1. Bewegung ist nicht alles. Ja, der Sport lebt von Bewegung. Athletik. Muskelkraft. Aber tut er das ausschließlich? Oder ist die Bewegung einfach nur ein Teil eines großen Sportbegriffs, der weitaus mehr umfasst? Klar ist, viele Sportarten wie Fußball, Handball und auch die Formel 1 brauchen trainierte Sportler, die fit sein müssen. Manche Sportarten leben jedoch von mentalen Fähigkeiten, Technik und Präzision, so wie Schachspieler, Sportschützen oder Dart-Profis. Auch die Leistung der E-Sportler verlagert sich eher in den Präzisions- und nicht in den athletischen Bereich. Je nach Spiel erreichen die Gamer 400 Klicks pro Minute an Tastatur und Maus, brauchen eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit und eine gute Hand-Augen-Koordination.
    Ein Fußballspiel auf dem Bildschirm beim “Grand Final„ der Virtual Bundesliga (VBL).  Seit ihrer Einführung erfreut sich die ...
    Ein Fußballspiel auf dem Bildschirm beim “Grand Final„ der Virtual Bundesliga (VBL). Seit ihrer Einführung erfreut sich die VBL großer Popularität mit zuletzt mehr als 120.000 Teilnehmern alleine in Deutschland. | Bild: Christoph Soeder
  2. Sportlicher Wettkampf. Apropos Dart und Schach. Diese Sportarten sind vom DOSB anerkannt, genau wie Tischfußball. Diese Beispiele zeigen noch einmal, dass die Bewegung nicht das einzige Kriterium für Sport sein kann. Diese Exoten unter den Sportarten verbinden etwas, was auch der E-Sport in sich trägt. Einen Sportgedanken, der jenseits vom Schuften im Trainingsraum liegt. Es ist das Formieren als Mannschaft, der Wille zu trainieren, Taktiken zu erarbeiten und sich stetig zu verbessern. Dazu kommt der Gedanke, sich in Ligen zu organisieren und sich mit anderen Mannschaften zu messen – auch ohne Muskelkraft. Der sportliche Wettkampfgedanke ist in Dart und Tischfußball genauso vorhanden wie in den athletischen Sportarten – und so auch im E-Sport.
    Mohammed „MoAuba“ Harkous hat 2019 die Weltmeisterschaft im Sportspiel Fifa gewonnen.  Er war Nationalspieler der E-Sport ...
    Mohammed „MoAuba“ Harkous hat 2019 die Weltmeisterschaft im Sportspiel Fifa gewonnen. Er war Nationalspieler der E-Sport Sparte des Fußbalvereins Werder Bremen. | Bild: Christoph Soeder
  3. Messbare Leistungen. Zocker schwitzen nicht, sie sitzen nur. Dieser Gedanke wird vielen in den Sinn kommen, wenn sie an E-Sport denken. Auf den ersten Blick sieht deren Leistung alles andere als sportlich aus. Dabei wurde mittlerweile von der Sporthochschule in Köln gemessen, dass Stressreaktionen wie der Ausstoß des Stresshormons Cortisol vorhanden sind, vergleichbar mit dem bei Elfmeterschützen im Fußball. Auch der Pulsschlag liegt bei 140 bis 150 Schlägen, was einem Rennfahrer gleicht. Das macht E-Sportler natürlich lange nicht zu den Athleten, die einen Formel 1 Boliden fahren und lenken. Es zeigt aber, dass der Körper gehörig unter Stress steht – und eine Leistung vorhanden ist.
    Die Mannschaft „Team Liquid“ berät sich vor einer Partie beim E-Sport-Turnier „The International 2018“ im Spiel ...
    Die Mannschaft „Team Liquid“ berät sich vor einer Partie beim E-Sport-Turnier „The International 2018“ im Spiel Dota 2. The International ist ein alljährlich stattfindendes E-Sport-Meisterschaftsturnier, das vom US-amerikanischen Spieleentwickler Valve veranstaltet wird. 2019 überschreitet der Preispool 34 Millionen US-Dollar. | Bild: dpa
  4. Nur eine Frage der Zeit Der E-Sport ist neu und hat auch einen Makel: Das Bild der Pizza und Chips essenden „Couchpotato“, die abends auf der Couch sitzt und zockt. Dabei sind professionelle Teams längst gut organisiert und spielen auf Wettkampfniveau, die virtuellen Partien haben sich von kleinen Garagenevents zu riesigen Veranstaltungen entwickelt. Und immer mehr Jugendliche wachsen bereits mit den Computer- und Konsolenspielen auf. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis das Thema erneut auf dem Tisch landet. Länder wie zum Beispiel Südkorea, die USA, Russland, Schweden und Brasilien haben den E-Sport schon als Sport anerkannt. Profi-E-Sportler haben in den USA bereits die begehrten Athletenvisa, wie sie Olympiateilnehmer bekommen, erhalten.
    Teilnehmer des E-Sport-Events “ESL One Hamburg„ spielen in der Barclaycard Arena das Computerspiel “Dota 2„. ...
    Teilnehmer des E-Sport-Events “ESL One Hamburg„ spielen in der Barclaycard Arena das Computerspiel “Dota 2„. Schon 2017 war der erste Platz mit 500.000 US-Dollar dotiert. | Bild: Daniel Bockwoldt
  5. Gewalt ist kein Ausschlusskriterium. Bei Counter-Strike, einem sogenannten Ballerspiel, das als E-Sport ausgeübt wird, schießt man auf Menschen. Virtuelle Menschen. Kritiker sagen, solche Gewaltätigkeiten könnten kein Sport sein. Ein Blick in die Ringe des Kampfsports wie dem Boxen, dem Kickboxen und dem MMA – dem Mixed Martial Arts – beweist allerdings das Gegenteil. Nicht virtuell, sondern mit körperlicher Gewalt gehen die Kontrahenten dort aufeinander los. Und überspitzt gesagt: Simuliertes Töten ist auch ohne den E-Sport olympisch und nennt sich Fechten. Gestorben ist am Ende keiner. Weder beim Fechten, noch bei den virtuellen Spielen.