Ralf Mittmannsport@suedkurier.de

Ach, hätte sie doch ein Herz gehabt für Pokal-gebeutelte Freiburger, die römische Glücksgöttin Fortuna. Dann, ja dann, wäre dem SC Freiburg gegen RB Leipzig möglicherweise die zweite Niederlage gegen die Sachsen binnen fünf Tagen erspart geblieben. Fortuna aber zeigte den Südbadenern schnöde die kalte Schulter und am Ende jubelte der Gegner über einen 1:0-Erfolg.

Natürlich war Leipzig wieder überlegen. Im Gegensatz zum 1:5 im Pokal-Halbfinale standen die Freiburger diesmal zwar kompakter und sie waren auch bissiger im Zweikampf. Aber auch das genügte nicht, um die starken „Bullen“ zu kontrollieren. „Manchmal kannst Du es nicht verteidigen“, erklärte SC-Trainer Christian Streich, „weil es einfach zu gut gespielt ist.“

Ja, auch die Bundesligapartie hätte früh für Leipzig entschieden sein können. Werner aus fünf Metern – Pfosten (5.); Werner aus zehn Metern – drüber (10.). Szoboszlai frei vor SC-Torwart Flekken – abgewehrt (17.); Nkunku frei vor Flekken – verstolpert (27.). Vier exzellente Torchancen, doch 0:0 zur Halbzeit – und damit zu Signora Fortuna.

Kein Elfmeterpfiff

In Minute 16 eroberte sich Noah Weißhaupt die Kugel, entwischte Willi Orban und lag plötzlich am Boden. Der Leipziger Koloss hatte dem Freiburger Leichtgewicht einen Schubs gegeben, worauf Weißhaupt aus dem Tritt kam und mit einem Bein im Rasen hängen blieb. Elfmeter? Schiedsrichter Tobias Welz winkte ab. “Da hatten wir kein Glück“, befand Christian Streich. Richtig ist: Hätte Welz auf Strafstoß entschieden, wäre dieser vom VAR kaum zurückgeholt worden. Das galt allerdings zurecht auch für den Nicht-Pfiff.

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Dann die Minute 49. Vincenzo Grifo zog an der Mittellinie den Sprint an und wurde von Amadou Haidara touchiert. Von den Tribünen aus eine klare Sache: Foul, Konter verhindert, gelbe Karte und damit Gelb-Rot für den schon verwarnten Haidara. Welz pfiff auch, doch die Karten ließ er in der Tasche stecken. “Das ist schwer zu akzeptieren“, sagte Christian Streich, sein Unverständnis erläuterte er so: “Es war ein Konter, wenn da einer nicht schon die gelbe Karte hatte, kriegt er sie auf jeden Fall. Und warum jetzt dann nicht?“

Kampl schockt Freiburg

Schließlich Minute 73. Da bekam der für Haidara eingewechselte Kevin Kampl von SC-Verteidiger Manuel Gulde im unfreiwilligen Doppelpass den Ball vor die Füße gespielt und konnte locker zum 0:1 einschlenzen. Streich sarkastisch: “Da hatten wir auch kein Glück.“ Ein letztes Mal schaute Fortuna weg, als in der Nachspielzeit der eingewechselte Nils Petersen an RB-Torwart Janis Blaswich scheiterte und Höler den Abstauber etwas ungelenk verpasste. Statt mit links gegen den Ball zu treten hätte er die Kugel auch stoppen und mit rechts draufhalten können.

Nun geht‘s für die Freiburger zum punktgleichen Union Berlin, womöglich ein Endspiel um die Champions-League-Teilnahme. Das Hinspiel gewannen sie 4:1, “das war überraschend und wird so nicht mehr kommen“, sagt der Trainer. Streich ist aber überzeugt, dass seine allmählich von einer Saison mit bereits 44 Pflichtspielen gezeichneten Jungs “wieder alles reinschmeißen werden. Und dann gibt‘s einen Mordskampf auf des Messers Schneide“.