Liefert die Bundesrepublik keine „Marder“-Schützenpanzer an die Ukraine, weil die Schweiz eine damit verbundene Ausfuhr eidgenössischer Munition verweigert? Diese Annahme hatte ein Bericht der Zürcher „Sonntagszeitung“ nahegelegt, wonach die Schweiz in Deutschland dafür mitverantwortlich gemacht werde, dass keine deutschen „Marder“ an die Ukraine geliefert werden könnten.

Das Schweizer Wirtschaftsministerium hatte sich daraufhin von dieser Lesart distanziert und erklärt, ob die angefragte Munition mit der diskutierten Lieferung von Marder-Schützenpanzern an die Ukraine zu tun habe, gehe aus den Anfragen aus Deutschland nicht hervor.

Sowjet-Material statt deutscher Waffen

Unterdessen gilt weiterhin, dass die Bundesregierung eine Unterstützung der Ukraine durch „Marder“-Schützenpanzer nicht erwägt, sondern einen Ringtausch organisieren will, in dessen Rahmen die Slowakei Panzer sowjetischer Bauart an die Ukraine abgibt und dafür als Ersatz modernes Gerät aus deutscher Produktion erhält.

Eine Lieferung des Waffensystems „Marder“ an die Ukraine würde indessen nicht an einem Schweizer Munitions-Veto scheitern. „Die Waffenanlage des Marder verschießt eine 20-Millimeter Standardmunition, die praktisch auf der ganzen Welt hergestellt wird“, äußert sich ein hoher Bundeswehr-Offizier auf Anfrage gegenüber dem SÜDKURIER. „Die Einsatzfähigkeit des Marder wird nicht von Munition aus Schweizer Produktion beeinflusst“, so der Fachmann.

Bordwaffe ist technisch schon 50 Jahre alt

Die 20-Millimeter-Maschinenkanone Rh 202 des „Marder“ stammt aus den späten 60er-Jahren und wurde von der Firma Rheinmetall gebaut, die das Waffensystem noch heute betreut und nachrüstet. Es kann sowohl mit panzerbrechenden Hartkerngeschossen als auch mit Sprengbrandmunition bestückt werden. Mit bis zu 1030 Schuss in der Minute hat die Rh 202 eine hohe Schussfolge und macht den „Marder“ zu einer nach wie vor hoch wirksamen Waffe, zumal er zusätzlich mit modernen Panzerabwehrlenkraketen nachgerüstet wurde.

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Diese Mittelkaliber-Munition wird nicht nur in Deutschland oder der Schweiz, sondern auch in anderen Nato-Staaten wie Frankreich und England produziert. Die Unterschiede sind minimal und haben praktisch keinen Einfluss auf die Bedienung der Waffe. Über das Herkunfts- und das Empfängerland gibt eine Losnummer Auskunft, die auf die Geschosshülse aufgeprägt ist.

Schweizer Hersteller ist in deutscher Hand

Die Schweiz spielt allerdings als Munitionshersteller eine durchaus gewichtige Rolle. So gilt die RWM Schweiz AG mit Fertigungen in Zürich, Studen und Altdorf als einer der weltweit führenden Hersteller von Mittelkaliber-Munition. Da das Unternehmen eine Tochter von Rheinmetall ist, könnte hier der Ursprung des wohl fälschlich konstruierten Zusammenhangs mit dem Schützenpanzer „Marder“ liegen.