Judith Schönenberger (Thurgauer Zeitung) und Timm Lechler (SÜDKURIER)

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die Menschen im Kanton Thurgau. „Die Gemeinden und verschiedene kantonale Ämter haben per Telefon oder Mail Hilfsangebote für die Ukraine erhalten, zudem gab es Anfragen via soziale Medien“, sagt Markus Zahnd, Leiter des kantonalen Informationsdienstes. Solche Angebote soll nun die Anlaufstelle bündeln und koordinieren. Die Hilfsbereitschaft ist laut Zahnd groß: „Viele Menschen wollen Sachen spenden, einige wären aber auch bereit, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen.“

Nicht nur um ihre Hilfe anzubieten, sondern auch, weil sie um ihre eigene Sicherheit besorgt sind, melden sich Personen bei den Behörden. Daniel Engeli vom kantonalen Amt für Bevölkerungsschutz schätzt, dass in den ersten Tagen des Monats rund 1000 Anfragen zu Schutzräumen, Jodtabletten und Notvorrat bei Kanton und Gemeinden eingegangen sind. Er betont gleichzeitig, dass momentan keine erhöhte Gefahr für die Bevölkerung bestehe.

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Im Kanton Thurgau gibt es rund 9000 Schutzräume. In diese müsste sich die Bevölkerung zurückziehen, wenn der Bundesrat aufgrund eines bewaffneten Konflikts die Verstärkung des Bevölkerungsschutzes anordnen würde. In welchen Schutzraum sie gehen muss, erfährt jede Person zuvor per Brief von ihrer Wohngemeinde, erklärt Thomas Ribi. Er ist beim kantonalen Amt für Bevölkerungsschutz und Armee zuständig für Schutzbauten.

„Überbelegung der Schutzräume ist möglich“

Die Gemeinden sind dafür verantwortlich, genügend Schutzräume für ihre Einwohner bereitzustellen. 28 der 80 Thurgauer Gemeinden haben in ihren Schutzräumen Platz für alle Einwohner oder sogar mehr. Diese sogenannte Schutzplatzabdeckung beträgt im Thurgau insgesamt 98 Prozent. „Eine kleine Überbelegung der Schutzräume ist möglich, deshalb sind trotzdem Plätze für alle da“, sagt Ribi. Meist sind es Gemeinden mit wenig Bauland, die keine hundertprozentige Schutzplatzabdeckung erreichen.

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Pro Jahr entstehen im Thurgau rund 30 bis 40 neue Schutzräume. Einerseits, weil im Kanton viel gebaut wird, andererseits, weil die Bevölkerung stark wächst. Ein Fünftel aller Schutzräume sind öffentliche Schutzräume und gehören den Gemeinden, der Rest sind Schutzräume in privaten Bauten. Wo genau sich im Thurgau Schutzräume befinden, ist auf der Website map.geo.tg.ch einsehbar.

Dürften auch Deutsche in die Schutzräume?

Könnten auch Bürger aus Konstanz im Falle eines Krieges Zuflucht in der Schweiz suchen? Laut Thomas Ribi sei das eher nicht möglich. Die Schutzraumabdeckung reiche lediglich aus, um jedem Schweizer Einwohner einen Schutzplatz zu stellen. Im Ernstfall würden Deutsche also wohl eher keinen Platz in der Schweiz finden. Zu Zeiten des Kalten Krieges gab es laut Thomas Ribi zwar Schutzräume im Arbeitsbereich, die dann auch von deutschen Arbeitnehmern in der Schweiz hätten genutzt werden können. Heute gebe es diese Regelung jedoch nicht mehr.

Anders gestaltet sich das bei der deutschen Bevölkerung, die beispielsweise in Kreuzlingen oder einer anderen grenznahen Gemeinde wohnt. Denn die Schutzplatzabdeckung fuße auf einem Bundesgesetz, dass für jeden Einwohner in der Nähe des Wohnsitzes einen Schutzplatz vorsehe. „Wenn er gemeldet ist, hat er auch einen Schutzplatz“, sagt Thomas Ribi dazu schlicht. Der Zuweisungsplan würde von der Gemeinde über die Einwohnermeldedaten erstellt, jeder Einwohner bekomme dann ein entsprechendes Schreiben nach Hause geschickt.

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