Künftig will die Bundesregierung Bürgerinnen und Bürger in Deutschland schon früh bei der kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge unterstützen. Mit der Einführung der sogenannten Frühstart-Rente sollte dieses Vorhaben eigentlich zum 1. Januar 2026 umgesetzt werden. Doch der Startzeitpunkt droht sich jetzt nach hinten zu verschieben. Warum sich die Einführung verzögern könnte und wie die Finanzbranche Druck auf die Regierung ausübt, lesen Sie hier.
Was ist die Frühstart-Rente und wie funktioniert sie?
Die Frühstart-Rente ist ein entscheidender Bestandteil der geplanten Rentenreform, die Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart haben. Das Ziel dahinter: Menschen in Deutschland sollen sich bereits in jungen Jahren mit dem Kapitalmarkt und der privaten Altersvorsorge auseinandersetzen und so frühzeitig für das Thema sensibilisiert werden. So schreiben es CDU und CSU in ihrem Wahlprogramm.
Der ursprüngliche Zeitplan sah laut Koalitionsvertrag vor, dass ab 1. Januar 2026 alle Kinder und Jugendlichen ab sechs Jahren, die in Deutschland eine Bildungseinrichtung besuchen, pro Monat zehn Euro vom Staat erhalten. Dieses Geld soll bis zum 18. Geburtstag des Kindes in ein persönliches, privatwirtschaftlich organisiertes Vorsorgedepot fließen. Danach können die Anleger selbst bis zum Rentenbeginn einzahlen. Die Erträge bleiben dabei steuerfrei. Mit Erreichen der Regelaltersgrenze kann das angelegte Geld dann ausgezahlt werden.
Nach Angaben der WirtschaftsWoche bleiben im Koalitionsvertrag allerdings einige Details des neuen Rentenmodells unklar: Wer das Depot verwaltet, welche Anlageprodukte gestattet sind, wie das Geld konkret investiert wird und wie viel pro Jahr maximal selbst eingezahlt werden kann, ist bislang nicht festgelegt. Und auch wie das Vorhaben aus dem Bundeshaushalt finanziert werden soll, bleibt zunächst offen, wie die Tagesschau berichtet.
Warum verschiebt sich die Einführung der Frühstart-Rente womöglich auf 2027?
Zusätzlich zu diesen ungeklärten Fragen steht jetzt auch noch der Zeitplan für die Einführung der Frühstart-Rente auf der Kippe. Der Koalitionsausschuss von Union und SPD einigte sich zwar darauf, die Frühstart-Rente zusammen mit der Aktivrente und dem Betriebsrentenstärkungsgesetz im Herbst 2025 durchs Kabinett zu bringen. Ein konkreter Zeitpunkt für die Umsetzung wurde allerdings nur für die beiden letzteren Maßnahmen festgelegt. Anfang 2026 sollen also lediglich die Aktivrente und das Betriebsrentenstärkungsgesetz eingeführt werden. Für die Frühstart-Rente bedeutet das: Sie könnte womöglich erst 2027 kommen. Das berichtet das Nachrichtenportal t-online.
Woran hakt es also bei der Frühstart-Rente? Es gäbe derzeit noch viele Unklarheiten, was die technische Umsetzung des Modells angeht, heißt es laut Capital aus Unionskreisen. CDU-Finanzpolitiker Carsten Brodesser erklärte dem Wirtschaftsmagazin, dass momentan vor allem der Nachweis des Schulbesuchs eine große Herausforderung darstelle. Man müsse klären, mit welchen Möglichkeiten der Staat eindeutig und datenschutzkonform prüfen kann, ob ein Kind tatsächlich eine Schule in Deutschland besucht und damit die Voraussetzung für den Erhalt der Frühstart-Rente erfüllt.
Finanzbranche macht Druck: Unternehmen fordern schnelle Einführung der Frühstart-Rente
Der Finanzbranche geht die Umsetzung der geplanten Rentenreform viel zu langsam voran. Darum will sie jetzt den Druck auf die Politik erhöhen: In einem am 9. Juli 2025 veröffentlichten gemeinsamen Positionspapier fordern mehr als 30 Digitalbanken, Broker und Vermögensverwalter mehr Tempo bei der Neugestaltung der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge. Die Finanzunternehmen sprechen sich für eine schnelle Einführung der geplanten Frühstart-Rente aus und führen darüber hinaus eigene Reformideen an.
So plädieren die Unterzeichner dafür, dass Eltern, Großeltern und andere freiwillig in die Frühstart-Rente einzahlen dürfen. Mit dem 18. Geburtstag solle das Kinderdepot zudem automatisch und reibungslos in ein Altersvorsorgedepot übergehen. Unterstützt wird die gemeinsame Erklärung unter anderem von den Digitalbanken N26 und DKB, Trading-Apps wie Scalable Capital oder Smartbroker sowie den Fondsanbietern BlackRock und Vanguard.