Milan Sako und Marco Scheinhof
  1. Seit wann werden Nordische Ski-Weltmeisterschaften ausgetragen? Die Tradition reicht weit zurück. Bei der Premiere im französischen Chamonix 1924 standen lediglich vier Wettbewerbe auf dem Programm. Seit 1985 finden die Titelkämpfe im Zwei-Jahres-Rhythmus statt. Deutschland richtete 1931 in Oberhof erstmals die Wettbewerbe aus. Oberstdorf folgte mit zwei Weltmeisterschaften 1987 und zuletzt 2005. Vor 16 Jahren stürmten rund 350 000 Wintersportfans die Marktgemeinde unter dem Nebelhorn und ließen die WM zur Partymeile werden. 2021 dürfen wegen der Corona-Pandemie gerade mal 4500 Gäste vor Ort sein. Die größten Gruppen machen Sportler und Betreuer (1650), Helfer (1400) und Journalisten (800) aus.
  2. Welche Sportarten sind bei der Nordischen WM zu sehen? Im Grunde zwei: Skilanglauf und Skispringen. Dazu kommt die Nordische Kombination, in der zuerst gesprungen und dann gelaufen wird. Die meisten Entscheidungen werden im Langlauf (12) vergeben, gefolgt vom Skispringen (7) und der Kombination (5).
  3. Welche Laufstile gibt es im Skilanglauf? Es gibt zwei Laufstile. Im klassischen Stil bleiben die Beine zusammen, die Sportler laufen in einer angelegten Spur. Der klassische Langlauf ist die Ursprungsform dieser Sportart, sie ist auch etwas leichter zu erlernen als der Skating-Stil. Der erfordert andere Ski, um ins Gleiten zu kommen. Beim Skaten fährt der Sportler, ähnlich wie beim Schlittschuhlaufen, mit nach außen gespreizten Beinen. Diese Technik ist schneller. Deshalb darf im klassischen Wettbewerb nur klassisch gelaufen werden.
  4. Was ist ein Skiathlon? Hier werden beide Stile kombiniert, der beste Allrounder wird gesucht. Die Läufer starten im Massenstart im klassischen Stil und wechseln nach der Hälfte die Ski und die Stöcke. Die zweite Hälfte des Rennens wird im Skatingstil zurückgelegt.
  5. Wo liegen die Unterschiede im Massenstart, Einzelstart und im Sprint? Der Name sagt es: Der Sprint geht über eine kurze Distanz. Zunächst werden im Prolog die schnellsten 30 Sprinter ermittelt. Es folgen fünf Viertelfinals und zwei Halbfinals mit jeweils sechs Athleten. Im Finale kämpfen wiederum sechs Starter um die Medaillen. Spannung ist garantiert, ebenso im Massenstart. Zwar geht es am Anfang drunter und drüber, aber bald kristallisiert sich nach Überholmanövern und Positionskämpfen eine Führungsgruppe heraus. Vorteil für den Zuschauer: Wer als Erster ins Ziel kommt, ist auch der Sieger. Im Einzelstart ist das Renngeschehen unübersichtlicher. Die Läufer starten in 30-Sekunden-Intervallen auf die Strecke, für jeden läuft die Uhr. Erst, wenn der letzte Starter im Ziel ist, steht der Sieger fest.
  6. Was ist der Teamsprint? Zwei Läufer treten als Mannschaft an und laufen abwechselnd je drei Runden. Es geht direkt mit den Halbfinals los. Die zehn schnellsten Teams qualifizieren sich fürs Finale. Jedes Land darf nur ein Team stellen.
  7. Welche Wettbewerbe gibt es im Skispringen? Es gibt Wettbewerbe im Einzel, der Mannschaft und im Mixed, jeweils von der Normal- als auch von der Großschanze. Die Frauen sind seit 2009 bei der WM dabei, das war ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Allerdings bestreiten sie ihren Teamwettbewerb nur von der kleineren der beiden Schanzen. Dafür dürfen sie in Oberstdorf erstmals ihre Einzelweltmeisterin von der Großschanze ermitteln. Ihr Teamwettbewerb war erstmals kurzfristig zur WM 2019 in Seefeld ins Programm genommen werden. Nur im Skifliegen dürfen die Frauen noch nicht ran, das zu ändern, ist ein großes Ziel.
  8. Warum reicht der weiteste Sprung nicht immer zum Sieg? Beim Skispringen spielen viele Faktoren eine Rolle. Natürlich ist die Weite wichtig, genauso die Haltungsnoten und die Windverhältnisse. Wer viel Aufwind hat, bekommt Windpunkte abgezogen, während Springer mit Rückenwind Bonuspunkte bekommen. So kommt es zustande, dass auch ein kürzerer Sprung bei schlechteren Windverhältnissen zu mehr Punkten führen kann. Zudem ist entscheidend, aus welcher Luke die Springer starten. Wer weniger Anlauf hat, kann im Optimalfall Punkte gutmachen.
  9. Was ist der Reiz der Nordischen Kombination? Die Kombinierer bestechen durch ihre Vielfältigkeit. Sie müssen den Mut und die Technik haben, ordentlich von der Schanze zu springen. Sie brauchen aber auch die Ausdauer, um sich in der Loipe zu behaupten. Die Kombination wird gerne als Königsdisziplin bezeichnet. In Oberstdorf werden erstmals Frauen in der Nordischen Kombination um Medaillen kämpfen. Ihre Weltcup-Premiere hatten sie am 18. Dezember 2020 gefeiert, nun folgt gleich die erste WM. Nur an den Olympischen Spielen 2022 dürfen die Kombiniererinnen noch nicht teilnehmen.
  10. Was ist die Gundersen-Methode? Früher war direkt nach dem Langlaufen noch nicht klar, wer den Kombinationswettbewerb gewonnen hatte. Da wurden erst nach dem Ende beider Wettbewerbe die Punkte fürs Springen und den Langlauf ermittelt, wodurch der Sieger feststand. Der Norweger Gunder Gundersen entwickelte in den 1980er Jahren eine Methode, mit der sich die Zeitabstände aus dem Skispringen ermitteln ließen und mit denen die Läufer in die Loipe mussten. Wer also als Erster das Ziel erreicht, ist damit auch der Sieger.
  11. Wie sieht der Zeitplan in dieser Woche aus? Am Donnerstag geht es los. Ab 15.15 Uhr stehen Langlauf, Sprint Finals, Frauen und Männer, klassisch auf dem Programm. Ab 17 Uhr folgen die Einzelwettbewerbe der Skispringerinnen auf der Normalschanze. Das weitere Programm: Freitag: 10.15 Uhr: Kombination, Einzel, Männer; 16 Uhr: Kombination, Einzel, Männer, 10 km Langlauf; 17.15 Uhr: Skispringen, Team, Frauen, Normalschanze. Samstag: 10 Uhr: Kombination, Einzel, Frauen, Normalschanze, 11.45 Uhr: Langlauf, Skiathlon, Frauen, 15 km, 13.30 Uhr: Langlauf, Skiathlon, Männer, 30 km, 15.30 Uhr: Kombination, Einzel, Frauen, 5 km Langlauf, 16.30 Uhr: Skispringen, Einzel, Männer, Normalschanze. Sonntag: 10 Uhr: Kombination, Team, Männer, Normalschanze, 13 Uhr: Langlauf, Teamsprint, Frauen und Männer, freie Technik, 15 Uhr: Kombination, Team, Männer, 4x5 km Langlauf, 17 Uhr: Skispringen, Mixed-Team, Normalschanze