Der Kriegsfall in Deutschland ist unwahrscheinlich. Dennoch schadet es nicht, auf einen Notfall vorbereitet zu sein. Die Behörden geben klare Empfehlungen, was sinnvoll ist und was unnötig und welche Vorsorge möglicherweise sogar gesundheitsgefährdend ist. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wann wird ein Katastrophenfall ausgerufen?
Das Land kann den Katastrophenfall ausrufen, wenn Naturkatastrophen wie Hochwasser, Orkane oder Erdbeben eintreten, die großen Schaden hervorrufen können. Auch schwere Unfälle auf der Straße, der Schiene, zu Wasser und in der Luft können zum Katastrophenfall werden. Ebenso zählen Unfälle in einem Kernkraftwerk oder Terroranschläge mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen dazu.

Wie wird man gewarnt, wenn ein Katastrophenfall eintritt?
Die Sirenen-Anlagen, die im Kalten Krieg noch Standard waren, wurden inzwischen teilweise ersetzt. Wer sichergehen will, ob in seinem Heimatort Sirenen zur Warnung eingesetzt werden, muss tatsächlich die Gemeindeverwaltung fragen.
Das Land Baden-Württemberg setzt aber auch auf die Warn-App Nina, die man sich aus dem App-Store auf sein Smartphone herunterladen kann. Dort wird auch vor extremen Wetterlagen in der Heimatregion gewarnt oder über sonstige Störfälle informiert.

Bevorratet Deutschland Jodtabletten?
Ja. Baden-Württemberg hält 35 Millionen hochdosierte Jodtabletten bereit. Der Bestand soll ausgegeben werden, falls es zu einer nuklearen Katastrophe kommt. Die Jodtabletten würden dann über die vier Regierungspräsidien in die Kommunen verteilt werden.
Ist es sinnvoll, zur Vorsorge Jodtabletten einzunehmen?
Nein. Davon raten Mediziner strikt ab. Die prophylaktische Einnahme schützt nicht und birgt sogar gesundheitliche Risiken. Die Tabletten sollen nur dann eingenommen werden, wenn die Behörden dazu auffordern.

Gibt es überhaupt noch richtige Schutzräume?
Öffentliche Schutzräume gibt es so nicht mehr. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät aber dazu, sich im Fall von Kontamination mit chemischen oder nuklearen Stoffen in Innenräume zu begeben, die möglichst keine Fenster haben, und Räume, die Außenwände haben, zu meiden.
Wo kann ich Schutz suchen, wenn ich nicht zu Hause bin?
Wer nicht zu Hause ist, sollte nach Möglichkeit Innenräume aufsuchen, idealerweise unterirdisch. U-Bahn-Stationen etwa, die es in der Region allerdings nicht gibt, oder auch Kellerräume können gegebenenfalls Schutz bieten.
Wie wahrscheinlich ist es, dass wir angegriffen werden?
Der ist sehr unwahrscheinlich. Die Nato hat klargestellt, dass sie nicht in den Krieg in der Ukraine eingreifen wird. Ein Angriff seitens Russland auf Mitglieder der Nato gilt nicht als sehr wahrscheinlich. In diesem Fall würde aber die Bündnisklausel des Nato-Vertrags greifen. Laut Artikel 5 steht die Allianz ihren Mitgliedern dann bei. Sie müssen sich also nicht allein verteidigen.
Wie sollte ich mich in diesem Fall verhalten?
Es ist sinnvoll, einen Notvorrat und ein Notgepäck bereit zu haben, rät das Bundesamt für Katastrophenschutz ganz grundsätzlich. Beispielsweise werden immer noch alte Fliegerbomben gefunden, bei ihrer Entschärfung müssen Anwohner ihre Häuser verlassen. Für solche Fälle sollte man vorbereitet sein, heißt es seitens des Amts.

Wie sollte ich vorsorgen?
Um ein paar Tage außer Haus zurechtzukommen, sollten die wichtigsten Dinge zur Hand sein. Das sind laut BBK persönliche Medikamente, Erste-Hilfe-Material, ein batteriebetriebenes Radio und Reservebatterien (der Smartphone-Akku wird irgendwann leer sein), um informiert zu bleiben.
Auch die wichtigsten Dokumente sollte man dabei haben, ebenso wie Verpflegung für zwei Tage, Wasser, Essgeschirr für unterwegs, eine Taschenlampe, einen Schlafsack, Kleidung für ein paar Tage sowie Hygieneartikel. Auch eine Schutzmaske sollte nicht fehlen – hier bieten sich die FFP2-Masken aus der Corona-Pandemie an.
Welche Lebensmittel sollte man bevorratet haben?
Die Lebensmittel sollten in jedem Fall länger haltbar sein – Nudeln, Reis und Konserven etwa. Auch Getränke sollten ausreichend vorhanden sein, um den Bedarf von zwei Litern am Tag zu decken. Der Vorrat sollte für etwa zehn Tage ausreichen und immer wieder nachgefüllt werden. Am einfachsten geht das, wenn man beim Einkaufen nicht nur für den aktuellen Bedarf einkauft, sondern ein paar Packungen zusätzlich mitnimmt.
Wie bereite ich mein Kind auf den Notfall vor?
Falls Kinder von den Eltern getrennt werden, sollten sie unbedingt einen Brustbeutel oder Ähnliches mit Namen, Geburtsdatum und Anschrift bei sich tragen.
Wie spreche ich mit Kindern über Krieg?
Kinder spüren die Sorge der Erwachsenen, deshalb sollten Eltern ihren Kindern ruhig und so einfach wie möglich erklären, weshalb sie besorgt sind, und Fragen der Kinder offen und ehrlich beantworten. Nachrichten sollten die Kinder nicht allein schauen, besser nur Kindernachrichten, die die Informationen kindgerecht aufbereiten.