt den Gutschein?

Nicht der Geimpfte selbst. Das hält der Bund nicht für zielführend, erklärte Gesundheitsminister Alain Berset bei der Vorstellung der Pläne. Stattdessen setze man bewusst auf den Dialog. Übrigens: Selbst geimpft sein muss der Impfwerber nicht.

Können auch Menschen aus Deutschland Impfwerber werden?

Dazu will sich das Bundesamt für Gesundheit auf Nachfrage noch nicht äußern. Ein Sprecher verweist darauf, dass die Kantone bis 6. Oktober Zeit haben, Stellung zu den Vorschlägen der Regierung nehmen können. „Wie die Details ausgestaltet werden, wird erst nach und aufgrund der Rückmeldungen festgelegt“, sagt er auf die Frage, ob auch Auslandsschweizer oder Grenzgänger aus Deutschland als Gutschein-Empfänger angegeben werden können.

Wie viel will die Schweizer Regierung dafür ausgeben?

Bei den Plänen des Bundesrats handelt es sich um eine Einmischung in Kantonsbelange. Die will sich der Bund aber maximal insgesamt 150 Millionen Franken (139 Millionen Euro) kosten lassen. Im Vergleich zu den bisher übernommenen Testkosten von rund 50 Millionen Franken (46 Millionen Euro) sei dieser Betrag nachhaltig angelegt. Ab 11. Oktober müssen Schweizer Schnelltests selbst zahlen. Im Schnitt vermeide jede 100. Impfung eine Krankenhauseinweisung und jede 250. ein belegtes Intensivbett.

Wie hoch der Anteil des Budgets für die Gutscheine ist, ist noch nicht geregelt. Somit auch nicht, wie viele es für welchen Kanton geben wird. Klar ist dagegen, dass pro mobiler Vollzeit-Beratungs- und Impfstelle 220.000 Franken, insgesamt also bis zu 37,5 Millionen Franken zur Verfügung stellt werden. Die persönlichen Impfberater sollen mit jeweils 60 Franken pro Stunde bezahlt werden.

Ab wann gibt es die Gutscheine?

Einen genauen Zeitplan gibt es nicht, aber der Bundesrat macht Tempo. Am 13. Oktober soll über die vier Maßnahmen entschieden werden, Ziel ist eine möglichst hohe Impfquote vor den Weihnachtsfeiertagen.