Die Siege der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich und Holland im März haben die Hoffnung auf ein „Sommermärchen 2.0“ geschürt. Eine erfolgreiche Europameisterschaft wäre nicht nur im Sinn der Fußballfans, sondern auch der TV-Sender.
Zwar teilen sich diesmal gleich vier Fernsehveranstalter die Kosten für die teuren Senderechte, aber sollte das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann ähnlich früh scheitern wie bei den letzten Turnieren, wäre die kostspielige Lizenzware nur noch die Hälfte wert.
Mit ARD, ZDF, Magenta TV und der RTL-Gruppe hat sich eine Allianz gefunden, die auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt.
Kopf des Quartetts ist die Deutsche Telekom; sie besitzt nicht nur die Senderechte, sondern sorgt als offizieller Uefa-Partner für Telekommunikationsdienste auch für die Vernetzung der zehn Austragungsstädte, der 24 Mannschafts- und Trainingsquartiere sowie aller offizieller Fanzonen.
Magenta TV hat Exklusivrechte
Das kostenpflichtige Magenta TV wirbt mit der Devise „EM-Total“ und bietet nach eigenen Angaben „die längsten Liveprogrammstrecken aller Anbieter“ mit sämtlichen 51 Partien, darunter exklusiv vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale.
Ein besonderes Angebot ist der Taktikkanal, in dem Trainer und Experten das Spiel aus spezieller Perspektive kommentieren.
RTL zeigt zwölf Begegnungen. Die beiden Partner nutzen nicht nur dasselbe Studio, auch das von der Telekom als „Nationalmannschaft der Sportberichterstattung“ gepriesene Team rund um Moderator Johannes B. Kerner ist identisch.
Gewohnte Besetzung bei ARD und ZDF
Zu den Sachverständigen zählen bewährte Kräfte wie Michael Ballack, Lothar Matthäus und Tabea Kemme, die in gleicher Funktion regelmäßig bei Dazn, Sky oder RTL mitwirken.
Auch bei ARD und ZDF gibt es hinsichtlich der Aufstellungen keine Überraschungen: Das „Erste“, das am 14. Juli das Finale übertragen wird, setzt wie gewohnt auf Esther Sedlaczek und Alexander Bommes, die durch Bastian Schweinsteiger, Almuth Schult und Thomas Hitzlsperger unterstützt werden, das „Zweite“ auf Jochen Breyer und Katrin Müller-Hohenstein sowie die Experten Christoph Kramer, Per Mertesacker und René Adler.
Aus dem DFB-Hauptquartier in Herzogenaurach meldet sich für die ARD, die außerdem digital alle Spiele als „Audio-Vollreportage“ anbietet, Lea Wagner. Für das ZDF hält dagegen Sven Voss das Publikum zwischen den deutschen Partien auf dem Laufenden.
Das sind die EM-Kommentatoren
Die Vor- und Nachberichterstattung hat allerdings für die große Mehrheit der Fußballfans bei weitem nicht den gleichen Stellenwert wie die Übertragungen der Spiele. Für sie zählt vor allem, wer in den Stadien am Mikrofon sitzt; dieses Personal wird daher auch regelmäßig zur Zielscheibe von Beleidigungen im Netz.
Für die ARD kommentieren Christina Graf (SWR), Tom Bartels (WDR) und Gerd Gottlob (NDR), fürs ZDF Claudia Neumann, Oliver Schmidt und Martin Schneider. Schmidt wird am 14. Juni um 21 Uhr das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland begleiten; den Star der Branche, Wolff Fuss (Sky), hat wie zuletzt Magenta TV verpflichtet.
Fokus soll auf dem Fußball liegen
Anders als bei den WM-Turnieren in Russland (2018) und Katar (2022), als gerade ARD und ZDF ausführlich über soziale Missstände und Menschenrechtsverletzungen informierten, konzentrieren sich die Sender diesmal auf den Fußball.
Das begleitende Programm hat daher vor allem unterhaltenden Charakter. Die ARD beschließt die Fußballtage im „Ersten“ um 23.30 Uhr mit einem Fußballquiz aus einer Bochumer Kneipe.
Für RTL produziert Stefan Raab mit seiner neuen Produktionsfirma Raab Entertainment die tägliche Sendung „Das RTL EM-Studio – Alle Spiele, Tore, Emotionen“ mit Stefan Effenberg.