Die Berliner Polizei hat ihren Einsatz in der Wohnung der festgenommenen früheren RAF-Terroristin Daniela Klette fortgesetzt. Am Mittwochmorgen standen zunächst drei Mannschaftswagen vor dem Haus in der Sebastianstraße in Berlin-Kreuzberg, wie ein dpa-Reporter beobachtete.
Der Eingang zu dem siebengeschossigen Gebäude war wie schon am Dienstag mit Flatterband abgesperrt.
Nach mehr als 30 Jahren Fahndung war Klette am Montagabend in Berlin gefasst worden. Die 65-Jährige lebte in der Kreuzberger Wohnung nach Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen unter falscher Identität. Inzwischen sitzt sie wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft.
Trio Klette, Staub und Garweg gehört zur dritten RAF-Generation
Der Festnahme von Klette durch Zielfahnder war jahrelange Ermittlungsarbeit unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Verden vorausgegangen. Die Anklagebehörde wirft ihr sowie den früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub versuchten Mord und eine Serie schwerer Raubüberfälle zwischen 1999 und 2016 vor, die Tatorte lagen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Die drei tauchten bereits in den 1990er Jahren unter. DNA-Spuren brachten die Ermittler darauf, dass die drei für Raubüberfälle auf Geldtransporte und Supermärkte im Zeitraum zwischen 1999 und 2016 verantwortlich sein könnten.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Überfälle nicht politisch motiviert waren – die Beschuldigten sollen die Taten begangen haben, um an Geld für ihr Leben im Untergrund zu kommen. Das Trio Klette, Staub und Garweg wird der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet.
LKA: Weitere gefasste Person ist nicht gesuchter RAF-Terrorist
Nach der Festnahme von Klette hatten die Fahnder am Dienstag wenig später in Berlin eine weitere Person festgenommen. Dabei handelte es sich allerdings nicht um Burkhard Garweg oder Ernst-Volker Staub. Der Mann wurde aus den polizeilichen Maßnahmen entlassen, wie das Landeskriminalamt Niedersachsen am Mittwochmorgen in Hannover mitteilte. Die Fahndungsmaßnahmen nach den beiden noch flüchtigen Straftätern dauerten an.
Vor kurzem war am Wuppertaler Hauptbahnhof ein Mann aus einem Zug geholt und festgenommen worden, weil ein Augenzeuge ihn für Staub gehalten hatte. Dieser Verdacht hatte sich nicht bestätigt.
Die linksextremistische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) galt in der Bundesrepublik über Jahrzehnte als Inbegriff von Terror und Mord. Insgesamt ermordete die RAF mehr als 30 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Opfer waren unter anderem Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Die RAF löste sich 1998 auf. Staub, Klette und Garweg werden der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet. Vertreter der Generation sollen den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und den Treuhand-Chef, Detlev Karsten Rohwedder, umgebracht haben. (dpa)